Ist Sterbehilfe ethisch vertretbar?
Ist es moralisch vertretbar jemandem Sterbehilfe zu geben, wenn er dadurch weniger leidet?
14 Antworten
kurze Antwort: zu kompliziert um hier zu diskutieren da es immer vom Einzelfall abhängt.
Insbesondere stellt sich die Frage, ob der Kranke selbst entscheidet (oder dies getan hat, als er es noch konnte) oder ob die Entscheidung von jemand anderem (z.B. Arzt oder Angehöriger) kommt.
Hallo,
wenn der Leidende selber darum bittet, ja. Selbstverständlich. Es ist ein Grundrecht, ein natürliches Recht, das durch kein Gesetz seine Gültigkeit verliert. Es gibt keine Pflicht zum Leben. Im Gegenteil.
Leider ist die dominierende Moral unserer Gesellschaft, die Gesetzeslage und zum Teil die Psychiatrie selbst durch die Angst vor dem Tod paralysiert und sieht die Dinge nicht ganz klar.
Die unserer Gesellschaft dominierende Moral ist die christliche und daher nicht jedermanns Sache, was die Vertreter dieser Moral nicht abhält, diese anderen aufzuzwingen, weil nicht die Bedürfnisse des Leidenden im Vordergrund stehen, sondern die Unantasbarkeit einer aus der Zeit gefallen Moral. Die Gesetzeslage baut zum Teil auf diese Moral auf und verwehrt den Menschen das natürliche Recht auf ein vorzeitiges Beenden des eigenen Lebens. Und die Psychiatrie hat den Hang zu pathologisieren, das Leben zu idealisieren und den Tod zu bekämpfen, als wäre er Lord Voldemort aus Harry Potter.
Es gibt Länder, wo die aktive Sterbehilfe anders geregelt ist. Hier kannst du dich dadurch strafbar machen, was nicht wenige dazu veranlasst, in die Schweiz oder woanders zu fahren, um dort würdig aus dem Leben scheiden zu können.
In Deutschland wird Selbstbestimmung leider immer noch klein geschrieben. Aber auch das wird sich ändern. Irgendwann.
Hallo Jonathan,
zunächst stelle ich fest Ethik und Moral sind zwei verschiedene Dinge. Moral leitet sich von der darüber liegenden Ethik ab.
Ethik und Ethik sind nicht das Gleiche. So gib es z.B.
- Utilitarismus – alles Nützliche ist gut
- Hedonismus – alles ist gut, was Genuss bereitet
- Eudämonismus – alles was glücklich macht, ist gut
- Prinzipienethik – Gut ist hierbei genau definiert
Auch anzuführen ist die Ethik der Liebe, wie sie von Dr. Albert Schweitzer definiert ist sowie die christliche Ethik.
Die Moral beschreibt und bewertet die Schritte, die in Bezug zur jeweiligen Ethik zielführend sind oder auch nicht.
Ohne eine klare Entscheidung für eine bestimmte Ethik, nach der sich moralisches Handeln richten soll, ist Deine Frage nicht präzise zu beantworten.
Das Problem gesellschaftlicher Entscheidungen liegt darin begründet, dass der Gesellschaft keine Ethik vorgegeben ist. In der Folge geht es bei vielen Menschen um Gefühle, die für oder gegen eine Entscheidung sprechen. Klare Maßstäbe, die auch allgemeingültig sein sollten, fehlen.
Mir scheint, dass viele Menschen die Ethik Eudämonismus bevorzugen. Demnach ist Leiden grundsätzlich abzulehnen. Sterbehilfe wäre also zu befürworten. Ist das oberste Prinzip die christliche Ethik oder die Ethik der Liebe (gemäß Dr. A. Schweitzer) oder der Hedonismus, dann ist Sterbehilfe grundsätzlich abzulehnen, den Sterben bereitet kein Genuss.
Meine persönliche Einstellung: Wenn der Patient das wünscht und auch noch in der Lage ist, diesen Wunsch zu äußern (oder entsprechendes schon vorher schriftlich festgehalten hat in einer Patientenverfügung oder einem Testament), dann ja, sollte es möglich sein, es ihm zu erleichtern und selbst zu entscheiden wann und wie er geht. Ich habe meinem Großvater beim langsamen Dahinsiechen zugucken müssen, es zog sich über Jahre und er wollte schon lange nicht mehr, aber man hat ihn einfach nicht sterben lassen. Das hat uns allen einfach nur weh getan und als es dann vorbei war, waren wir in erster Linie erleichtert. Die Trauerarbeit hatten wir zum größten Teil schon lange hinter uns.
Mein Bruder ist Krankenpfleger, der sieht das skeptischer, weil er es aus der Perspektive sieht, derjenige zu sein, der es machen müsste und es immer Menschen geben wird, die nicht nachvollziehen können, wieso jemand Sterbehilfe gibt, man also immer von irgendwem den Stempel "Mörder" aufgedrückt bekommen wird.
Demnach wäre es dauch da sinnvoll, dass kein Pfleger oder Arzt das machen muss, wenn ers nicht möchte. Ein beidseitiges Einverständnis zwischen Patient und demjenigen, der ihm die Pillen hinlegt, die Spritze setzt, den Tropf überdosiert oder was auch immer sollte dann Voraussetzung sein und der Pfleger ider Arzt anonym bleiben, wenn sie das wünschen.
Die Sache ist, ob derjenige, der sich den Tod wünscht, wirklich sterben will.
Viele möchten kurzzeitig sterben, weil sie etwas schlimmes erlebt haben und damit im 1. Augenblick nicht mehr leben können, aber dann stellen sie fest, dass es doch geht.
Sicher, bei Todkranken, die auch noch starke Schmerzen haben könnte man gut nachvollziehen nicht mehr leben zu wollen... und da sollte man drüber diskutieren...
Aber Sterbehilfe im allgemeinen, finde ich nicht vertretbar. Wer will entscheiden, ob ein Leben lebenswert ist oder nicht.