Hermann Göring und Rudolf Heß?

3 Antworten

Hermann Göring und Rudolph Heß hatten wohl keinen guten Draht zueinander, vor allem nicht bei den Nürnberger Prozessen. Im Grunde war wohl jeder einzelne Angeklagter damit beschäftigt, mit allen möglichen Mitteln seinen Hals aus der Schlinge zu bekommen, obwohl die meisten von ihnen den Prozess als ungerecht betrachteten, sich sicher waren, dass sie sowieso bald hingerichtet werden würden und daher den ganzen Aufwand der Prozesse nicht verstanden hatten.

Rudolph Heß dürfte unter den Angeklagten neben Wilhelm Keitel, Joachim von Ribbentrop und am Ende auch Albert Speer wohl zu den Ausgestoßenen gehört haben.

Heß als Hitlers Stellvertreter war Hitler gegenüber sehr unterwürfig und bereute bis zu seinem Lebensende nichts, was er unter seiner Verantwortung verbrochen hatte. Als er aber während des Zweiten Weltkriegs eigenmächtig für Friedensgespräche nach England flog und dort dann von den Engländern verhaftet wurde, hatte er in Hitlers Augen jeglichen Status verloren und wurde von ihm mit einem gewaltigen Wutausbruch verachtet.

Göring übernahm bei den Nürnberger Prozessen eigenwillig die Rolle als "Nazi Nummer 1", war deshalb quasi auch der Anführer bei den Angeklagten und genoss daher vor Gericht eine besondere Aufmerksamkeit, die er auch nutzte und er versuchte auch, die anderen Angeklagten bei ihren Aussagen vor Gericht einzuschüchtern und zu manipulieren. Göring hatte zwischen Kriegsende und Auftakt der Prozesse viel mit der alliierten Presse gesprochen und hatte die Hoffnung, er würde nicht als Gefangener, sondern als Unterhändler des Friedens betrachtet werden. Schließlich hatte auch er noch vor Kriegsende versucht, Friedensverhandlungen zu führen und war sich sicher, dass nur er als einziger als Hitlers Nachfolger infrage gekommen wäre, deswegen ist er am Ende ebenfalls bei Hitler in Ungnade gefallen.

Rudolph Heß gab vor Gericht an, unter Gedächtnisverlust zu leiden, später gestand er aber, dass er seinen Gedächtnisverlust aus taktischen Gründen nur vorgetäuscht hatte. Trotzdem galt er in Nürnberg für die meisten Mitangeklagten und auch für viele Prozessbeobachter als verrückt, zudem hatte er schon einige Selbstmordversuche hinter sich.

Am Ende wurde Göring, der mittlerweile seine Situation und seine bevorstehende Strafe akzeptiert hatte, zum Tode verurteilt, beging aber noch vor der Hinrichtung Selbstmord. Heß erhielt lebenslange Haft und wurde 1987 im Gefängnis höchstwahrscheinlich von einem Wachsoldaten ermordet oder ihm wurde beim Selbstmord geholfen.


Rotfuchs716  08.01.2023, 01:13

Es ist bis heute nicht geklärt ob Hess eigenmächtig oder im Auftrag nach England flog! Hitlers Reaktion erklärt sich allein schon aus dem Scheitern des Vorhabens.

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Es ist nicht bekannt, in welchem Verhältnis die beiden Männer standen, zumal die ja nur auf der Anklagebank nebeneinander saßen und sonst keinen Kontakt gehabt haben dürften. Ob Heß wirklich als Überläufer zu bezeichnen ist, darüber ließe sich trefflich streiten, auffällig ist aber, dass Göring als einziger Angeklagter stets mit Uniform oder uniformähnlich gekleidet auftrat, die übrigen Angeklagten in zivil.


BossBiffTannen  13.12.2022, 09:10

Wilhelm Keitel trat auch in seiner Uniform auch, wenn auch ohne Abzeichen.

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Man darf nicht vergessen, dass Hess bis zu seinem Flug 41‘ Hitlers Stellvertreter war.

Nach 41‘, also nach Hess’ Englandflug, wurde dies via Führererlass an Göring übertragen.

Zudem kommt, dass Hess nach seiner Gefangennahme für geisteskrank erklärt wurde. Außerdem spielte er auch während der Nürnberger Prozesse zeitweise absichtlich und betont den Geisteskranken (….“taktischer Art“).

Er war also 1. kein Überläufer und 2. fand ihn Göring als ehemaligen „zweiten Mann“ nach Hitler aufgrund seiner wirren Äußerungen einfach nur peinlich bzw. hat er sich wohl fremd schämen müssen.

Vertragen haben sie sich vermutlich nicht.


Rotfuchs716  08.01.2023, 01:14

Hess war offiziell nur der Stellvertreter Hitlers in der Partei während jedoch Göring de facto der zweite Mann im Staate war!

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