Ich hasse meine Firma, was kann ich tun?
Hallo Community,
Zuerst einmal: a) frohes neues Jahr und b) die Antwort auf meine Frage klingt einleuchtend und selbsterklärend. Ich möchte euch aber vorab meine Situation schildern.
Ich bin werde 29 Jahre alt und bin Fahrzeuglackiererin. Ich bin seit fast 9 Jahren in dieser Firma. Das klingt nicht viel (vor allem, weil ich zwischendurch noch, nicht ganz 3 Jahre, wegen Schwangerschaft und Elternzeit abwesend war) aber wenn man diese Firma als Mitarbeiter kennt, ist das gewaltig. Ich kenne nur eine Person, die länger angestellt war als ich. Keiner macht das da lange mit. Die Leute, die keine Ausbildung bei uns machen, also als Geselle kommen sind meistens nur ein Jahr, wenn überhaupt bei uns. Es ist Wahnsinn, was dieser Betrieb für einen Mitarbeiterverschleiß hat. Ich habe hier so einiges erlebt und mittlerweile bin ich psychisch ziemlich ausgebrannt. Ich hasse es, auf Arbeit zu gehen. Meine zwei Chefs sind Mann und Frau. Es würde jetzt einen Roman lang dauern, deren unterirdische Art und Weise zu beschreiben. Die haben mir auch schon die Freude an meiner Arbeit an sich versaut. Ihr werdet jetzt sagen, bewerb dich einfach woanders. Das habe ich gemacht. Das Problem ist vielschichtig. Bei uns sind Fahrzeuglackierer in Teilzeit nicht gesucht. Ich habe einen 3 Jährigen Jungen. Durch diesen bin ich an gewisse Zeiten gebunden. Und eigentlich möchte ich diesen Job auch gar nicht mehr machen. Und das erste Mal denke ich, scheiße - hättest du nur was anderes gelernt. Viele Quereinsteiger-Jobs fordern kaufmännische oder logistische Kenntnisse oder ähnliche berufliche Erfahrungen. Und wenn doch etwas infrage kommt, beginnen die Arbeitszeiten vor Kindergartenöffnung. Vor einem dreiviertel Jahr habe ich angefangen, Bewerbungen zu schreiben und immer wieder klicke ich mich durch Gesuche. Ich bin ziemlich niedergeschlagen. Ich bin soweit, dass ich schon geheult hab auf Arbeit, weil ich einfach nicht mehr will. Und nicht mehr die Kraft habe, mich jeden Morgen aufzuraffen. Selbst bei nur 5 h am Tag. Und ich bin wirklich nicht zimperlich oder so. Hätte vielleicht eher die Reisleine ziehen sollen. Ich bin sogar an dem Punkt, dass ich mir wünschen würde, sie würden mich einfach kündigen. Aber die kriegen schlecht noch Nachschub, weshalb sie auf jeden einzelnen angewiesen sind. Mein Freund sagt, ich soll wegen Psyche krank machen, aber ich bin auch nicht der Typ, der es sich so einfach macht. Ist vllt auch dumm, ich weiß es nicht. Die letzten Jahre waren ziemlich niederschmetternd. Es sind viele gestorben, auch meine Mutter vor 5 Jahren. Der letzte Verlust einen Tag vor Heiligabend 2021. Ich fang schon wieder das heulen an. Fühle mich alles in allem ziemlich depressiv. Nur meine zwei Männer halten mich zuhause noch auf der Linie.
Kennt ihr so eine (ähnliche) Situation? Ich glaube, ich hab nicht mal eine echte Frage, sondern muss mich einfach nur mal bei euch aus kotzen. Sorry für das Buch, das ich grade geschrieben habe.
4 Antworten
Wenn du vor gerade mal einer Woche jemanden verloren hast, dann wäre der erste Schritt, dass du dir am Montag mal 1-2 Wochen AU vom Arzt bescheinigen lässt! Ich bezweifle stark, dass dein Hausarzt da in so einer Situation Schwierigkeiten macht, denn auch die Psyche kann "anknacksen" und ein Grund für eine Arbeitsunfähigkeit sein! Ebenfalls kannst du mit deinem Arzt dann direkt besprechen, ob eventuell mal ein Ersttermin bei einem Therapeuten gut wäre, um zu schauen, ob vielleicht tatsächlich eine Depression vorliegt. Und er kann dir direkt Blut abnehmen und mal checken, ob rund um die üblichen Verdächtigen (z. B. Eisen) alles soweit okay ist oder dir da auch noch irgendein Mangel zusätzliche Probleme bereitet.
Was deine berufliche Situation betrifft: wenn die Öffnungszeiten der Kita mit den Arbeitszeiten in möglichen Jobs nicht so gut zusammenpassen, hast du mal überlegt, ob du daran was ändern könntest? Was ist zum Beispiel mit dem Vater des Kindes - könnte der seine Arbeitszeiten nicht so anpassen, dass er den Kleinen morgens bringt? Oder gibt es vielleicht eine andere Kita, die früher öffnet und wo du einen Platz bekommen könntest?
Rund um diesen Aspekt wäre dann vielleicht auch die Teilzeiteinschränkung gar nicht mehr nötig. Letztendlich gibt es oft auch bei Stellen, die in Vollzeit ausgeschrieben sind, dann doch die Option, sich zumindest auf so ca. 35 statt 40 Stunden zu einigen. Und etwas in dem Bereich wäre ja vielleicht doch drin, wenn du nicht so komplett an die Kita-Zeiten gebunden wärst, oder?
Hast du zudem mal geschaut, ob die ganze Problematik eventuell in einer anderen Region in deinem Beruf besser aussehen würde? Ich mein, gerade jetzt, wo es noch nicht um einen Schulwechsel bei deinem Sohn geht, wäre auch eine räumliche Veränderung noch ziemlich gut möglich.
Und hast du mal über den Meister und ggf. eine Selbstständigkeit im Anschluss nachgedacht? Über Aufstiegs-BAföG ist da durchaus auch ein Zuschuss zum Lebensunterhalt in der Förderung vorgesehen, für Vollzeitmodelle. Nur so als kleiner Gedankenanschubser ;).
Ansonsten bleibt dir natürlich auch die Option, eine neue Ausbildung zu machen. Solltest du allerdings nur dann tun, wenn dein jetziger Beruf und nicht nur dein aktueller Job dir absolut gar nicht mehr gefällt und du sehr genau weißt, was stattdessen zu dir passen könnte!
Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du irgendeinen Weg für dich findest!
Übrigens, schau doch auch mal nach Stellen und Branchen, die so ein bisschen außerhalb deines Berufs liegen! Was ich damit meine: ich bin eine Wirtschaftsfachwirtin, die bei einem gemeinnützigen Verein im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe arbeitet. Dort bin ich gelandet, weil ich eigentlich ein Ehrenamt gesucht hab ;).
Bei deinem beruflichen Hintergrund denke ich da zum Beispiel in Richtung von Stellen im Hausmeisterbereich oder als technische Mitarbeiterin oder so in ähnlichen Einrichtungen wie unserer oder so :). Ich mein, wer ein Handwerk erlernt hat, kann ja oft auch ganz viel Handwerkliches abseits der eigenen fachlichen Aufgaben, oder? Wir haben zum Beispiel auch einen Tischler im Team, der genau solche Aufgaben, die auch weit über Holzbearbeitung hinausgehen, übernimmt. Vielleicht wäre ja auch etwas in dieser Richtung eine schöne Option für dich, um in einem anderen Feld mit ganz anderen Rahmenbedingungen tätig zu werden :)?
Schwierige Situation, ich würde mich an deiner Stelle weiterhin bewerben, vielleicht auch auf fachfremde Stellen in der Produktion.
sobald du was hast Kündigung raushauen und dann Krank machen
eine andere Möglichkeit wäre eine Umschulung.
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Sitze grade wieder vorm Laptop und arbeite mich durch die Stellen. Ich geb nicht auf, es wird sich was finden :)
Hey erstmal! Ich bin zwar erst 12, aber ich erzähle dir mal meine Lebensgeschichte. Als ich 8 war, starb meine Oma, danach war nur noch Streit im Haus. Schließlich sind meine Schwester, meine Mutter und ich in eine Wohnung gezogen. Aber dort war es auch nicht viel besser. Also zogen wir nach Rumänien, wo wir jetzt immernoch wohnen. Ich habe mit Wasserball angefangen, aber nach einem Jahr viel es mir wirklich schwer. Auch mit der Schule mitzuhalten, auch noch abends 2 Stunden jeden Tag zum Training zu gehen. Also habe ich, so schwer es mir auch viel, mit Wasserball aufgehört. Vielleicht kannst du das jetzt nicht wirklich gebrauchen, aber was ich damit sagen will, ist, gib niemals auf. Es gibt immer einen Ausweg. Vielleicht kannst du in einem Kindergarten arbeiten und deinen Sohn dorthin bringen? Dann könntest du gleichzeitig auf ihn aufpassen und arbeiten. Ist das eine Idee?
Ich hoffe, auf jeden Fall, ich konnte dir weiterhelfen.
Viel Glück noch! 🤗
Schau mal meine Frage an "Wo ist der Sinn?" Ich kann bei dir echt mitfühlen..ich würde trotzdem kündigen..und mir was neues suchen..viel Glück und Erfolg 🍀
Hallo Leute, ich habe eine neue Arbeit und fange ab 1. März an! Ich bin so glücklich! Was ganz anderes, ganz andere Strukturen! Danke für eure Antworten
Ich werde es mir durch lesen, bin eigentlich ein echt positiver Mensch. Mein Glas ist immer halb voll. Wenn es was gutes ist, wird es mir helfen ;)
Hallo vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Ich habe auch für mich entschieden, meinen Hausarzt aufzusuchen. Die letzten Tage wurde mir auch selber bewusst, dass ich mich labil fühle. Ich hatte Zeit nachzudenken. Das bleibt immer auf der Strecke, wenn man 24/7 funktionieren muss. Mein Partner arbeitet als Maler auf der Baustelle, sein Arbeitstag beginnt schon um 6:30 Uhr. Ich selber fange um 8:00 Uhr an. Der Kindergarten öffnet um 7:15 Uhr. Wir wohnen in einem kleinen Dorf mit einem Kindergarten. Hier in der Region ist es so geregelt, dass die heimischen Kinder ein Vorrecht auf einen Platz haben. Erst dann werden auswärtige Kinder aufgenommen. Die Wohnungssuche gestaltet sich aber auch hier zulande mehr als schwierig. Vor allem mit Kind. Ich werde mich in Sachen Ausbildung und oder Umschulung nochmal schlau machen. Denn ohne Zuschuss ist das für uns finanziell eher nicht stemmbar. Ein Meister macht in diesem Beruf nur Sinn, wenn man sich selbstständig macht. Und tatsächlich gibt es hier im Umkreis mehr Lackierereien. Auch Spot Repairs. Also für minimale Schäden.
Ich sitze grade auf jeden Fall vorm Laptop und lese mich in deine Vorschläge ein. Vielen Dank auf jeden Fall für deine Hilfe :)