Ich wurde im Zug von fremden Männern bedrängt. Wie kann ich mich am besten verhalten?

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Erstmal Glückwunsch, dass dir nichts passiert ist. Und es ist gut für dich mal diese Erfahrung gemacht zu haben, so blöde das auch klingt. Denn kaum einer hat in Deutschland begriffen, dass nicht die Polizei da ist um einen zu schützen. Wie soll das auch gehen? Die einzige Person die da ist um zu helfen bist nur du selbst. Diese Erfahrung hat dich das eindrucksvoll gelehrt nehme ich an.

So was kannst du also tun, damit du dir das nächste Mal helfen kannst?

Selbstverteidigung fängt nicht erst da an, wo der eine dir seinen Arm um deine Schultern legt, sondern viel viel früher. Musst du mit dem Zug fahren? Kannst du kein Taxi nehmen? Wenn nicht, dann gibt es vielleicht Abteile wo viele Leute sitzen? Wenn dann da einsteigen und aufhalten. Gibt es andere Toiletten? Vielleicht früher schon in einem Lokal oder einem Schnellrestaurant auf Klo gehen... Wenn man auf den Bus wartet, dann etwas abseits um nicht schon früh als Opfer erkannt zu werden. Erst wenn der Bus zu sehen ist herantreten. Wenn man läuft, dann im beleuchteten Bereich um früh zu sehen ob sich jemand nähert. Immer Aufrecht, mit geradem Rücken laufen. Selbstbewusst sein. Nicht den Blicken ängstlich ausweichen, sondern kurz erwidern. Schaut jemand zurück eine Sekunde den Blick selbstbewusst halten, dann woanders hin schauen. An wehrhaften Opfern hat keiner ein Interesse. .. usw.

Als Frau bist du den meisten Männern, gerade wenn es mehrere sind, körperlich unterlegen. Daher empfehle ich, dass du dich soweit bewaffnest wie es unser Waffenrecht zulässt.

Das einfachste ist ein Pfefferspray (kein CS Gas, ist was anderes). Pfefferspray ist ab 14 legal zu führen und darf in so einer Situation wie du sie erlebt hast gegen Menschen eingesetzt werden, auch wenn "zur Tierabwehr" drauf steht. Beim Einsatz von Pfefferspray droht man nicht erst, und man (Frau) hat es nicht in der Handtasche vergraben. Man hat es in der Jackentasche schon sicher um griffen und wartet auf den richtigen Moment! Man zieht es und sprüht sofort, um dem Gegner keine Reaktionszeit zu lassen! Man muss auch wissen, das bei Betrunkenen oder manchen Personen eine Wirkung auch erst nach 60 Sekunden eintreten kann (bei stark betrunkenen Personen auch mal garnicht!). Es hat aber den Vorteil seine Fluchtchancen zu erhöhen und man kann etwas Abstand wahren. 1-2 Meter sind eine gute Sprühdistanz. Es gibt solche Sprays als Strahlverson und als Wolke... Der Strahl ist unempfindlich gegen Wind und ist besser in geschlossenen Räumen. Dann gibt es auch noch Unterschiede in der Konzentration des OC Wirkstoffes. Was die Polizei einsetzt und was es oft zu kaufen gibt ist nicht so hoch konzentriert. Pfeffer KO von der Firma Ballistol hat 11 % OC Wirkstoff und ist mit das Stärkste was gekauft werden kann. Das von Walther hat 10 %, dafür stehen aber etwas größere Sprays zur Verfügung. So hat man mehr als nur eine Sekunde … Generell reichen diese Sprays nur für wenige Sprühstöße aus. Immer ins Gesicht ziehlen.

Das Nächste sind Schreckschusswaffen mit CS Gas Munition. Dazu musst du 18 sein und einen kleinen Waffenschein beim Ordnungsamt oder der Polizei (von Ort zu Ort unterschiedlich) beantragen. Kostet 50 Euro und es wird nur geprüft ob du Dreck am Stecken hast. Wenn nicht kannst du ihn dir abholen. Eine Prüfung oder so muss man nicht ablegen. Ich empfehle hier einen kleinen Revolver wie den Weihrauch HW 88 oder 37. Man hat 5 Schuss in der Trommel. Der Vorteil zu einer Pistole mit eigentlich mehr Schuss ist der, dass wenn eine Patrone nicht losgeht, trotzdem die anderen funktionieren. Ich würde die Trommel auf den Angreifer leer schießen, aus kurzer Distanz. Auch hier aufs Gesicht zielen. Pistolen haben mit CS Gas Munition manchmal Probleme, da sich bei Abwehrmunition schnell der Lauf und die Kammer zusetzt. Bauartbedingt. Auch hier droht man nicht erst sondern zieht und schießt sofort! Was das rechtlich bedeutet, dazu sage ich noch was.


FloTheBrain  09.12.2012, 11:35

Das sind Methoden um Abstand zu wahren und die auch sehr überzeugend sind. Was mir persönlich auch sehr gut gefällt sind Kubotans. Ein Kubotan ist ein kleiner Metallstab mit einem angespitzten Ende. Es gibt sie auch als Kugelschreiber. Sog. Tactical Pen's. Der Schrade tactical pen 2. Gen ist mein Liebling was das angeht. Hab den Clip abgeschraubt und so liegt er sehr gut in der Hand. Dem Laien erschließt sich nicht was man damit anfangen soll. Man kann einen Kubotan auf viele Art und Weisen einsetzen. Man kann damit auf den Gegner schnell und kräftig oft hinter einander „einstechen“ oder auch nur kräftig drücken. Die Kraft, von der man als Frau üblicher weise leider nicht so viel hat, wird auf einen winzigen Punkt gebündelt und wird damit sehr überzeugend verstärkt. Macht man es an bestimmten Punkten des Körpers noch viel mehr. Drück dir mal mit dem Daumen von außen in die Wange, sodass sich dein Mund dabei öffnet, auf Höhe der hinteren Backenzähne. Das Kinn hältst du dabei mit den anderen Fingern umfasst. Wenn du es richtig machst spürst du jetzt einen enormen Schmerz. Bei einem Gegner machst du das so doll, dass dein Daumen komplett in der Wange verschwindet, oder mit einem Kubotan. Der Schmerz ist so überwältigend, dass sich niemand daraus befreien kann und man handlungsunfähig wird (bei einer nüchternen Person!). Für solche Späße empfiehlt sich aber ein Selbstverteidigungskurs. Krav Maga ist eine gute Kampfsportart was das angeht. Kommt ohne Umwege zur Sache. Nach einer Stunde hast du so schon viel gelernt was du gleich anwenden kannst. Auch das Selbstvertrauen wird gesteigert, was 90 % der Selbstverteidigung ausmachen kann. Einmal die Woche so ein Kurs ist sicherlich nicht verkehrt und etwas Fitness ist auch immer dabei.

Zur Rechtslage: Notwehr liegt dann vor, wenn jemand gegen dich einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff auf eins deiner Rechtsgüter (Leib und Leben, Freiheit, Besitz usw...) ausübt. Ein Angriff ist gegenwärtig, wenn er unmittelbar bevorsteht, gerade stattfindet oder noch andauert. Du kannst dich also schon dann verteidigen, wenn du der begründeten Meinung bist, dass ein Angriff jeden Augenblick stattfinden kann. Bei einer Frau ist die rote Linie zu 100 % überschritten, wenn du wie auch immer berührt oder angefasst wirst!

Es gibt bei Notwehr keine Verhältnismäßigkeit, was du oft im Internet falsch lesen kannst. Du darfst also mit einer Schreckschusswaffe auch auf einen unbewaffneten Angreifer schießen. Was du aber nicht darfst ist die Notwehr zu überschreiten. Also weiter schießen wenn er schon regungslos am Boden liegt. Kommt der Angreifer ernsthaft zu Schaden oder stirbt sogar, dann ist das nicht dein Problem (solang keine Notwehrüberschreitung vorlag). Der Angreifer hat mit seinem rechtswidrigen Angriff alle Konsequenzen zu verantworten, auch die gegen sich selbst. Du sollst immer das mildeste Mittel wählen. Generell kannst du aber nur aus den Mitteln wählen, die dir zur Verfügung stehen. Auch kann es nicht zumutbar sein, ein mildes Mittel zu wählen, mit dem die Wahrscheinlichkeit zu versagen zu groß wird. Du musst den Angreifer also nicht auf Kosten des eigenen Risikos schonen. In jedem Fall musst du bereit sein, an deinem Gegenüber schwere Verletzungen, vielleicht auch tödliche Verletzungen in Kauf zu nehmen. Das ist die größte Hürde. Ist man Trainiert und hat sich einmal entschlossen läuft es einfach ab bis es zu Ende ist...

Mach dich neben den Möglichkeiten zur Abwehr auch unbedingt mit dem deutschen Notwehrrecht vertraut. Das kann mal sehr wichtig werden.

Noch was zum Schluss. Wirst du mit einem Messer angegriffen kann nur die Flucht weiterhelfen. Unterschätze niemals ein Messer. Man hat im Nahkampf eine höhere Chance gegen eine Pistole, als gegen ein Messer. Siehst du ein Messer sofort den Abstand vergrößern, vielleicht Pfefferspray oder eine Schreckschuss einsetzen, aber dann sofort fliehen! Ein Messer taugt nur zur Abwehr gegen einen Unbewaffneten, was dann aber vor Gericht schwierig sein kann auch so zu beweisen. Daher kann ich von Messern als Abwehrwaffe nur abraten.

Du wirst sehen, je mehr du dich theoretisch und auch praktisch mit dem Thema Notwehr auseinandersetzt, desto geringer wird deine Angst. Du darfst in so einer Situation auch nicht vor Angst gelähmt sein. Sag dir lieber selbst in Gedanken: „Was bildet sich dieses A... eigentlich ein! Was denkt der sich kann er sich gegen mich erlauben.... dem werde ich beibringen was es bedeutet gegen mich....!“ …. verstehst du das Konzept? Willst du dir sicher helfen können, dann musst du jetzt viel Zeit und Mühe investieren. Ich gehe auch nie unbewaffnet aus dem Haus. Und nein ich habe keine Angst, warum auch, denn ich bin besser als 95 % der da draußen vorbereitet!

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Eine ganz üble Erfahrung, tut mir echt leid für Dich - und es nervt mich, dass es solche Sch..Typen gibt.

Guter Rat ist schwierig, weil ja immer vieles auch von der konkreten Situation abhängt. Meist ist Selbstbewusstsein zeigen eine gute Methode, zeigen dass hier eine Grenze ist.

Man sollte allerdings solche Typen niemals "bei ihrer Ehre" - vor allem den Unterleib betreffend - packen, also keine abfälligen Bemerkungen darüber.

Vielleicht kann auch ein Selbstverteidigungs-Kurs helfen.

Du musst auf jeden Fall auf dich aufmerksam machen, wenn dir so etwas nochmal passiert. Und ich würde mich immer in die Nähe von vielen Leuten setze/stellen oder direkt an den Ausgang, sodass du nie mit Leuten, die dir komisch vorkommen, alleine bist.

Du hättest sofort nach dem Aussteigen zur Polizei gehen und die Typen beschreiben sollen. In einer akuten Gefahrensituation darfst du natürlich von deinem Notwehrrecht Gebrauch machen und dich körperlich zur Wehr setzen.

Zieh die Notbremse, ruf um Hilfe und ruf die Polizei an! Auch wenn die Typen schon weg sind oder du schon ausgestiegen bist, solltest du sofort die Polizei anrufen! Du kannst auch die Bundespolizei der Bahn direkt kostenlos anrufen: 0800 6 888 000! Speichere diese Nummer in deinem Handy und wenn du wieder Bahn fährst, bist du sofort mit der richtigen Dienststelle verbunden!