Ist das richten/urteilen im Christentum erlaubt?

11 Antworten

Man darf und muss ganz klar verurteilen, was Sünde ist. Das muss man auch aussprechen dürfen und auch einem Menschen sagen dürfen, wenn er in Sünde lebt und meint, das sei ganz in Ordnung und normal.

Im Gegensatz dazu steht das Verurteilen des Sünders selbst. Das ist dann das Richten, was man nicht tun soll, weil es nur Gott zusteht. Jemand kann z.B. objektiv sündigen und trotzdem subjektiv nicht sündigen, weil er ein irrendes Gewissen hat.

Die Sünde also verurteilen, aber keinen Menschen wegen seiner Sünden verurteilen und sozusagen in die Hölle verfrachten.

"Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet" sagt aus, dass wir das Gewissen anderer Menschen nicht kennen und auch nicht, wie er vor Gott da steht. Nur Gott kann ins Herz schauen, kennt die Lebensumstände eines Menschen und kann gerecht urteilen. Uns steht das nicht zu. Und dazu gehört dann auch, dass man auch keinem Schwerverbrecher z.B. sein ewiges Heil absprechen darf, sondern lieber beten soll, dass er zur Reue kommt.

In Joh. 7:24 steht das man urteilen darf

Das stimmt so nicht.

Während Röm 2 eine Mahnung des Paulus an die Christen in Rom ist, finden wir in In Joh 7 eine verteidigende Antwort Jesu an eine vorwurfsvolle und eher ihm feindlich gesinnte Zuhörerschaft (V.20: "Du hast einen Dämon.").

Jesus wird vorgeworfen jemanden am Sabbat geheilt zu haben (V.23) und damit das Gesetz des Mose gebrochen zu haben, er zählt daher dann Dinge auf die er seinen Zuhörern vorwirft, dass sie das Gesetz des Mose bzw den Sabbat ja selbst gar nicht halten und sagt ihnen deswegen: "Richtet nicht nach dem äußeren Anschein, sondern richtet das gerechte Gericht."

der guten Antwort von BillyShears möchte ich hinzufügen:

Wir Menschen bilden uns ständig eine Meinung und beurteilen alles - ganz automatisch. Wir können z.B. nicht über die Straße gehen, ohne das, was wir sehen, zu beurteilen, es sei denn, wir halten uns die Augen zu. Nur eben, die Millionen von Informationen werden vom Gehirn (im Unterbewusstsein) gefiltert = beurteilt.

Nur ist es ein Unterschied, ob wir eine Situation oder einen Menschen einschätzen, uns eine vorläufige Meinung bilden, oder ob wir ihn aufgrund unserer Wahrnehmung verurteilen oder in eine Schublade stopfen. Die oft zu hörenden Du-Botschaften "Du bist..." weisen auf eine Schubladisierung hin - und das ist fast immer falsch.

Wir dürfen schon Verhalten beurteilen, sollen aber andere Menschen nicht verurteilen. Beides ist ein großer Unterschied.

Jesus hat gesagt:

  • "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird auch euch zugemessen werden" (Matthäus 7,1-2).

chrisbyrd  27.05.2024, 07:44

Spannend sind auch die Verse danach:

  • "Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen! — und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!" (Matthäus 7,3-5).
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Der Unterschied ist folgender:

In Johannes 7, 24 galt noch für gläubige Juden das mosaische Gesetz. Nicht alle Juden nahmen Jesus an, für sie zählte also weiterhin das Gesetz Mose, während für Jesu Jünger auch nur Jesu Lehren entscheidend waren, mit denen man dem Gesetz Mose vollständig befolgen würde.

Jesus forderte hier daher die Pharisäer auf, von denen er wusste das sie Jesus nicht annehmen würden, nach diesem Gesetz gerecht zu richten, weil sie weiterhin nach diesem Gesetz bemessen werden würden.

In Matthäus 7, 1 dagegen siehst du wie Jesus seinen eigenen Jüngern predigte, das sie nicht richten sollten. Das gilt für alle seine Nachfolger.

In Römer 2, 1 spricht Paulus eben in seinem Brief zu diesen Nachfolgern Christie. Zu Christen die Jesus und damit sein Gesetz, Christie Gesetz, und den neuen Bund angenommen haben den Jesus beim Abendmahl einführte.

LG-B.