Hallo, wie war Caesars Leichenfeier in der Kaiserzeit?

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Wenn Gaius Iulius Caesar (100 – 44 v. Chr. gemeint ist, hat seine Leichenfeier nicht in der Kaiserzeit stattgefunden, auch wenn er zuletzt eine Alleinherrschaft ausgeübt hatte und damit in gewisser Weise Vorgänger der Kaser ist oder sogar als erster der Caesaren gezählt werden konnte.

Caesars Leichenfeier war grundsätzlich so wie die eines vornehmen Römers in der damaligen Zeit.

Zum Ablauf und Besonderheiten gibt es einige Informationen in antiken Quellen.

Bestattung der Römer in der Antike allgemein

In der Zeit der römischen Republik und der frühen Kaiserzeit ist bei den besitzenden Schichten fast allgemein eine Brandbestattung, also Verbrennung des Leichnams mit Beisetzung in einer Urne (Einäscherung; lateinisch: crematio), durchgeführt worden. Seit der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. hat allmählich ein Übergang zur Körperbestattung stattgefunden. Bestandteile der Bestattung eines Römer in der Zeit der römischen Republik waren:

  • Aufbahrung (oft mehrtägig)
  • Leichenzug (exsequiae bzw. funus genannt)
  • Verbrennung und/oder Beisetzung der Leiche
  • Totenmahl und Reinigungsrituale für die durch den Tod betroffenen Angehörigen

Aufbahrung: Falls bei Eintritt des Todes ein enger Angehöriger da war, wurde von ihm der letzte Hauch des Sterbenden aufgefangen. Wenn dem Toten die Augen geschlossen worden waren, wurde der Tod festgestellt, indem Verwandte mehrmals laut seinen Namen riefen (lautes Rufen [als Klagegeschrei] = conclamatio). Der Tote wurde gewaschen und gesalbt, standesgemäß (wozu bei vornehmen Römern eine Toga gehörte) gekleidet und (mit den Füßen zuerst/die Füße zur Eingangstür gerichtet) auf eine Bahre, nämlich ein Bestattungsbett/Totenbett/Leichenbett/Paradebett (lectus funebris) gelegt, umgeben von Fackeln und Kandelabern, machmal mit Blumen geschmückt. Familie und Dienerschaft stimmten während der Aufbahrung wiederholt die Totenklagen an, oft unterstützt von fremden Klagefrauen/Klageweibern und Flötenspielern. Zweige immergrüne Bäume an der Tür wiesen auf den Todesfall hin. Eine verbreitete Sitte war, dem Toten eine Geldmünze unter die Zunge zu legen, damit er - nach der Vorstellung über ein Jenseits - Geld zur Bezahlung des Fährmanns Charon für die Überfahrt in das Totenreich hatte.

Leichenzug: Die Bestattung geschah üblicherweise zwischen dem zweiten und dem achten Tag nach dem Tod. Bei hochstehenden Personen gab es einen Leichenzug mit erheblichem Aufwand. Die Bahre wurde in einer geordneten Prozession (pompa) aus Musikern, Fackelträgern, Klagefrauen/Klageweibern, Leichenträgern und Trauergefolge zum Ort der Einäscherung bzw. Beisetzung geleitet. Gerät und Personal stellten die Leichenbestatter (libitinarii). Bei Senatoren wurden Bildnisse (Wachsmasken) der Ahnen der Familie vorangetragen und der Leichenzug hielt auf dem Forum von Rom (Forum Romanum), wo ein Verwandter auf der Rednerbühne (pro rostris) eine Lobrede (laudatio funebris) auf den Toten (und seine Vorfahren) hielt, um der Allgemeinheit den Verlust deutlich zu machen. Die Besonderheiten beim Tod senatorischer Würdenträger hat seit Augustus das römische Kaiserbegräbnis übernommen, mit noch größerer Prachtentfaltung und unter Einbeziehung von Bestandteilen des Triumphzugs (zu dem Feier der Sieghaftigkeit, Leistungschau und Teilnahme vom Magistraten, Senatoren und Soldaten gehörte).

Verbrennung und/oder Beisetzung der Leiche: Die Leiche wurde im Fall einer Brandbestattung auf einem Scheiterhaufen (rogus) außerhalb der Stadt verbrannt, oft zuammen mit persönlichem Besitz und Gaben des Trauergefolges (besonders Salben und Weihrauch). Nach Anzünden des Feuers erklang ein letztes Mal die Totenklage. Nahe Angehörige sammelten nach Löschen der Glut die Reste des Leichenbrandes (Sammeln der Knochen/Gebeine = ossilegium), legten sie mit Duftstoffen in eine Urne und setzten diese im Familiengrab oder einer Grabkammer mit in Reihen angeordneten Nischen (columbarium) bei.

Totenmahl und Reinigungsrituale für die durch den Tod betroffenen Angehörigen: Es gab zwei Totenmähler, das – häufig am Grab stattfindende - Mahl zu Ehren des Toten am Tag der Bestattung (silicernium) und ein Totenbankett/Abendessen am neunten Tag (cena novendialis). Sie begrenzten die Zeit der familiären Renigungsriten (der Tote und seine Angehörigen galten als einer Verunreingung/Befleckung ausgesetzt, die rituell zu reinigen war). Ebenfals am neunten Tag veranstalteten vornehme Familien die Leichenspiele (besonders Gladiatorenkämpfe). Seit der Zeit des Augustus sind für den Princeps und Mitglieder seiner Familie oft öffentliche Begräbnisse mit Staatstrauer und mit weiteren Einschränkungen des Geschäftsverkehrs verbundenem Stillstand der Rechtspflege (iustitium) beschlossen worden.

Caesars Bestattung

Es sind nicht sämtliche Vorgänge vollständig überliefert und in Einzelheiten weichen die Quellen voneinander ab, so in genauer zeitlicher Reihenfolge von Ereignissen, darin, wie Caesars Wunden genau vorgeführt wurden (so ist nach der Darstellung von Appian zusätzlich auf einem schwenkbaren Gerüst ein Wachsbild Caesars mit 23 Wunden im Körper und im Gesicht gezeigt worden) und darin wie der Redeaufritt von Marcus Antonius, Konsul und mit Caesar mütterlicherseits verwandt, genau ablief (nach Sueton hat er einen Senatsbeschluß zur Ehrung Caesars und den Eid, mit dem sich die Senatoren zum Schutz Caesars verpflichtet hatten verlesen lassen und selbst nur kurz gesprochen; nach Plutrach, hat er die übliche Lobrede auf den Toten gehalten und ist dann dazu übergegangen, Trauer und Entrüstung über Caesars schrecklichen Tod auszudrücken und die gegen die Caesar-Mörder aufgebrachte Stimmung weiter zu schüren; bei Appian und Cassius Dio steht eine wörtliche Rede, die keine erhaltene wörtliche Aufzeichnung ist, sondern jeweils eine Eigengestaltung der Geschichtsschreiber).

Hauptquellen sind: Appian, Emphylia (Ἐμφύλια; Bürgerkriege; lateinischer Titel: Bella civilia) 2, 143 – 147; Plutarch, Caesar 68, 1 – 2, Plutarch, Antonius 14, 3 – 4; Sueton, Divus Iulius 84; Cassius Dio 44, 35 – 50

Ein Scheiterhaufen wurde auf dem Marsfeld (Campus Martius) nahe dem Grabmal der Iulia errichtet. Vor der Rednerbühne wurde ein vergoldetes Modell des Tempels Venus Genitrix aufgestellt. Drinnen stand ein elfenbeinernes Bett, mit goldverbrämter Purpurdecke belegt, und auf seiner Kopfseite eine Siegessäule mit dem Gewand, das Caesar bei seiner Ermordung getragen hatte. Wer Totengaben bringen wollte, wurde angewiesen, sie auf jedem beliebigen Weg, ohne Rücksichtnahme auf eine bestimmte Ordnung, auf das Marsfeld zu bringen.

Zwischen den Leichenspielen wurde Textstellen aus Marcus Pacuvius, Armorum iudicium (Waffengericht) vorgetragen, die zum Mitgefühl mit dem Toten und dem Haß über seine Ermordung passend erschienen, wie ‘men servasse, ut essent quime perderent?’ („Habe ich sie gerettet, damit es Leute gibt, die mich zugrunderichten/ins Verderben bringen/vernichten?“) und andere mit ähnlichem Inhalt aus Atilius, Electra.

Als Lucius Calpurnius Piso Caesoninus, Caesars Schwiegervater, die Leiche auf das Forum barchte, eilte eine große Volskmenge mit Waffen herbei, um die Leiche zu schützen, es gab Ausrufe, Klagen und bewaffnete Männer schlugen Schilde aneinander.

Marcus Antonius ließ durch einen Herold einen Senatsbeschluß, der Caesar alle menschlichen und göttlichen Ehren zuerkannte, und den Eid, mit dem sich alle Senatoren zum Schutz Caesars verpflichtet hatten. Marcus Antonius redete dann auch selbst, wies dabei mit gesten auf Caesars und steigerte eine Stimmung der Wut auf die Caesarmörder.

Amtierende und ehemalige Magistrate trugen das Totenbett zum Forum. Während einige vorschlugen, die Leiche im Tempel des Kapitolinischen Jupiter zu verbrennen, andere, in der Kurie des Pompieus (Versammlungsraum für den Senat im Pompeius-Theater), zündeten plötzlich zwei Männer mit Schwertern und je 2 Wurfspießen mit brennenden Wachsfackeln den Scheiterhaufen an.

Die Menge der Herumstehenden trug eilig trockenes Reisig, Gerichtsbänke und Richterstühle und was außerdem zum Geben vorhanden war. Die Flötenspieler und die Schauspieler legten die Kleidung, die sie von den Triumphzügen her besaßen und für den Leichenzg angezogen hatten, ab, zerissen sie und warfen sie in die Flammen, ebenso die Veteranen ihre Waffen, mit denen geschmückt sie am Leichenzug teilgenommen hatten, viele Matronen ihren Schmuck, die goldenen Kapseln und die Toga praetexta ihrer Söhne.

Während der großen öffentlichen Trauer hat auch die Menge der ausländischen Einwohner Roms Caesars Tod beklagt, gruppenweise nach Herkunftsländern und ihrem eigenen Ritus, besonders die Juden, die auch in den folgenden Nächten die Verbrennungstätte besuchten.

Das Verhalten am Ende war ziemlich tumultartig und das Verbrennen mitten in der Stadt ein Abweichen von Regeln. Viele aus der Volksmenge versuchten sofort anschließend Angriffe auf Caesarmörder durchzuführen.

 Informationen zur Bestattung bei den Römern der Antike allgemein:

Wilhelm Kierdorf, Bestattung D. Italien und Rom. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Weimar : Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 2: Ark – Ci. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 590 – 592

Wilhelm Kierdorf, Totenehrung im republikanischen Rom: In: Gerhard Binder/Bernd Effe (Hg.), Tod und Jenseits im Altertum. Trier : WVT, Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1991 (Bochumer altertumswissenschaftliches Colloquium ; Band 6), S.,71 - 87

Stefan Schrumpf, Bestattung und Bestattungswesen im Römischen Reich : Ablauf, soziale Dimension und ökonomische Bedeutung der Totenfürsorge im lateinischen Westen. Göttingen : V und R Unipress, Bonn University Press, 2006. ISBN 978-3-89971-331-2

http://www.heimatmuseum-nauheim.de/roemer/roemer2.htm