Hauptschulzeugnis für Mittlere Reife durch Ausbildung relevant?
Hallo,
ich werde ab dem 01.08.19 eine 2-Jährige Ausbildung zur Verkäuferin beginnen. Mein Hauptgrund für die Ausbildung ist dadurch meine Mittlere Reife nachzuholen, um später eine 2. Ausbildung zu machen oder weiterhin auf die Schule zu gehen. Beim Bewerbungsgespräch habe ich leider voll vergessen zu fragen, ob ich durch die Ausbildung die Mittlere Reife erreichen kann, ging aber davon aus dass es eigentlich gehen sollte. Nun habe ich auf der Website meiner (vorraussichtlichen) Berufsschule folgendes gelesen:
"Schüler der Hauptschule können den mittleren Bildungsabschluss erwerben, wenn sie aus dem Hauptschulabschluss, dem Berufsschulabschluss und dem Berufsausbildungsabschluss jeweils eine Durchschnittsnote von mindestens 2,5 erreichen. Durch Zusatzunterricht in Englisch und Mathematik können sie außerdem die Aufnahmevoraussetzungen für das einjährige Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife erfüllen (mind. die Note ausreichend in beiden Fächern). Dieser mittlere Bildungsabschluss (9+3) berechtigt aber nicht zum Eintritt in ein berufliches Gymnasium."
Bedeutet das mein Hauptschulabschluss muss ebenfalls mind. 2,5 sein? Meiner ist 2,7. Kann ich jetzt die Mittlere Reife durch die Ausbildung garnicht nachholen, auch wenn ich in der Beruffschule mind. einen 2,5 Durchschnitt schaffe? Und gibt es noch andere Möglichkeiten um danach aufs berufliche Gymnasium zu können?
Ich werde meinen Ausbildungbetrieb bei der nächsten Gelegenheit natürlich fragen, aber das beschäftigt mich grad doch sehr. Wäre für jede hilfreiche Antwort dankbar. Wohne übrigens in BW
2 Antworten
Es gibt in Baden-Württemberg zwei Möglichkeiten, die mittlere Reife durch die Berufsausbildung zu erreichen.
Der erste Weg ist bundesweit universal durch die Kultusministerkonferenz (KMK) geregelt:
duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule:
Erreichen der Durchschnittsnote 3,0 im Berufsschulabschlusszeugnis, der erfolgreiche Abschluss einer Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf mit einer Regelausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren sowie der Nachweis von Fremdsprachenkenntnissen (Mindestnote "ausreichend" im Hauptschulabschlusszeugnis oder dem entsprechenden Fremdsprachenzertifikat)
.
Der zweite Weg ist ein Sonderweg, der nur in BW gilt.
Es ist das sogenannte Modell 9+3, welches offenbar auch auf der Homepage deiner Berufsschule zitiert wird:
Erreichen der Durchschnittsnote 2,5 aus dem Hauptschulabschlusszeugnis, dem Berufsschulabschlusszeugnis sowie der Kammerprüfung (Modell "9+3" bei einer Regelausbildungsdauer von mindestens 3 Jahren; nur in Baden-Württemberg gültig)
(Quelle für beide Infos: https://www.service-bw.de/lebenslage/-/sbw/Mittlere+Reife-5000179-lebenslage-0)
Wenn Modell 9+3 grundsätzlich nicht funktioniert, so ist immer noch der andere Weg offen.
Mit dieser mittleren Reife kannst du aber tatsächlich nicht alles machen. Auf ein berufliches Gymnasium (in BW) kannst du nicht!
Der Weg zur Fachhochschulreife über die Berufskollegs (BK) steht dir aber offen - da müsstest du dich aber nochmals speziell erkundigen, da es unterschiedliche Arten von BKs gibt. Pauschal kann man da keine Aussage treffen. Mit der Fachhochschulreife kann man dann mit etwas Umwegen an einer Berufsoberschule (BOS) auch zum allgemeinen Abitur kommen.
Hier sind auch noch Infos auf einen Blick: http://www.regional.planet-beruf.de/img/bildungswege/bawue.pdf
Was definitiv nicht stimmt, ist, dass du mit dem Hauptschulabschluss gleich auf eine Schule wechseln kannst, die die Fachhochschulreife (umgangssprachlich "Fachabi" genannt) anbietet.
Vielen Dank für dein Kommentar! Hat mir sehr weitergeholfen. Den Weg über die Ausbildung habe ich gewählt, da mein Hauptschulabschluss bereits Jahre zurückliegt und ich seitdem gejobbt habe. Deswegen bevorzuge ich etwas "praktisches" mit Verdienst im Gegensatz zu einer Vollzeitschule :)
OK, verständlich.
Damit wäre der Weg an ein berufliches Gymnasium aber sowieso versperrt. Die Altersgrenze liegt bei 21 Jahren, wenn man mit abgeschlossener Ausbildung einsteigen möchte.
Nachtrag:
Das Modell 9+3 gilt für dich sowieso nicht, denn die Ausbildung zum Verkäufer dauert nur 2 Jahre und keine 3.
Für dich gilt der Weg, den die KMK festgesetzt hat.
doch das kann man...man kann in BW mit Hauptschule Durchnitt 2,4 Fachabi machen...
Wer weiss, ob BW den KMK-Beschluss so überhaupt umsetzt? Das 9+3 Modell steht dazu ja eher im Widerspruch, da deutlich schwieriger.
Wenn Du Abiitur machen willst, solltest Du dich gar nicht erst auf diese nur formal anerkannte Mittlere Reife durch ein Berufsausbildung verlassen, sondern irgendwo gleich eine richtige machen.
Allein z.B. schon am Kolping Bildungswerk wird eine Aufnahmeprüfung in den drei Hauptfächern verlangt. Wie willst Du die aber mit Deinen uralten Hauptschulkenntnissen dann noch bestehen?
Nochmal ein Nachtrag:
Wenn du, ausgehend vom Hauptschulabschluss, die mittlere Reife erreichen willst und danach auf ein berufliches Gymnasium wechseln möchtest, dann steht dir der Weg über die 2jährigen Berufsfachschulen offen.
Du brauchst dann einen bestimmten Notenschnitt, aber grundsätzlich ist der Wechsel auf ein berufliches Gymnasium möglich.
Deswegen wundere ich mich etwas, dass du die Ausbildung gewählt hast und nicht die Berufsfachschule...