Ist es schlimm, mit Neonazis befreundet zu sein?
Haltet ihr es für verwerflich, mit Neonazis befreundet zu sein, wenn man selbst keiner ist ? Also selber einfach unpolitisch ist.
20 Antworten
Ich versteh sowas, ehrlich gesagt, nicht. Wie weit geht dieses "ich bin halt unpolitisch"? Kann diese Person dann auch in einem KZ arbeiten, solange ihr nicht darüber redet? Darf diese Person auch queere Leute zusammenschlagen? Darf diese Person auch regelmäßig Morde begehen?
"Politisch" ist ein albernes Schlagwort, das alles theoretisch macht. Die Leute, die betroffen sind, die darunter leiden - für die ist es nicht politisch. Für die ist es ihr Leben. Aus meiner Sicht stiehlt man sich da aus der eigenen Verantwortung, wenn man Themen einfach als "politisch" abtut, nur um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen.
Ich weiß, das sind jetzt Extrembeispiele, aber das kommt mir immer in den Kopf wenn Leute meinen "man redet halt nicht über die Dinge, bei denen man nicht einer Meinung ist". Bei kleinen Sachen versteh ich das, aber hier gehts doch um große, relevante Themen.
Obs schlimm ist kann ich so nicht sagen. Aber dieses ewige Wegschauen, wenn furchtbare Dinge getan werden, ist ein wichtiger Grund warum diese furchtbaren Dinge möglich sind. Wie üblich, hierzu ein Zitat:
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
Ich mein, ich kann ja noch verstehen dass man jemanden kennen lernt, und dann nicht gleich die Freundschaft aufgeben will (wobei ich das würde, Neonazis sind Leute die zumindest fürchterliche Verbrechen gutheißen, mit solchen Leuten will ich nichts zu tun haben). Aber sich so zu distanzieren finde ich faul und feige. Man sollte sich da wenigstens damit auseinander setzen.
Felix, deine Binäre sichtweise ist schon im Ansatz problematisch. Aus deinen Argumenten kann man nur Ablehnung gegen "Rechts" erkennen, welches implizit per se das Gutheissen allem von Links darstellt. Ich sehe generell auch ein problem mit dem sehr gehäuften Linken framing in sämtlichn Medien. Diese sichtweisen fördern nur die Spaltung aber niemals den Dialog. Sleipnir444 ist hier wohl jemand, welcher sich eine neutrale sicht der Dinge bewahren möchte. Nur mit leuten aus der Mitte ist es möglich, zu vermitteln. Schwarzweiß denken hilft keinem.
Nein, nur die Haltung deines Freundes ist verwerflich. Wobei hier "unpolitisch" schon ein eher fragwürdiges Statement ist. Nazis abzuwinken ist schon bisweilen verwerflich. Hier ist schon Kritik angebracht. Dein Umgang scheint eher kritikwürdig.
Man kann nicht beurteilen was euch freundschaftlich verbindet, wenn es die Ideologie nach der Aussage scheinbar ,nicht ist. Daher sehe diese bloße Freundschaft nicht verwerflich an, sondern deinen Umgang mit seiner Gesinnung (wobei die mit "unpolitisch" recht kurzgedacht wirkt).
Es geht nicht mal vorrangig um Politik, sondern um ihr Menschenbild.
Man macht sich halt schmutzig - solange man es wieder ab kriegt - aber letztlich sollte das wenig erbaulich sein.
Das Ding ist ja, das die Menschen um einen herum langsam auf einen abfärben. So kann es schnell passieren das du z.B. erst einige Redensarten übernimmst und später auch eine Meinung.
Da muss man schon sehr reflektiv sein um das vermeiden zu können.
Die meisten Neo-Nazis sind unpolitisch. Die haben weder von Politik noch vom Nationalsozialismus viel Ahnung. Denen geht es eher um das gemeinschaftliche Saufen.
Und ums Randale machen und Schwächere einschüchtern und vermöbeln. So eine richtig politische Agenda ist das in der Tat nicht.
Was Du meinst sind subkulturelle Rechtsextremisten. Also Leute, die Rechtsrock hören und saufen, aber keine politische Arbeit machen. Das ist etwas anderes als Neonazis, die zumeist organisiert sind und auch politische Arbeit leisten.
Sie glorifizieren die Nazis, allein mit dem Namen. Ob sies wollen oder nicht, damit sind sie politisch. Dass sie zu blöd sind das zu kapieren, ändert daran nichts.
Zusatz: Neutralität, wie es das Wort "unpolitisch" impliziert, gibt es hier nicht. Wenn jemand etwas schlimmes macht, und du schaust weg, bist du beteiligt. Wie kommt auf den Fall an, man muss sich natürlich nicht persönlich in Gefahr bringen. Aber wenn du weißt, dass jemand furchtbare Dinge macht, und nicht sagst dass du dagegen bist, implizierst du damit dass du es akzeptierst.
Soll heißen, in diesem Fall unterstützt die die rechtradikale Gesinnung deines Freundes, oder zumindest wird es für ihn so wirken, weil du nicht dagegen sagst. Wie du damit umgehst, ist deine Sache, aber nochmal, diese Neutralität die du gern hättest, die gibt es so nicht.