Hat der Bäckerberuf noch Zukunft?

10 Antworten

Die goldenen Zeiten des Bäckerhandwerks sind eigentlich vorbei, aber wie in allen Bereichen ist doch ausschlaggebend, ob Du wirklich gut bist und Dein Handwerk verstehst. Es macht einen Unterschied, ob Du z.B. die selben fertigen Mehlmischungen nimmst, wie die Großbäckereien und Deine Waren genauso schmecken oder ob Du Dich positiv absetzt. Setzt Du z.B. den Sauerteig selber an oder greifst Du zu einem Fertigprodukt? Das ist geschmacklich und qualitativ ein sehr großer Unterschied. Dann gibt es immer mehr Menschen, die vegan leben und wirklich Probleme haben, sich bei einer normalen Bäckerei einzudecken und das Automatenbrot ist ebenso für Viele ein no go. Wir haben bei uns im Ort eine Bäckerei und die ist ständig von Kunden gut besucht. Die Brötchen sind klasse und natürlich das Brot ebenso. Wenn Du dann noch Bio-Ware anbietest, dann wirst Du in Zukunft immer zu tun haben. Natürlich kommt es auch auf den Standort an, doch für ein gutes, ehrlich gebackenes Brot fahren mehr Menschen einen recht weiten Weg, als man sich so vorstellt. Darum solltest Du Dir schon den Ausbildungsbetrieb genauer ansehen, wenn Du nur lernst, wie man Brotbackmischungen ansetzt, dann lasse die Finger davon.

Hi,

Ich würde sagen das ist auch eine Frage des Konsumverhaltens der Gesellschaft.

Ohne Frage sind "handgefertigte" Backwaren qualitativ meistens besser, als maschinell "hergestellte". Aber auch hier gibt es von Bäcker zu Bäcker unterschiede. Es gibt echt auch richtig miserable....

Die Frage ist, wie lange Menschen sich diesen Unterschied leisten möchten, da doch ein erheblicher Preisunterschied vorliegt.

Ich denke mit 100%iger gewissheit kann man das nicht sagen...

Hallo,

das Problem ist die "Geiz-ist-geil-Mentalität" vieler Menschen. Ich persönlich denke jedoch, dass der Beruf weiterhin Bestand haben wird solange es Leute gibt die für gut schmeckende Erzeugnisse bereit sind ein wenig mehr zu bezahlen.

Ich persönlich zähle mich auch zu diesen Leuten. Unser Bäcker hier auf dem Dorf produziert wirklich sehr gute Erzeugnisse und ist immer gut besucht. Es kommen sogar Leute aus anderen Dörfern/ Städten um dort einzukaufen. Neulich kaufte ich mir mal nen Donut aus einem Supermarkt - hätte ihn am liebsten nach dem ersten Bissen entsorgt. Beim Bäcker kostet der 20 Cent mehr, ist aber im Geschmack unvergleichlich :-)

Natürlich hat der Bäckerberuf eine Zukunft, aber der Markt ändert sich und man muss in der Lage sein, sich als Bäcker daran anzupassen.

Wie auch in anderen Branchen gab es in den letzten Jahren eine sehr starke Polarisierung zwischen "Billigbäcker" auf der einen Seite (Discounter, etc.) und "Premiumbäcker" auf der anderen (kleine, stark auf bestimmte Produktkategorien spezialisierte Anbieter mit recht hohen Preisen). Nicht der Bäcker an sich stirbt aus, sondern der Bäcker zwischen den beiden Polen, der ein breitgefächertes Produktsortiment hat ("von allem ein bisschen"), dabei aber weder so billig ist wie der Discounter noch so hochwertig wie der Spezialist. Zum großen Teil haben sich viele Bäckereien ihr Grab selbst geschaufelt, indem sie angefangen haben, sich selbst der Großindustrie zu unterwerfen und traditionelle Herstellungsmethoden durch Fertigbackmischungen und Convenience-Rodukte (Kaltcreme-Pulver statt selbstgekochter Pudding, Spezialmargarine statt Butter, Süßmolkenpulver statt Milch und Sahne) zu ersetzen. Wenn man die Wahl hat zwischen einem Fertigprodukt vom Discounter und einem Fertigprodukt von "richtigen" Bäcker, aber zum dreifachen Preis, ist es doch klar, dass jeder halbwegs vernünftige Mensch dann lieber beim Discounter einkauft. Natürlich machen das die Bäckereien nicht aus Boshaftigkeit heraus, sondern viele kleine Bäckereibetriebe sind einfach völlig überfordert und um dennoch ein großes Produktspektrum anbieten zu können, setzen sie eben auf Fertigprodukte. Aber dadurch verlieren sie eben ihr Alleinstellungsmerkmal.

Meine Erfahrung ist, dass richtig guten Bäcker, die noch traditionell arbeiten (lange Teigführung mit wenig Hefe, Natursauerteig, keine Backmischungen, Butter statt Margarine, etc.), dafür aber nur ein geringes Produktsprektrum anbieten, heutzutage geradezu die Tür eingerannt bekommen. Das sind dann eben Produkte, die völlig individuell sind und die man sonst nirgendwo bekommt. Wenn man es richtig macht, kann man dadurch auch als Bäcker sehr erfolgreich werden, weil man dann praktisch konkurrenzlos ist und die Preise frei bestimmen kann. Viele Kunden wollen hohe Qualität und sind auch bereit, dafür ordentlich Geld hinzulegen, nur fehlt eben das Angebot, weil die meisten Bäckereien nur noch auf Fertigzeugs setzen und damit nicht besser als die Discounter sind.

Zu befürchten ist, dass dieser wichtige Beruf keine Zukunft mehr hat. Großbäckereien in Deutschland und im Ausland beliefern die Geschäfte mit Billigware, und der Kunde "frisst's" - in zwei verschiedenen Deutungen gemeint. 

Backwaren althergebracht erzeugt sind kostenintensiv von der Ware und der Mitarbeiterbezahlung her. Auch die Ladenmiete mit allem Drum und Dran und den Arbeitsmaschinen kann sich kein Bäckermeister mehr leisten,

weil der Kunde meint: Geiz ist geil!

Und so geht auch die gute alte Bäckerei hin und kauft Fertigmischungen, um sich noch einigermaßen und wohl auch nur noch über eine gewisse Zeit am Leben zu erhalten. Dafür braucht es keine Lehrlingsausbildung mehr.