Ist die Hunderasse Magyar Vizsla die richtige für uns?

10 Antworten

Hallo, du hast sehr viele wirklich Gute Antworten bekommen. Ich möchte nur hinzufügen das vor ca 25 Jahren die Rasse Magyar Vizla in Deutschland vollkommen unbekannt war. Der Weimaraner wurde damals auch nur von Jäger gehalten und Jagdlich geführt.

Beide Rassen sind über 100 jahre alt und wurde nur als Jagdhunde gezüchtet. Seit ca 15 Jahren werden diese Rassen auch vermehrt an Nichtjäger abgegeben und als Familienhunde verkauft. Seit dieser Zeit sitzen die Rassen auch im Tierheim und im Tierschutz.  

Warum werden diese Hunde abgegeben? Die Halter sind mit den Tieren schnell überfordert. Das genetische Erbe, der Jagdtrieb ist einfach zu stark.

Wie soll etwas das über 100 Jahre lang angezüchtet wurde in 20 Jahren verschwinden?

Das Heutzutage alle Hunderassen als Familienhunde angepriesen werden ist eine Erfindung der Hundezüchter. So lassen sich ihre Welpen verkaufen. 


Jocoop  06.12.2017, 18:05

Dem von dir geschriebenen würde ich in fast allen Punkten zustimmen.

Nur eine Frage bleibt... Was sagt der Status "Jäger" bzw. "Jagdschein-Besitzer" allein über die artgerechte Haltung dieser Rasse aus? Ein Vizsla in harter Jägerhand könnte zerbrechen und Zwingerhaltung (wie oft bei Jägern favoritisiert) geht für einen Vizsla schon mal gar nicht. Als Vizslafreund und Besitzer finde ich es persönlich wesentlich besser einen Vizsla als Familienhund z.B. in einer Rettungshundestaffel oder bei Outdoor-Enthusiasten in Begleitung zu sehen, als unter manch martialischer Herrschaft "nach Alter Sitte und Gebrauch" in Jägerhand. Das ein Hund bei jedem Jäger seine Jagdpassion ausleben kann, ist auch so Irrglaube.

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Hallo,

selbstverständlich kann man so einen Hund auch als Nicht-Jäger halten.

ABER: hoffentlich ist euch WIRKLICH klar, was ihr euch mit einer Jagdhund-Rasse antut.

Ja, natürlich verfügt jeder Hund über einen gewissen Jagdtrieb und -instinkt. Aber dieser ist bei den Jagdhundrassen überaus ausgeprägt. Und diesen Jagdtrieb kann man auch nicht aberziehen - man muss ihn von Anfang an kontrollieren und das ist ARbeit - Arbeit - Arbeit - und nochmehr Arbeit - und jede Menge Frust und "Faust in der Tasche".

Es kann sein - ist sogar wahrscheinlich - dass ihr diesen Hund niemals draußen frei laufen lassen könnt, zumindest nicht sicher laufen lassen könnt. Denn es wird immer zu Situationen kommen, in denen dieser Trieb einfach stärker ist als die Bindung zum Herrchen und alle erlernten Kommandos.

So ein Hund - das gilt auch für den Weimaraner - gehört einfach nicht in Anfängerhände, denn diese machen einfach viel zu viele Fehler - auch, wenn sie eine Hundeschule besuchen. Das soll auch kein Vorwurf sein, sondern das ist ganz einfach so, denn auch Hundeerziehung lebt und wächst mit der Erfahrung.

Es gibt viele wunderbare Rassen, die viel einfacher zu erziehen sind, weil sie eben nicht diese (wunderbare) Eigenwilligkeit und Eigenständigkeit und diesen ausgeprägten Jagdtrieb haben. Damit werden Familien viel glücklicher - und der Hund letzten Endes auch.

Gutes Gelingen

Daniela


justinjost 
Beitragsersteller
 11.01.2017, 20:38

Danke, die Antwort hat sehr geholfen :)

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Hey, 

Wir haben selbst eine Vizsla Dame, sie ist jetzt 3 und wir haben unsere Entscheidung sie zukaufen nie bereut.

Generell kann ich dir sagen das ein Viszla ohne Beschäftigung bekloppt wird. Wir halten unseren Vizsla auch nicht Jagdlich und das "stört" sie auch gar nicht, wichtig ist nur das sie auf ihre bewegungskosten kommt. Das mit dem Joggen mache ich auch mit ihr, wir machen das mit einer Joggingleine da sie in Richtung Waldrand halt doch ein wenig guckig wird. Ansonsten kann man einem Vizsla das Jagen aber auch "abtrainieren", ganz raus bekommt man es nie. Sie ist wie gesagt 3 und mit ihr am Strand zu laufen wo Möwen sind ist gar kein Problem, auch das laufen am Waldrand macht ihr nichts. Wenn man sie rechtzeitig genug "abruft" rennt sie auch keinem Reh o.ä hinterher. Also meine Antwort auf deine Frage ob ihr den Vizsla genug auslasten würdet idt ein JA.

Viel Glück

Ich denke die anderen haben Recht und ihr solltet euch das lieber nicht antun. 

Du überlegst die ganze Zeit was du tun kannst und wie du diesem sehr speziellen Hund gerecht werden kannst - warum nicht andersherum? 

Überlege dir ganz genau, was du von dem Hund erwartest und welche Eigenschaften der für dich ideale Hund hat. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Hund existiert ;) 

In was genau habt ihr euch verliebt, wenn der Hund charakterlich nicht dem entspricht, was ihr sucht? Hast du lieber einen Hund der vielleicht ein klein wenig hübscher ist oder lieber einen, der dich perfekt ergänzt? 

Es gibt durchaus auch eine Menge Senfhunde die dem Viszla vom Körperbau her ähnlich sehen, vor allem Hunde aus dem Ausland haben oft so eine Statur. 

Such den Hund genau so aus, wie du deinen Partner aussuchst. Da ist im Endeffekt auch egal ob blond oder brunette, der Charakter ist das, was auf Dauer wichtig ist!


justinjost 
Beitragsersteller
 11.01.2017, 21:25

Es ist ja nicht, dass mir der Charakter nicht gefällt. Ich hab auch nichts gegen den Jagdtrieb, ich habe nur Angst, den Hund nicht auslasten zu können, sodass er nicht zufrieden ist.

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skjonii  11.01.2017, 21:34
@justinjost

Der Viszla ist ein Jäger erster Klasse, im Prinzip ist das genau sein Charakter. Und als Nicht-Jäger ist der Jagdtrieb IMMER störend, glaube es mir. Ich will dir die Rasse nicht schlecht reden, ich versuche lediglich zu erklären dass du deinen Hund nach Charakter und nicht nach Optik aussuchen solltest. Auf Dauer ist das hundert prozentig die bessere Entscheidung. 

Ich hab auch solche Spezialisten Zuhause, aber Hüte- und keine Jagdhunde. Die kommen vom Tierschutz, weil die jemand süß fand, gekauft hat und dann völlig überfordert war. 

Wenn du ein Feld pflügen willst, kaufst du dir dafür auch eine Trecker und keinen Porsche, obwohl der schöner aussieht. Andersrum kaufst du dir auch keinen Smart für 6 Kinder, weil du den schöner findest. Mit dem Hund ist es im Endeffekt dasselbe. 

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Hallo,

auch wir haben so ein Vischl. Unser Rüde ist jetzt 1,5 Jahre alt und wir möchten ihn um nichts in der Welt mehr hergeben. Wobei man schon sagen muss, dass die ersten Monate bei unserem Racker eine echte Herausforderung waren… da war nichts vor ihm sicher (wir auch nicht ;-)). Wenn ihm etwas nicht passte gingen die Nerven mit ihm durch. Er hatte dann die Angewohnheit sich wie ein Äffchen an unser Bein zu klammern und machte einen auf absoluten Sturkopf. Unser kleiner Bock wurde aber mit den Monaten immer ausgeglichener und auch die Hippel-Attacken sind nun fast Geschichte. Und er ist eine richtige „Schmuseseele“ wenn er will und er (ganz wichtig) hinreichend beschäftigt und ausgelastet wurde… (ansonsten mutiert er wieder zum „Hippel“).

Wir hatten vorher schon Retriever - ein Vizsla ist aber eine vollkommen andere Hausnummer (zumindest wenn ich für unseren Sprechen darf). Unser Vizsla ist mega intelligent und mit messerscharfen Sinnen ausgestattet. Der riecht Wild schon auf einen km Entfernung, wenn der Wind gut steht. Und die Spuren von Nachbars Katze, welche sich quer durch sein Revier bewegt hat, riecht der noch Tage später – ohne dass er gesehen hat wo sie lang gelaufen ist. Wenn ich mir da unseren Golden Retriever zum Vergleich nehme, dann ist das ein Vergleich wie Roller zu Rennrad.

Nichts desto trotz ist Vizsla ein Hund zum Verlieben, und das nicht nur wegen seines Aussehens, sondern eben wegen seinem Charakter. Hat man das Herz seines Vizsla erst einmal erobert, dann geht er mit dir durch dick und dünn, und macht alles mit dir mit – mit absoluter Hingabe und Ausdauer. Im Haus ist ein Vizsla (bei genug Auslastung außerhalb der eigenen vier Wände) i.d.R. ganz entspannt und umgänglich. Draußen solltest du dich jedoch in den ersten Jahren immer viel mit ihm beschäftigen (zumindest dann, wenn du ihn von der Leine lässt). Wir trainieren, wie mit all unseren Hunden zuvor auch, bei unseren Spaziergängen. Wir trainieren sehr jagdnah – das bedeutet, wir trainieren mit Dummys, legen Fährten, üben Impulskontrolle mit und ohne Reizangel und machen die unterschiedlichsten Suchspiele. Sämtliche Grundübungen bauen wir in diese Form der Auslastung mit ein. Durch die Kombination von unterschiedlichen Übungsabläufen und Ausarbeitung der gestellten Aufgaben bekommen wir unser Vischl gut ausgelastet.

Ein wenig um die Häuser ziehen reicht einem Vizsla nicht. Der will Nasenarbeit, schnelle Bewegung und Teamplay mit dir gemeinsam. Das muss nicht jeden Tag sein, aber aus unserer Erfahrung mindestens 3-4 Mal pro Woche… und das mit voller Hingabe, ausreichend Zeit und Geduld.

Kannst du einem Vizsla - Liebe, Geduld, Kopf- und Nasenarbeit und Bewegung bieten, dann hast du einen der besten Partner, welche man sich wünschen kann. Ist dir das zu viel, dann würde ich dir empfehlen die Finger von dieser Rasse zu lassen. Du tust dir damit keinen Gefallen (und dem Vischl auch nicht).

Liebe Grüße