Heizung ohne Thermostate nur mit Vorlauftemperatur regeln?

3 Antworten

...prinzipiell macht ein Regelsystem über Raumthermostaten bei Fußbodenheizungen bestenfalls Sinn, wenn man sie "geplant" mit Zeitschaltung an oder abschaltet/absenkt, da das System ziemlich träge reagiert. Wie auch die thermostatische Steuerung ohnehin auch nur Sinn macht, wenn das (am Besten) hydraulisch abgeglichene System (der Heizlast angepasste Volumenströme in den einzelnen Heizkreisen) mit einer möglichst moderaten Vorlauftemperatur betrieben wird. Bei Temperaturen, die zu einer spürbaren Erwärmung des Fußbodens führen, kommt es trotz Raumthermostaten zu einer Überheizung des Raumes...bis dieser reagiert und den Kreis schließt, ist der Fußboden schon mit Wärmeenergie "übersättigt", während eine dauerhaft moderate Temperatur über eine relativ flache Heizkurve durch die große Heizfläche eine gleichmäßige Raumtemperatur trotz Schwankungen der Außentemperatur bringt. Räume, die sparsamer beheizt werden sollen, etwa Schlafräume, kann man durch Drosseln der jeweiligen Durchflussmenge am Heizkreisverteiler auf den gewünschten Temperaturwert einregeln. Ich halte die meisten "elektronischen Helferlein" (ob "smarte" Heizkörperthermostate oder eben die Raumthermostaten bei FB-Heizungen) für überflüssigen Schnickschnack, der bei vernünftig abgeglichenen Hydrauliken im Zusammenspiel mit moderat ausgelegten Heizkennlinien unnötig ist. Man sollte sich vom Gedanken verabschieden, Energie zu sparen, indem man alles bei Abwesenheit "abwürgt" und bei Anwesenheit mit möglichst viel "Feuer" wieder auf Temperatur bringen muss, damit es schnell wieder gemütlich wird. "Stop & Go" ist auch im Straßenverkehr nicht die sparsamste Methode des Vorwärtskommens...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – seit 40 Jahren Kundendienstler für Heizung/Sanitär

Nov1124 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 23:15

Ja, deswegen senke die Raumtemperatur in den Räumen nicht ab, auch nicht die Vorlauftemperatur des Brennwertgerätes. Ich denke, die Stellventile stoppen/behindern trotzdem noch den Wärmefluss und dies bedingt dann eine höhere Heizkennlinie ? Der Plan ist, vorerst im 1. Schritt den wärmsten Raum im Haus (Wohnzimmer im EG) mit Kennlinie einzustellen und danach den Durchfluss der anderen Räume. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das a) praktikabel und b) sinnvoll ist..? Was sagt die Fachwelt...??

Tuedelsen  29.11.2024, 22:33
@Nov1124
 Ich denke, die Stellventile stoppen/behindern trotzdem noch den Wärmefluss und dies bedingt dann eine höhere Heizkennlinie ? 

...andersherum! Eine höhere Heizkennlinie bedingt den (rechtzeitigen) Stopp des Wärmeflusses, um ein Überheizen zu verhindern. Da sehe ich auch das Problem: Wenn über die Raumthermostate dieser "Stopp" erfolgt, ist bereits zu viel Wärmeenergie in den Estrich eingebracht worden...die Ventile schließen zwar, aber die Wärmeabgabe an den Raum durch den aufgeheizten Fußboden endet dadurch ja nicht

 ....vorerst im 1. Schritt den wärmsten Raum im Haus (Wohnzimmer im EG) mit Kennlinie einzustellen und danach den Durchfluss der anderen Räume.

...ganz genau! Dieser Raum müsste quasi mit einer vorab definierten Temperaturspreizung hydraulisch abgeglichen und die Vorlauftemperatur über eine möglichst flache Heizkennlinie (bei "zu kalt" lieber den Fußpunkt etwas anheben!) eingestellt werden. Passt das, kann man die restlichen Kreise über den jeweiligen Volumenstrom abgleichen....kann natürlich insgesamt einige Zeit in Anspruch nehmen, sich Schritt für Schritt den optimalen Einstellungen zu nähern, dürfte aber effektiver und komfortabler sein als diese ganze "Herumregeln" unter Verwendung zu hoher Vorlauftemperaturen.

Was sagt die Fachwelt...??

....puh! Ich denke, da wird es viele verschiedene Meinungen geben...wie auch bei der Frage "Absenken oder nicht?". Ich bin z.B. der Ansicht, eine gut ausgelegte und perfekt eingestellte Fußbodenheizung sollst Du gar nicht bemerken...außer durch eine angenehme und gleichmäßige Raumtemperatur und dem Fehlen von Heizkörpern aber keinesfalls durch einen "kuschelig warmen Fußboden". Indem nur der reale (und gleichmäßig erfolgende) Wärmeverlust durch eine ebenso gleichmäßige Wärmezufuhr ausgeglichen wird. "Stop & Go" über Raumthermostate ist natürlich einfacher "einzustellen".

Grundsätzlich ja. Wenn jeder Fußbodenheizungskreis richtig eingedrosselt ist kann kam die Raumtemperaturen theoretisch über die Vorlauftemperatur regeln. Aber eben nur alle gleich und nicht individuell.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Handwerksmeister + Studium Sanitär/Heizung/Lüftung/Kälte

Nov1124 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 22:36

Mein Vitodens 222 F benötigt also keinen "Widerstand" von geschlossenen Motor-Stellventilen des Heizkreisverteilers, um den Vorlauf /Heizkreispumpe mal abzuschalten ?

Asardec  29.11.2024, 08:20
@Nov1124
Mein Vitodens 222 F benötigt also keinen "Widerstand" von geschlossenen Motor-Stellventilen des Heizkreisverteilers, um den Vorlauf /Heizkreispumpe mal abzuschalten ?

Wenn dein Wärmeerzeuger außentemperaturgeführt oder Raumtemperaturgeführt ist, passt dieser die Vorlauftemperatur (je nach eingestellter Heizkurve) an die Führungsgröße an. Wenn die Spreizung zwischen Vor- und Rücklauf zu gering wird, wird zwar der Wärmeerzeuge für eine Zeit keine Wärme produzieren, die Pumpe läuft aber weiter. Dies ist notwendig damit der Wärmeerzeuger erkennen kann ob die Rücklauftemperatur weit genug abgekühlt ist um dann wieder wärme zu produzieren.

Generell sollte die Pumpe nie ausgehen, nur weil irgendwelche Widerstände durch Ventile erzeugt werden. Maximal könnte die Pumpe ihre Leistung bis zu einem definierten Minimum runtergeregelt werden.

Ich hoffe ich konnte das verständlich rüber bringen.

Ja, das geht wenn du die Heizzeiten über die täglich mehrfachen Einschaltzyklen der Heizungsanlage begrenzt und durch eine sehr flache Heizkurve (die ich jetzt so noch nicht gesehen habe) die Außentemperatur berücksichtigen würdest.
Das ist zwar nicht sehr genau, aber viele Badezimmer FBH werden auch nur über die Rücklauftemperatur geregelt.

Dann musst du aber wohl den hydraulischen Abgleich auch noch einmal passend machen, damit die Zimmer nicht unterschiedlich warm werden.

Woher ich das weiß:Hobby – Heimwerker, Bastler, Reparierer, Erfinder, Gartenfreund