inhaltsangabe und sprachbilder von dem gedicht vorortbahnhof?

2 Antworten

Das Metrum wäre doch dann der Jambus, wenn es unbetont betont ist.


Koschutnig  07.12.2022, 09:27

Nur DIR ist das offenbar bisher aufgefallen! DH! Schade, dass du seither gar so selten mitgetan hast!

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Meinst du das hier?

Vorortbahnhof

Georg Heym

Auf grüner Böschung glüht des Abends Schein.

Die Streckenlichter glänzen an den Strängen,

Die fern in einen Streifen sich verengen

- Da braust von rückwärts schon der Zug herein.

Die Türen gehen auf. Die Gleise schrein

Vom Bremsendruck. Die Menschenmassen drängen

Noch weiß vom Kalk und gelb vom Lehm. Sie zwängen

Zu zwanzig in die Wagen sich herein.

Der Zug fährt aus, im Bauch die Legionen.

Er scheint in tausend Gleisen zu verirren,

Der Abend schluckt ihn ein, der Strang ist leer.

Die roten Lampen schimmern von Balkonen.

Man hört das leise Klappern von Geschirren

Und sieht die Esser halb im Blättermeer.

(1910)

Ich habe jetzt mal die wichtigsten sprachlichen Mittel markiert.

Das Thema ist grob gesagt, dass der Erzähler, die lyrische Figur in der Abenddämmerung an einem Bahnhof steht und die Szenerie beobachtet.

Im Zentrum stehen die Menschen an dem Bahnhof, der Zug, der in den Bahnhof einfährt, Menschen einsteigen lässt und weiterfährt sowie die optische sowie akustische Umgebung des Erzählers.

Zur Struktur des Gedichts:

  • Es ist ein Sonett (es hat zwei mal 4 Verse und zwei mal 3 Verse pro Strophe)
  • Reimschema ist: abba abba cde cde
  • Versmaß ist durchgehend der Trochäus (Auf grüner Böschung glüht des Abends Schein.)

Das Gedicht mit Erklärung:

Strophe 1

  • "Auf grüner Böschung glüht des Abends Schein." Beschreibung der Situation, Abenddämmerung, Sonnenuntergang
  • "Die Streckenlichter glänzen an den Strängen," Beschreibung der Bahngleise, "Stränge" im Sinne von Gleise
  • "Die fern in einen Streifen sich verengen" Metapher: Beschreibt das zusammenlaufen der Gleise in der Ferne
  • "- Da braust von rückwärts schon der Zug herein." Der Zug fährt ein, das Wort brausen verstärkt das Gefühl der Geschwindigkeit des Zuges. Von rückwärts: überraschend, unerwartet

Strophe 2

  • "Die Türen gehen auf. Die Gleise schrein" Der Zug öffnet die Türen, Die Gleise schrein ist eine Metapher für das quietschen der Räder auf den Gleisen. Außerdem öffnen sich die Türen, bevor der Zug angehalten hat, da die Räder noch quietschen, als die Türen schon offen sind => Zeitdruck
  • "Vom Bremsendruck. Die Menschenmassen drängen" Beschreibung des hereinstürmens der Leute, Menschenmassen ist eine Alliteration, das Wort soll die Anzahl der Menschen unzählbar erscheinen lassen.
  • "Noch weiß vom Kalk und gelb vom Lehm. Sie zwängen" weiß vom Kalk und gelb vom Lehm => Arbeitsbevölkerung um die Zeit von 1900-1910, schwere körperliche, niedrig entlohnte Arbeit. Sie zwängen verstärkt das Engegefühl innerhalb des Zuges, die Leute passen gerade so hinein.
  • "Zu zwanzig in die Wagen sich herein." In Gruppen von 20 Leuten dränge sie in die Waggons hinein, damit alle hineinpassen, wieder das Gefühl der Enge

Strophe 3

  • "Der Zug fährt aus, im Bauch die Legionen." Beschreibung des losfahrenden Zuges, "Im Bauch die Legionen" ist eine Metapher, um den vollen Zug zu beschreiben (Wir sind Legion - Wir sind Viele)
  • "Er scheint in tausend Gleisen zu verirren," Eine Hyperbel/Übertreibung, um das Schienennetz zu beschreiben. Dies ist für die lyrische Figur unüberschaubar
  • "Der Abend schluckt ihn ein, der Strang ist leer." "Der Abend schluckt ihn ein" ist wieder eine Metapher, der Zug verschwindet am Horizont aus der Sichtweite des Erzählers, der lyrischen Figur. Wieder der "Strang", Bezugnahme auf den Anfang des Gedichts. Die lyrische Figur verweilt immer noch am Bahnhof, sie greift nicht in das Geschehen ein, sie beobachtet nur

Strophe 4

  • "Die roten Lampen schimmern von Balkonen." Beschreibung der Umgebung, es wird Dunkel, Lichter werden eingeschaltet
  • "Man hört das leise Klappern von Geschirren" Das Abendessen wird in den Häusern vorbereitet, das Wort "leise" beschreibt die plötzliche Ruhe am Bahnhof, nachdem der Zug abgefahren ist. Auch, dass das Klappern des Geschirrs in der Ferne zu hören ist, zeigt, dass es jetzt sehr ruhig am Bahnhof ist.
  • "Und sieht die Esser halb im Blättermeer." Der Erzähler besschreibt, dass die Leute nun zu Abend essen, Blättermeer ist noch eine Metapher, die die vielen Blätter an den Bäumen und/oder auf dem Boden beschreibt, möglicherweise ist es Spätsommer bis Herbst. Zu der Zeit sind viele Blätter an Bäumen oder fallen herunter.

Koschutnig  07.12.2022, 09:23
Oh, oh, oh! Kein Trochäus!

Weit über 9000 x aufgesucht, 224 x "hilfreich" und nur durch Nutzer 131183 in 4 Jahren erst ein einziger Einwand unter "Struktur" gegen das behauptete Versmaß "Trochäus"?

Unbetont - betont |x X| ist J A M B U S !

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