Ist man am Arbeitsmarkt über 40 schon zu alt?

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Da kann man wohl keine allgemeingültige Aussage zu machen - es ist sehr branchenabhängig und auch wohl immer eine Frage des Einzelfalls, wie da die Job-Chancen sind. Ich persönlich würde mir als Chef z.B. sicher keine kaugummkauende 18-Jährige mit wenig Lebenserfahrung und Menschenkenntnis zur Reklamations-Bearbeitung ans Telefon oder an den Infoschalter setzen (überspitzt formuliert natürlich..nix gegen junge Leute ;)..) , sondern eine/n älteren MitarbeiterIn bevorzugen - und auch vernünftige Löhne zahlen. Viele Arbeitsgeber stellen aber ja schon gar nicht mehr regulär ein (sondern arbeiten überwiegend nur noch mit Aushilfen, Zeitarbeitern, Praktikanten, 1-Euro-Kräften etc.).

Ein Berufskollege von mir hat's mal ganz knapp auf seinen Arbeitsgeber-Punkt gebracht (und es auch nicht wirklich scherzhaft gemeint, auch wenn es übertrieben formuliert war): "Die optimale Mitarbeiterin ist 20, hochqualifiziert, kinderlos und sterilisiert, hat schon 10 Jahre Berufs- und Auslandserfahrung und sucht dringend einen Job am Ort, für den sie auch einen befristeten Vertrag und lächerlichen Lohn mit Kusshand hinnimmt."

Mit spätestens 40 hört man als Frau (und vielleicht auch als Mann) alle möglichen Gründe, warum es mit der Stelle nicht klappt... wenn man denn überhaupt eingeladen wird. Man ist angeblich überqualifiziert. Man ist unterqualifiziert oder nicht mehr auf dem Laufenden. Man war wegen Kind zu lange aus dem Beruf. Man hat noch kein Kind, will aber vielleicht ja doch noch eins und fällt dann ganz aus (oder das Kind ist ständig krank und man muss deshalb freinehmen). Blabla.. es gibt 100 "Gründe".

Ich schätze, die einzige halbwegs "gesunde" Methode, damit umzugehen, ist, es nicht persönlich zu nehmen - sondern es als das zu akzeptieren, was es ist. Millionen Menschen sind auf Arbeitssuche, weil sie gar keine Stelle haben oder von der derzeitigen nicht leben können, Tendenz steigend. Wir haben auf der Gegenseite keine halbe Million gemeldeter offener Stellen. Die Zahl derer, die sich hungrig um diese Stellen drängen, nimmt immer mehr zu - und viele Arbeitgeber haben dadurch die freie Auswahl, welchem Bewerber sie den Zuschlag geben. Und damit können sie auch die Konditionen (u.a. ihre Altersvorstellungen) bestimmen. (Wenn Sie den Job unter diesen Bedingungen nicht wollen..kein Problem - da draussen warten 50 andere gleichqualifizierte Bewerber, die für JEDEN Lohn hier anfangen wollen.)

Man kann wohl nur versuchen, sich als Mensch nicht über seinen "Wert" auf dem Arbeitsmarkt zu definieren, sodass man dann depressiv wird, wenn man auf dem Markt nicht unterkommt.

Weiter suchen, aktiv bleiben, ggf. auch umdenken (also weg von der Vorstellung "eine unbefristete Festanstellung in Vollzeit", hin zu "mehrere Aushilfsjobs, zweimal Teilzeit").. und vielleicht auch selbständ.Alternativen austüfteln. Und die Zeit, die neben der Stellensuche bleibt, sinnvoll nutzen. Sich als Mensch, mit seinen Fähigkeiten und Erfahrungen einbringen (z.B. sich ehrenamtlich engagieren). Man wird ja nicht wert-und nutzlos, nur weil man keine entlohnte Arbeitsstelle hat. Den Gedanken sollte man gar nicht erst zulassen. Meine Meinung.


Baby55 
Fragesteller
 30.10.2010, 23:37

ZITAT:>>sondern arbeiten überwiegend nur noch mit Aushilfen, Zeitarbeitern, Praktikanten, 1-Euro-Kräften etc.)>>> Genau so seh ich das nämlich auch!

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Qualifikation ist alles!

Wahrscheinlich liegts doch eher daran, als am Alter!


Larah10  30.10.2010, 23:38

Qualifikation ist schön und gut - aber doch beileibe keine Garantie dafür, damit auch eine Stelle zu bekommen ... und dann auch einen Lohn zu erhalten, von dem man auch leben kann !

Vier von fünf Niedriglohn-Beschäftigen verfügten über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen akademischen Abschluss - ein im internationalen Vergleich hoher Wert. Das dürfte zum einen mit dem ausgebauten System der beruflichen Bildung in Deutschland zusammenhängen, die Gruppe gering Qualifizierter sei relativ klein. Zum anderen könnten zumindest in den letzten Jahren auch die Arbeitsmarktreformen eine Rolle spielen, die den Druck, eine gering bezahlte Tätigkeit anzunehmen, auch für gut Qualifizierte erhöht hat." ( http://www.n-tv.de/politik/Millionen-bekommen-nur-Minilohn-article1141266.html )

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Quatsch, Deine Freundin kann noch 25 Jahre arbeiten. Sie ist im besten Alter. Sie hat schon Erfahrung, und wie gesagt, sie steht dem Unternehmen noch ein viertel Jahrhundert zur Verfügung.

ich bin Unternehmer und stelle lieber ältere ein ,wenn sie was können

Wenn ich heute arbeitslos würde, würde ich mich selbständig machen. (Ich bin schon über 50.)

Je nach Branche und nach "Fortbildungsstand" kann man u.U. auch mit 40 schon "zu alt" sein - oder für "zu alt" angesehen werden.

Wichtig ist eigentlich immer, wie man auftritt, wie man sich "verkauft".

Und notfalls sollte man nach Alternativen suchen.