Habt ihr Tipps Zwänge nicht durchzuführen?

2 Antworten

Wenn das so einfach wäre, hätten Therapeuten von heute auf morgen weniger Patienten! Zwangsgedanken sind tückisch und sie alleine im richtigen Maße zu behandeln, schwer.

Viele Therapeuten sind der Meinung, dass man Zwangsgedanken bzw. Zwangsstörungen nur durch Unterlassung der Zwangshandlungen wirklich besiegen kann. Dh wenn Du Kontrollzwänge hast: das Fenster nicht 8 mal kontrollieren. Wenn Du einen Waschzwang hast: nicht nochmal die Hände waschen.

Das Unterlassen der Zwangshandlung löst Angst und Stress aus, und die muss man aushalten lernen. Denn Angst ist das, was dieser Krankheit die Macht gibt - lernt man die Angst auszuhalten, nimmt man der Zwangsstörung den Sauerstoff zum Atmen und erstickt so das Feuer.

Aber das geht nicht von heute auf morgen. Man muss lernen, Schrittweise gegen die Krankheit vorzugehen. Viele Patienten, die sich selbst therapieren, wollen zu schnell zu viel und verfallen umso schneller (und oft auch umso tiefer) wieder in die Krankheit zurück.

Mein Tipp: informiere Dich über die Krankheit. Lies Bücher darüber, lerne zu verstehen, wie diese Krankheit entsteht (nicht nur physikalische, sondern auch psychische Aspekte) und lerne Dein eigenes Verhalten richtig zu deuten. Du kannst nicht gegen etwas kämpfen, von dem Du keine Ahnung hast, wie es funktioniert.

Wenn Du DICH dann besser verstehst - und immer noch nicht zu einer Therapie willst - versuche Dich Deiner Angst jeden Tag zu stellen und jeden Tag dagegen anzugehen.

Ich hatte Kontrollzwänge, musste alles tausendmal kontrollieren (Türen, Fenster, elektrische Geräte). Momentan entwickle ich wohl eine Essstörung (Angst, etwas zu essen und davon krank zu werden). Etwas zu essen, allein der Gedanke daran, setzt mich unter Stress, und wenn ich merke, dass die Angst gewinnt, verlasse ich die Küche, lenke mich mit etwas ab (Musik hilft mir gut) und probiere es in 5 Minuten wieder. Es ist egal, ob ich um 20 Uhr mit dem Gedanken "ich muss was essen" in die Küche gehe, aber tatsächlich erst um 22 Uhr esse, weil ich es nicht vorher hinbekommen habe. Aber ich habe was gegessen, und das ist das wichtige daran.

Autogenes Training kann auch helfen, den Stresspegel beim Aufkeimen der Angst bei Unterlassung zu reduzieren.

Mein Tipp an Dich wäre aber: Wenn Du eine Zwangsstörung hast und diese schon über x (Zeitraum) besteht, wende Dich an einen Therapeuten. Zwangsstörungen kann man gut therapieren und Du kannst mit der Selbsttherapie auch schlimmer machen. Lass Dich beraten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Marienkaefer456 
Beitragsersteller
 01.06.2020, 20:18

Die Ängste bleiben dann immer eine Weile wenn man die Zwänge nicht durchführt

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Noeru  01.06.2020, 20:35
@Marienkaefer456

Ja, das tut sie. Und diese Angst muss man lernen, auszuhalten, und dann die Zwangshandlungen mehr und mehr einstellen. Das klingt natürlich viel einfacher als es ist.

Es gibt gute und schlechte Tage. An den guten Tagen konnte ich zB nach einmaligen Kontrollieren das Haus verlassen. Und an schlechten Tagen war es so schlimm, dass ich mich krank melden musste, weil ich es nicht geschafft habe.

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Noeru  01.06.2020, 21:20
@Marienkaefer456

Ja. Wie ich oben beschrieben habe, habe ich einen Kontrollzwang (nicht mehr ganz so schlimm), einen nicht sehr ausgeprägten Waschzwang und eine Angststörung, was Zwangsstörungen im Endeffekt sind, in Bezug auf Essen.

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Marienkaefer456 
Beitragsersteller
 01.06.2020, 20:05

Warum kann Selbsttherapie es schlimmer machen?

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Noeru  01.06.2020, 20:33
@Marienkaefer456

Weil Du Dir möglicherweise zu viel zumutest und damit der Angst bzw den Zwangsgedanken in die Hände spielst.

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Am besten fragst Du Deinen Therapeuten. Weil er kennt Dich am besten.


Marienkaefer456 
Beitragsersteller
 01.06.2020, 19:51

Woher weißt du dass ich einen Therapeuten habe?

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voyage  01.06.2020, 19:54
@Marienkaefer456

Bin ich mal von ausgegangen. Ich hab mal jemanden in der Psychiatrie besucht. Da waren Einige mit Zwängen. Also falls Du keinen Therapeuten hast, wäre das vielleicht eine Lösung für Dich.

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