Ist Monogamie nur eine Erfindung der Kirche?

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Also die rigide Sexualmoral gab es schon vor der Kirche. Das (besonders) sexualfeindliche Christentum beruft sich ja auf das Neue Testament. Aber die Sexualmoral stammt noch aus dem Alten Testament - also der Grundlage des Judentums, Christentums und des Islam.

Es ist die Sexualmoral patriarchalischer Nomadenstämme der Steinzeit.

Und da muss man bedenken, dass es halt a) von Männern im Interesse der Männer geschrieben wurde, und b) hat man damals deutlich früher geheiratet (bzw. die Mädchen wurden verheiratet - gefragt wurden sie ja nicht) und man hat deutlich kürzer gelebt.

Und die vorrangige Sorge galt dem eigenen Überleben und dem Überleben des Nachwuchses.

Aber man kann generell festhalten, dass die alttestamentarischen monotheistischen Religionen eben sehr sexualfeindlich waren bzw. größtenteils noch immer sind, während die vorher (oder heutzutage anderswo) üblichen polytheistischen Religionen eher sexualfreundlich waren bzw. sind.

Dort hat man z.B. auch i.d.R. eine Göttin der Fruchtbarkeit.

Heute wissen wir durch wissenschaftliche Untersuchungen, dass der Mensch nicht wirklich monogam ist. Beim Menschen reden wir maximal von "serieller Monogamie" - also (mehr oder weniger) Treue zu einem Partner für eine bestimmte Zeit.

Im Tierreich ist es übrigens auch nicht anders. Wirklich monogame Tiere kannst Du an einer Hand abzählen ...


DonnaSnuff  01.07.2015, 17:33

So ist es, es gibt keine monogamen Säugetiere! Da können die Christen hier unter uns auf die Barrikaden gehen :)

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Libertinaer  30.06.2015, 16:17

Nachtrag: Wobei die Grundhaltung des AT ja die Polygamie ist, also dass ein Mann gleichzeitig mehrere Frauen hat (ist ja im orthodoxen Judentum und im Islam ggf. immer noch zu sehen).

Das ist zwar für Frauen natürlich noch schlechter (IMHO), aber die Monogamie im heutigen Sinn ist in der Tat eine Erfindung des Christentums, ggf. übernommen von älteren Kulturen.

Auf jeden Fall dürfte aber diese strikte, unauflösliche Einehe eine christliche Erfindung sein. "Scheidung" ist ja, auch hierzulande, eine sehr neumodische Erfindung ...

... wie z.B. auch die "Liebesheirat".

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Mooooses  01.07.2015, 09:42
@Libertinaer

Ach es ist ja so bequem alles, aber wirklich alles der bösen, bösen Kirche unterzuschieben. Das klassische Opfer heutzutage, weil die Kirche vor langer zeit so mächtig war, jetzt liegt sie am Boden und darf getreten werden.

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kalippo314  02.07.2015, 00:27
@Mooooses

Die Kirche hat lange Zeit nicht nur die Leute getreten, sondern sie gefoltert und im Krieg getötet. Dabei nennt sie sich heute noch genauso und hätten auch am liebsten noch so eine Wertegesellschaft wie damals.

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Libertinaer  06.07.2015, 13:36
@Mooooses

weil die Kirche vor langer zeit so mächtig war

Exakt das ist der Grund! So mächtig, und jederzeit bereit, mit dieser allumfassenden Macht ihre unverrückbaren Ansichten auch auf brutalste Weise durchzusetzen.

Egal ob gegen Juden (Pogrome), Muslime (Kreuzzüge), oder sonstige Menschen, die sie zu blasphemischen "Abweichlern" erklärte (Häretikern, "Hexen"- also selbstbewussten Frauen, Homosexuelle, ... -> Scheiterhaufen).

Und was konkret die Sexualität angeht: "In unserem Kulturkreis wurde Sexualerziehung seit Jahrhunderten durch die kirchenamtlich interpretierte christliche Sicht von Sexualität bestimmt. Je nach Grundposition und Toleranzbereitschaft des Betrachtenden wird die daraus resultierende, seit dem 17. Jahrhundert in Europa dominierende Sexualerziehung als normativ, christlich-konservativ oder repressiv bezeichnet. Wie Koch noch 1971 in seiner Analyse von sexualpädagogischen Aufklärungsschriften zeigte, sind die meisten Bücher und Traktate bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts hinein katholischer, evangelischer, aber auch überkonfessionell-christlicher Herkunft und somit identisch mit sexualmoralischen Praxistheorien als didaktisierte sexualmoralische Werte." (Prof. Dr. Uwe Sielert, Universität Kiel)

 "Die bedeutendste negative Leistung des Christentums war die 'Problematisierung' der Sexualität (...) Wir brauchen eine Geisteshaltung, die in der Sexualität kein 'Problem', sondern ein 'Vergnügen' sieht. Den meisten Leuten fehlt dazu die Sicherheit - und oft auch die Liebe." (Dr. Alex Comfort, Arzt, Psychologe, Wissenschaftler und Schriftsteller)

Aber genug geschwätzt: Als bisexueller Atheist muss ich jetzt noch einen lustvollen Sexabend mit meiner Lieblingsfreundin+ und ihrem schwarzen, jüdischen Liebhaber vorbereiten, den wir in einer staatlichen Abtreibungsklinik kennengelernt haben. Mal sehen, wen wir dazu sonst noch einladen. Also, heil Satan und einen schönen Tag noch ...

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Ich glaube nicht, dass Monogamie nur eine Erfindung der Kirche ist. Es ist ja eigentlich ganz praktisch, dass es auf der Welt Männer und Frauen (fast) im Verhältnis 1:1 gibt. Wäre es von der Natur anders geplant, dann sollte es doch einen größeren "Frauen-Überschuss" geben, oder? Ich finde allerdings auch Begründungen wie "das war schon in der Steinzeit so" problematisch. Natürlich hat der Mensch jede Menge "Überbleibsel" aus der Steinzeit. Die Frage, die sich mir stellt, ist vielmehr, ob wir uns als entwickelte Menschen tatsächlich diesen Vorgaben unterwerfen sollten oder ob wir da drüber stehen und selbst entscheiden können, wie wir leben wollen.


keineideekeinei  01.07.2015, 18:29

indem wir unserem partner verbieten mit jemand anderem sex zu haben, nur damit dieser sich nicht neu verlieben könnte oder den sex mit anderen besser findet?

warum stehen wir nicht DA drüber? warum müssen wir egoisten unbedingt EINE person "lieben" aber können nicht sex haben oder uns in mehrere leute "verlieben"?

Wie kommst du darauf das monogamie was weiterentwickeltes als polgamie ist?

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Wir Menschen sind von natur aus nicht monogam.Mal abgesehen von moralischen oder ethischen Gesichtspunkten unserer Gesellschaft, ist es doch möglich, sowohl für die Frau, als auch für den Mann, mehrere Partner zu haben. Wären wir monogam, gäbe es ein "Fremdgehen" nicht. Oder wie im Islam, wo ein Mann bis zu 4 Frauen ehelichen darf. Je nach finanziellen Möglichkeiten, wird das heute noch praktiziert, dass sich der Mann mehrere Frauen "hält". Genauso gibt es auch heute noch bei einem Volksstamm in Afrika die Möglichkeit, dass eine Frau mehrere Männer haben darf. Treue, ein Schlüsselwort für eine Beziehung. Glaube hier spielt die Kirche eine grosse Rolle, schon von alters her. Uns wird erklärt, so wir verheiratet sind, nur diesem einen Partner oder Partnerin die Treue zu halten. Ob man nur eine Person lieben kann, möchte ich infrage stellen. Man liebt die eine Person, für die man sich letztendlich entschieden hat. Würde man in einem anderen Land,einer anderen Stadt wohnen, hätte man da eine andere Person gefunden die man liebt. Also gibt es doch mehrere Personen die man lieben könnte

irgendwann als die Menschen dem einzig echten Gott (dem das egal ist solange man damit glücklich ist und niemanden dazu zwingt) abgeschworen haben und begonnen haben selber Götter zu erfinden um Macht über andere Menschen auszuüben und ihnen ihren Willen aufzuzwingen, irgendwann kam dann ein Wirrkopf auf die Idee das Monogamie das Beste ist und hat dann entweder:

+ Einen neuen Gott geschaffen der alle bestraft die nicht Monogam leben 

+ Behauptet ein bestehender Gott hat hätte ihm gesagt das Polygamie bestraft wird

So genau weiß das keiner mehr wie, wann und  warum jemand festgelegt hat das Monogamie das Ideal ist

Monogamie ist die biologisch evolvierte und sinnvolle Lebensweise bei Menschen (und auch vielen Tierarten). Das schließt biologisch(!) Seitensprünge nicht aus, aber bei derartig hoch entwickelten Lebewesen mit so lange andauernder Erziehung der Kinder ist es die einzig sinnvolle Strategie. Sonst hätte sie sich auch nicht entwickelt. 

Wer jetzt von einer zweiten Partnerschaft nach der Selbstständigkeit der ersten Kinder spricht, muss sich mal anschauen, wie ursprünglich die Lebenserwartung des Menschen war; die haben nämlich meist schon mit 25-35 den Löffel abgegeben.


Libertinaer  30.06.2015, 16:41

bei derartig hoch entwickelten Lebewesen mit so lange andauernder Erziehung der Kinder ist es die einzig sinnvolle Strategie.

? Früher wurden Kinder in der Gemeinschaft erzogen.

Das ist heute nur deutlich schlechter möglich (wenn überhaupt), weil wir uns halt in Zweier-Familien "abschotten".

Man wird ja, insbesondere religiös-konservativen Menschen, mitunter schon schräg angeschaut, wenn man meint, dass seine Kinder auch in der KiTa gut aufgehoben wären. Der Begriff "Rabenmutter" für eine Mutter, die ihr Kind nicht die ganze Zeit betütelt, ist sogar eine sehr deutsche Erfindung.

Ob "Helikoptermütter" für die kindliche Erziehung wirklich gut sind, darf jedenfalls ernsthaft bezweifelt werden ...

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Libertinaer  30.06.2015, 17:29
@Libertinaer

Nachtrag: Und was das "Erziehen der Kinder in der 2er-Familie" angeht: Das ist ja nun eine extrem neumodische Sache.

Und selbst heute noch ist es weit verbreitet, dass die Frau für die Erziehung zuständig ist, und der Mann fürs Einkommen. Wobei das auch noch eine relativ neumodische Erfindung ist, die mit dem Entstehen des "Bürgertums" begann (in Kurzform: als die Frauen auf dem Feld nicht mehr benötigt wurden, musste halt eine andere Beschäftigung her).

Ich habe jedenfalls noch von meinem Vater erziehungstechnisch nur wenig abbekommen. Als Junge und totales "Mama-Kind" erstmal kein Problem - zumindest schien es damals kein Problem zu sein.

Heute würde ich eine gemeinschaftliche Erziehung bevorzugen, wie es sie ganz früher einmal gegeben hat - also "Erziehung" durch verschiedene Personen verschiedenen Geschlechts und verschiedenen Alters.

PS: Ich halte "Erziehung" ohnehin für ein selten dämliches Konzept. Kinder sollte man einfach einen Freiraum geben, den sie nutzen können. Ihr Verhalten orientiert sich ohnehin an Vorbildern, bei denen sie sich das abschauen. Und wer "bescheuerte" Vorbilder in Form "bescheuerter" Eltern hat, der hat halt die Arschkarte gezogen - zumindest wenn es keine sonstigen  wirklichen Vorbilder gibt, die das dann ggf. noch ausgleichen können ...

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xxgirl19 
Beitragsersteller
 30.06.2015, 08:01

Nur 3% aller Säugetiere sind Monogam.. Also ist es ein gesellschaftliches Konstrukt.. in der Steinzeit, als die Menschen Nomaden waren hat die Polygamie auch funktioniert.. Monogamie kam zur gleichen Zeit auf wie die Landwirtschaft und die Kirche.. du siehst darin keine Verbindung? :)

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