Ist es normal, dass Gesamtschullehrer einen entmutigen?

Das Ergebnis basiert auf 4 Abstimmungen

Mein Lehrer hat mich zu dieser Zeit auch entmutigt 100%
Mein Lehrer hat mir geholfen und mich ermutigt 0%
Ich habe grade das Gleiche Problem 0%
Habe so etwas bei Verwandten/Freunden mitbekommen 0%

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Mein Lehrer hat mich zu dieser Zeit auch entmutigt

"Normal" ist es insofern, als dass viele Lehrer (leider die meisten) das schon immer getan haben. Auch zu meiner Schulzeit (1965 - 1975) haben sie solche oder ähnliche Sätze, wie Du sie beschreibst, schon gesagt. Natürlich sollten sie so etwas nicht tun. Sie sollten überhaupt nicht bewerten und beurteilen. Weder durch Zensuren noch durch Worte.

Noch weit schlimmer ist allerdings, dass sie Dir in der Schule vorschreiben, was Du zu lernen hast. Das mag Dich überraschen, aber ich meine das ganz ernst. Was soll daran richtig sein, Millionen von Schüler zu zwingen nicht nur den gleichen Unterrichtsstoff zu lernen, sondern auch mit der vom Lehrer vorgegebenen Methode zu lernen; auch wann etwas gelernt wird, schreibt der Lehrer vor. Beispielsweise müssen alle Kinder, wenn sie mit 6 Jahren zur Schule kommen, das Lesen und Schreiben erlernen. Natürlich ist es sehr sinnvoll dies zu können. Nur warum mit 6 Jahren? Manche können es schon vorher und andere wollen es später lernen. Wir haben ja auch nicht alle exakt zum gleichen Zeitpunkt das Laufen gelernt oder das Sprechen. Jeder hat zu einem anderen Zeitpunkt damit begonnen, sich selbständig anzuziehen oder mit Messer und Gabel zu essen.

Unter frei lernenden Kindern, also solchen, die zum Lernen nicht in eine Schule gehen, kann man beobachten, dass manche von ihnen mit 4 Jahren anfangen zu lesen und zu schreiben und andere erst mit 12. Irgendwann können es aber alle.

Es gibt Schulen, dort existiert kein Lehrplan, kein Unterricht im klassischen Sinne und die Schüler lernen was sie wollen, wann sie wollen und wie sie wollen. Wenn sie unterrichtet werden wollen, bekommen sie Unterricht. Wenn nicht, dann nicht. Dort kam es noch nie vor, dass ein Kind nicht lesen und schreiben gelernt hat. In Deutschland haben wir ca. 4 Millionen Menschen, die nicht lesen und schreiben können und das trotz Schulzwang.

Du schaffst all das, was Du schaffen willst; unabhängig ob Dich ein Lehrer ermutigt oder entmutigt hat. Wenn etwas für Dich von Bedeutung ist, hast Du keine Probleme, es zu lernen. Wenn das was wir lernen sollen, für einen Lehrer wichtig ist, bekommen viele Leute Schwierigkeiten und der Lehrer kann sagen: "Das schaffst Du sowieso nicht." Sie begründen damit ihre berufliche Existenzberechtigung. Sie sagen, wenn ich und die Schule nicht wäre, würdest Du das nicht lernen.

Ein amerikanischer Pädagoge, der sich immer gegen die Belehrung in der Schule ausgesprochen hat, formulierte es so. Zitat: "Jedes Mal, wenn wir versuchen, jemand anderem etwas beizubringen, ohne dass wir dazu aufgefordert oder darum gebeten wurden, übermitteln wir dieser Person, ob wir es wissen oder nicht, eine doppelte Botschaft. Der erste Teil der Botschaft ist: ich bringe Dir etwas Wichtiges bei, aber Du bist nicht schlau genug, zu sehen, wie wichtig es ist. Wenn ich es Dir nicht beibringen würde, würdest Du Dir wahrscheinlich nie die Mühe machen, es herauszufinden. Die zweite Botschaft, die unaufgefordertes Lehren der anderen Person übermittelt, ist: was ich Dir beibringe ist so schwierig, das Du es niemals lernen könntest, wenn ich es Dir nicht beibringen würde.

Diese doppelte Botschaft von Misstrauen und Geringschätzung wird sehr deutlich von Kindern verstanden, weil sie außerordentlich gut im Empfangen von emotionalen Botschaften sind. Es macht sie wütend. Und warum sollte es auch nicht? Alles unaufgeforderte Lehren enthält diese Botschaft von Misstrauen und Geringschätzung." Zitat Ende. Aus: Teach your own, 1981, S. 129

Gruß Matti


Kuhlmann26  13.09.2014, 12:10

Ich danke Dir für den Stern.

Gruß Matti

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Es gibt da immer zwei Seiten. Das eine ist die Lehrerseite, die eine Einschätzung geben soll. Das Andere sind die Schüler (oder Eltern oder in deinem Fall jüngeren Geschwister), die ebenfalls eine Meinung haben. Das hat man schon das erste mal in der Grundschule, wenn es darum geht, auf was für eine weiterführende Schule die Schüler gehen sollen. Die meisten Eltern hätten natürlich am liebsten das Gymnasium, Lehrer können aber auch andere Empfehlungen abgeben. Oftmals ist es leider so, daß Lehrer realistisch einschätzen, daß der Schüler für das Gymnasium nicht geeignet ist, die Eltern dann die Kinder trotzdem hinschicken und diese dann überfordert sind. Aber genauso gibt es das auch umgekehrt, daß Lehrer das irgendwie nicht richtig einschätzen und es dann gut ist, wnn man gegen den Willen der Lehrer entscheidet (soweit man das überhaupt darf, das ist in jedem Bundesland anders). Und genauso ist es jetzt mit der Empfehlung, ob man für die Oberstufe geeignet ist. Im schlimmsten Fall sind die Einschätzungen egoistischer Natur. Also die Lehrer denken mehr an die eigenen Kinder und wollen die die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt gering halten, so daß möglichst wenig andere Schüler das Abitur machen. Aber ich denke mal, das ist der kleinste Anteil. Der Rest ist sicher schon daran interessiert, den Schülern eine richtige Empfehlung zu geben. Und dabei darf es nicht nur nach Noten gehen. ich habe es an der Oberstufe ja auch erlebt. Die Schüler, die von der Realschule kamen, hatten vorher in vielen Fächern beste Noten und kamen dann mit dem Unterrichtsniveau auf der Oberstufe nicht zurecht. Da war der Fehler, daß die Lehrer nur nach den Noten gegangen sind. Man muß viel mehr berücksichtigen. Also wenn sich jemand sehr für den Unterrichsstoff interessiert, auch von sich aus weiter recheriert und sein Wissen erweitert und das erfolgreich und ganz ohne Streß, dann wäre das für mich eher ein Kriterium, daß jemand das Abitur machen soll. Nun weiß ich leider nicht, wonach die Lehrkräfte an deiner Schule gehen. Aber sehen wir einfach mal den Tatsachen ins Auge. Die Lehrer haben so Richtlinien, aber nicht wirklich Ahnung. Und da kommt es oftmals zu Fehleinschätzungen. Wenn ihr wirklich überzeugt seid, daß die Oberstufe zu schaffen ist, dann besprich das mal in deiner Familie. Die Frage ist natürlich auch, was dein Bruder will. Vielleicht will er ja jetzt lieber eine Ausbildung machen und ist daher der Lehrereinschätzung nicht abgeneigt.

Aber du wolltest ja wissen, ob Lehrer einen ermutigen und motivieren sollen. Da kann ich dir nur sagen. Die Lehrer müssen realistische Einschätzungen geben. Wenn der Lehrer (egal ob zurecht oder unzurecht) der Auffassung ist, daß ein Schüler das nicht schafft, sollte er ihm das auch klar machen, damit der Schüler nicht mit falschen Hoffnungen seine Energie reinsteckt, um drei Jahre später festzustellen, daß es die falsche Entscheidung war. Aber wenn es jetzt klar ist, daß er es machen sollte und er nur von sich aus unsicher ist, dann sollten die Lehrer ihn ermutigen. Wobei das jetzt natürlich auch etwas vom Alter der Schüler abhängt. Du sagst, es geht jetzt um die Oberstufe. Dann ist er doch kein kleines Kind mehr. Wenn er jetzt noch ermutigt werden muß und sich nicht selbst antreiben kann, ist in den vorherigen Jahren etwas schief gelaufen.

Das kommt ganz auf den Lehrer an.

Wenn ein Lehrer vielen Leuten sagt "das ist zu schwer für dich", aber sie es trotzdem schaffen, dann ist der Lehrer wohl nicht besonders kompetent in seinen Einschätzungen.

Vielleicht ist er speziell auch neidisch, weil er es nicht geschafft hat, sondern erst auf dem alternativen Bildungsweg?

Mein Lehrer hat mich zu dieser Zeit auch entmutigt

Mir ist exakt das gleiche passiert und habe deshalb erst mal eine Berufsausbildung nach der 10. Klasse gemacht. Mittlerweile verfüge ich aber über Diplom- und Masterabschluss. Ich glaube aber dennoch, dass man das nicht an der Schulform festmachen kann, wenn dann schon eher an der einzelnen Schule oder noch eher am einzelnen Lehrer.

Mein Lehrer hat mich zu dieser Zeit auch entmutigt

Probleme gibt es auf jeder Schule und die Lehrer auf der Gesamtschule sind auch nur Lehrer.. sie haben keine Zusatzausbildung ,,Wie ärgere ich meine Schüler'' :-P Ist leider so, hatte das gleiche Problem..