Ist der Mensch ein religiöses Wesen Hans- Jürgen Fraas?

3 Antworten

Der Mensch ist ein Wesen, das Beziehung braucht. Wer ohne Beziehung lebt (das muss keine Partnerbeziehung sein, das können Freunde, Familienmitglieder oder Arbeitskollegen sein), wird unsicher, weil er nur "sich selbst" hat, ihm fehlt die Bestätigung bzw. Ablehnung seines Tuns. Das ist genetisch bedingt und macht den Mensch zu einem sozialen Wesen (grundsätzlich).

Dabei ist nicht so wichtig, was der Inhalt der Beziehung ist (Liebe, Freundschaft, Eifersucht, Hass), sondern dass es diese Beziehung überhaupt gibt und der Mensch sich dadurch ständig in einem Austausch befindet, eine Struktur hat, an der sich weiter entwickeln kann.

Gewarnt wird davor, anzunehmen, dass diese Beziehung immer zu Gott bzw. einem Gott vorhanden ist. Es ist lediglich eine grundlegende Beziehungsstruktur vorhanden, in die man auch Gott "einbauen" kann, aber nicht notwendigerweise muss.

Eigentlich ganz einfach: Weil der Mensch nicht gemäss seiner Instinkte lebt, so wie es Tiere tun, legt er den Schwerpunkt auf Transzendenz: Er braucht eine Beziehung zu etwas, um Halt und Sinn zu haben - andere Menschen, Weltbilder, Religionen.

Weil wir nicht Tier sind, müssen wir denken, lieben, an einen Gott glauben, Kultur haben.

Menschen hoffen immer auf ihre Erlösung.

Menschen glauben immer an die Richtigkeit ihrer Theorien, selbst dann, wenn es Wissenschaft ist.

Menschen kultivieren immer Rituale, die der Ausdruck ihrer Hingabe an die verehrten Symbole sind, selbst wenn es sich hierbei um die Gewerkschaftssitzung, den Kneipenstammtisch mit dem Bierkellerwimpel, oder das Emblem des Lieblingsfussballverein handelt.

Menschen tendieren immer dazu, Mythen zu bilden.

Menschen leben immer im Zustand einer Opfersuggestion, d.h. mit der Vorstellung, irgendwer solle sich für das Wohl der Anderen in irgendeiner Weise opfern.

Menschen erheben diese gruppenbildenden Formen von Verehrung, Ritual, und Paradigma immer zu einer Art Kult.

Menschen verbindet immer irgendeine Art von Tabu, dieses ist meist mit der Schuld, oder dem Trauma irgendeines zentralen gruppenbildenden Verhaltes verbunden.

Menschen glauben, dass sie in diesen religionsartigen - diesen sakralen - Lebensweisen, über sich selbst hinauswachsen, also sich, das Alte, oder die Gemeinschaft, transzendieren können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien