Improvisiertes Krippenspiel?

2 Antworten

Hei xoLissy, neulich habe ich die Weihnachtsgeschichte mal "etwas anders" geschrieben. Ich lleihe dir die Szene von der Herbergssuche, von der ich glaube, dass man sie so gut spielen kann. Viel Freude! Grüße!

 "Ach du Schei...", dachte Josef, als Maria schon wieder stehen blieb. Sie schob eine Hand in den Rücken und hielt sich mit der anderen den Bauch. Aber er hatte beschlossen, keine bösen Worte mehr zu verwenden. Auch nicht beim Denken. Denn er war in heiligmäßiger Begleitung. Das wusste er.
Mit einem Blick hatte er abgeschätzt, dass es noch mindestens eine Stunde zu laufen war bis zum erstbesten Hotel in Bethlehem. "Geht´s noch?" wandte er sich an Maria, "halt durch, wir sind bald da." Ihm war klar:  Das war gelogen. "Guck, man kann schon die ersten Lichter der Stadt sehen." Weinerlich hauchte sie: "Wie weit ist es noch?" Er log wieder: "Noch eine Viertelstunde." Sie stöhnte: "O Gott!" Sie wusste schon nicht mehr: "Wie lange waren wir unterwegs  - - zwei Tage, eine Woche ..." Und das alles zu Fuß! Und in ihrem Zustand! Die Geburt ihres ersten Kindes - kommt es noch heute, erst morgen, jetzt gleich hier im Straßengraben? Maria schluchzte laut auf. "Komm," flüsterte Josef, "gleich haben wir´s geschafft bis zum Hotel."
 Er selbst hätte weiß-Gott-was dafür gegeben, wenn er endlich hätte ins Bett fallen können. Die Schultern schmerzten vom Gepäck für zwei Personen, an der Hand eine junge Frau, hochschwanger, die nur mühsam Schritt für Schrittchen vorankam. Alle paar Minuten blieb sie stehen, reckte sich, massierte den Rücken, den Bauch, stöhnte. Und in der anderen Hand trug sie den Pappkarton mit den Babysachen, Puder, Cremes,  Windeln. "Zum Glück," sagte sich Josef, "sind sie noch nicht erfunden, sonst hätten wir die auch noch mitschleppen müssen, kiloweise Pampers."

... endlich, es war schon dunkel geworden und ziemlich kühl, standen sie vor dem Hotel Zum guten Hirten, das erste, an dem sie heute vorbeikamen und noch ein ganzes Stück von der Stadt entfernt. Aber: Es war geschlossen, die Tür zu. Josef klingelte Sturm. Nichts rührte sich im Haus. Er wummerte mit der Faust gegen die Tür. Nichts. Er rappelte die Klinke auf und nieder , rief: "Aufmachen! Bitte aufmachen! Ist da keiner?" Hinter den Fenstern brannte Licht. Josef sah deutlich den hellen Schein, obwohl die Gardinen vorgezogen waren. Wieder rappelte Josef an der Türklinke. Immer wieder rief er - jetzt schon flehend: "Aufmachen. Bitte machen Sie auf." Maria kauerte wie ein schlaffer Beutel auf den Stufen des Hotels. Endlich hörten sie, wie hinter der Tür der Riegel zurückgeschoben wurde, sich ein Schlüssel im Türschloss drehte, wie sich unter leichtem Ächzen die Tür ein wenig öffnete. Josef starrte in ein griesgrämiges Gesicht. Noch ehe er auch nur ein einziges Wort herausgebracht hatte, grollte es ihm entgegen: "Können Sie das Schild nicht lesen? Alles belegt!" Nun war es an Josef, zu bitten, zu betteln: "Wir sind bescheiden. Wir brauchen nicht viel. Nur ein Plätzchen, wo wir die Nacht verbringen können, ganz egal wo: Im Keller, in der Waschküche, auf dem Flur, in der Besenkammer..." "Die Besenkammer ist voll," raunzte der Hotelier, "Putzeimer, Putzstöcke, Putzzeug, Staubsauger..." Er sprach zwar nicht weiter, "außerdem," dachte er aber, "brauchen wir die Putzkammer für fixe Grand-Slam-Promis. Wäre ja noch schöner, so ein hergelaufenes Pärchen..." "Sehen Sie sich doch die Frau an," flehte, jammerte Josef: "In ihrem Zustand! Sie kann nicht mehr." "Mein lieber Herr," seufzte der Wirt vom guten Hirten, um dann im geschäftlichen Ton fortzufahren, "selbst wenn ich wollte, ich kann Ihnen keinen Platz anbieten. Alles belegt ... Sie wissen doch, Volkszählung." "Ja," hauchte Josef, "deshalb sind wir unterwegs nach Bethlehem." Der Hotelier warf einen Blick auf die Frau. Sie war jung, hübsch, aber völlig erschöpft. Und er sah, dass sie kurz vor der Niederkunft war. "Nö nö," dachte er, "was sollten wohl die anderen Gäste denken. Das Theater mit der Geburt, vielleicht schreit sie, und das ganze Blut - nicht in meinem Hotel." Dann, nach einer kurzen Pause, sagte der Wirt: "Vielleicht finden Sie ja einen Platz im Hotel zur Waldesruh. Das ist nicht so gut frequentiert wie mein Haus. Nur eine Viertelstunde von hier (,"wenn man gut zu Fuß ist", dachte er in Klammern, aber das sagte er nicht). "Ja," lächelte Josef müde, " könnten Sie denn, bitte, dort anrufen, ob sie noch ein Doppelzimmer frei haben?" "Mein lieber Mann," der Hotelier atmete tief ein und wieder aus, "telefonieren - da müssen Sie noch zweitau...," er runzelte die Stirn, "... noch ungefähr tausendneunhundert Jahre warten, bis das erfunden ist." "Ach so," sagte Josef, und zu Maria: "Komm." Ohne ein weiteres Wort drehte sich das Paar um und stieg die Hoteltreppe hinab. "Frohe Weihnachten!" wollte der Wirt ihnen noch nachrufen. Aber das fand er dann unpassend und brummte nur: "Wiedersehen". Die beiden waren in der Dunkelheit schon nicht mehr zu sehen.


xoLissy 
Beitragsersteller
 16.12.2014, 20:09

Vielen, vielen Dank! Das ist wirklich sehr hilfreich (:

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Ihr könnt es vllt so machen, dass zwei von euch in der Zeit zurückreisen und die ganze Geschichte um Jesus von weitem miterleben.

Liebe Grüße und viel Spaß Niccat