Habt ihr keine Angst bei Achterbahnfahrten etc. vor technischem Versagen? Wie schafft ihr es euch keine Gedanken zu machen und der Technik zu 100% zu vertrauen?

5 Antworten

Erstmal zum technischen Teil: Achterbahnen sind generell ausfallsicher konstruiert, das bedeutet, dass der Ausfall eines einzelnen Teils noch keine Katastrophe bewirkt. Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil ausfällt, sehr gering, insbesondere in Deutschland. Solche Anlagen werden durch den TÜV extrem streng kontrolliert, inklusive zerstörungsfreien Prüfungen, bei denen mit Röntgenstrahlen oder Ultraschall die innere Stabilität wichtiger Teile geprüft werden. Jede Schraube wird geprüft und hat eine Markierung, an der man sofort erkennt, wenn diese sich nur ansatzweise gedreht hat.

Das Risiko ist also wirklich extrem gering, es gibt wenig Aktivitäten, die so sicher sind, wie eine Achterbahnfahrt.

Es gibt bei vielen Menschen eine extreme Wahrnehmungsverzerrung bezüglich des Risikos. Das hat meiner Meinung nach zwei Gründe:

1. Achterbahnen simulieren Gefahr. Sinn und Zweck einer Achterbahn ist es nunmal, "Action" zu simulieren. Viele Menschen schaffen es nicht, die simulierte Extremsituation vom tatsächlich sicheren Fahrtablauf zu trennen.

2. Verzerrung durch Medien: 2021 sind in Deutschland etwa 2500 Menschen im Straßenverkehr gestorben. Von wie vielen davon hast du mitbekommen? Wahrscheinlich von keinem, außer, es war bei dir in der Nähe oder im Bekanntenkreis. Autos sind im Vergleich so gefährlich, dass wir es als normal sehen und praktisch erwarten, dass da regelmäßig Leute sterben. So traurig es klingt: Wir sind gelangweilt davon, dass ständig Menschen in Autos sterben.

Achterbahnen sind so extrem sicher, das eigentlich nie was passiert. Aber wenn dann einmal in 10 Jahren auch nur ein kleinerer Zwischenfall passiert, dann kommen die Reporter direkt angerannt und man muss möglichst viel Aufmerksamkeit aus dem seltenen Vorfall herausquentschen, sodass dann oft deutschlandweit oder gar international berichtet wird. Hier kennt die Sensationsgeilheit keine Grenzen.

Das Universum hat nunmal unendlich viele Variablen, und 100%ige Sicherheit existiert einfach nicht. Egal ob bei Flugzeugen, Weltraumraketen, Atomreaktoren, oder wo sonst noch höchste Sicherheitsmaßnahmen gelten, die Tatsache, dass all diese Dinge schon Unfälle hatten, zeigen, dass auch "alles in unserer Macht stehende" nicht reicht, um eine 100%ige Sicherheit zu erreichen.

Gleichzeitig gehören Achterbahnen aber schon zu den am besten gesicherten Dingen, die Menschen bauen können. Wenn das nicht sicher genug ist, dann ist gar nichts sicher genug.

Wie bereits erwähnt, ist das Risiko, einen Autounfall zu erleben, deutlich höher als ein Achterbahnunfall. Selbst das Risiko, vom Blitz erschlagen zu werden, ist höher.

Wenn du dir bei Achterbahnen Angst um deine Sicherheit machst, dann dürftest du auch nie wieder in ein Auto steigen oder unter einen bewölkten Himmel treten, ohne um dein Leben zu bangen.

Natürlich sollte man aber trotzdem seinen gesunden Menschenverstand beachten. Ich denke, du stimmst mir zu, wenn ich dir sage, Wasser zu trinken ist ungefährlich. Wenn das Wasser jetzt aber trüb und grün ist und nach faulen Eiern riecht, dann wird uns auch allen klar sein, dass das für dieses Wasser nicht gilt. Das heißt dann aber nicht, dass jedes Wasser generell gefährlich sei.

Deshalb gilt natürlich auch bei Achterbahnen: Wenn du das Gefühl hast, der Betreiber kümmert sich nicht ordnungsgemäß um die Anlage, dann ist es auch nicht falsch, diese zu meiden. Gerade bei reisenden Anlagen auf Volksfesten bin ich oftmals etwas skeptisch.

Bei Anlagen in Parks wie dem Europa-Park oder dem Phantasialand kannst du dir aber sicher sein, dass es keinen sichereren Weg gibt, echte Action zu erleben.

Woher ich das weiß:Hobby – Achterbahn- und Freizeitpark-Fan

Es gibt sehr strenge Sicherheitsstandards und intensive Kontrollen.

Weiterhin weiß man aus Erfahrung, welche Komponente mit welcher Wahrscheinlichkeit welche Fehler oder Ausfälle haben kann.

Es gibt nie eine absolute Sicherheit, die gibt es aber auch bei Aufzügen, Straßenbahnen oder Gasheizungen nicht.

Aber in allen Fällen werden alle bekannten Fehlerursachen weitestgehend eliminiert.

Ich hatte das früher auch. Dann wurde ich Ingenieur und habe gelernt, dass technische Geräte häufig mit hohen Sicherheitsfaktoren ausgelegt werden. Also hält die Schraube oder Verbindung das 2 bis 3-fache dessen aus, was ihr an Belastung bevorsteht. Diese Tatsache in Verbindung mit häufigen Kontrollen durch benannte Stellen, sorgt dafür, dass ich mich ohne akute Angst in eine Achterbahn, Auto oder Flugzeug setze.

Am beruhigensten finde ich immer Vergleiche mit dem Straßenverkehr. Tausende Verkehrsteilnehmer mit tausenden Kraftfahrzeugen und man vertraut darauf, dass alles so weit funktioniert, dass nichts passiert. Und so ist es ja auch, zumindest in den meisten Fällen. Und wenn man mal einen kleineren Unfall hatte, hält es einen davon nicht ab, trotzdem weiter zu machen.

Ich glaube, Vertrauen in die Technik ist eine Gewöhnungssache. Eine wacklige Hängebrücke kann man nicht überqueren, wenn man denkt, irgend ein Strick könnte reißen. Man könnte sich nicht auf ein Geländer lehnen, ohne Angst zu haben, es könnte einstürzen. Man könnte in kein Gebäude gehen, ohne Angst zu haben, die Decke könnte einkrachen...

Wenn es einen trotz Sicherheitsvorkehrungen und Einhaltung aller Normen erwischen sollte, nun ja, dann ist es halt sehr, sehr blödes Pech, das jedem widerfahren kann, aber den meisten nicht widerfährt.
Es könnte ja auch jeder ganz ohne technischem Versagen ausrutschen und sich das Genick brechen. Dann gibt es noch nicht einmal einen Schuldigen. Man kann nicht sagen, dass dieser Fall unmöglich ist. Es gab bereits solche Fälle. Nur sollte das nicht die Angst beherrschen, die dafür sorgt, dass man nur noch mit Skischuhen und Gehhilfen unterwegs ist oder dass man überall hin robbt.

Die Angst darf das Leben nicht bestimmen. Sonst wird man kein glückliches Leben führen können.


Hacker48  02.01.2023, 09:27

Der Vergleich mit dem Auto funktioniert nicht, weil man da vermeintlich Einfluss auf die Überlebenschancen hat. In der Achterbahn nicht. Plus, einen Autounfall kann man überleben, wenn sich in der Achterbahn was löst, ist der Ofen aus...

AlexausBue  02.01.2023, 09:29
@Hacker48
weil man da vermeintlich Einfluss auf die Überlebenschancen hat.

Vermeintlich!

Aber man hat nie einen Einfluss, ob einem ein anderes Fahrzeug plötzlich entgegen kommt.

wenn sich in der Achterbahn was löst, ist der Ofen aus.

Das ist eine sehr pauschale Aussage, die man so nie treffen kann! Das wäre, wie wenn ich sage, dass jeder Raucher an Lungenkrebs stirbt.

triopasi  02.01.2023, 09:30
@Hacker48

Die wenigsten Unfälle in der Achterbahn sind tödlich.

Die Hauptursache von Autounfallen ist nicht die Technik sondern der Mensch.

Daher stimmt, die Achterbahn ist in der Hinsicht wahrscheinlich sogar viel sicherer als das Auto.

Suboptimierer  02.01.2023, 09:30
@Hacker48

Ja, der in der Achterbahn braucht sich keine Gedanken darum machen "Hätte ich mal...". Das ist der Vorteil des Achterbahnfahrers.

Aber zu sagen, jeder Verunglückte im Straßenverkehr sei selber (Teil-)Schuld gewesen, weil er hätte anders Einfluss üben können, ist vermessen.
Hätte, hätte, Fahrradkette. Niemand baut absichtlich Unfälle. Man versucht es schon, so gut es geht, zu vermeiden, zu verunglücken. Der Einfluss wird überschätzt. (Es sei denn natürlich, du ziehst es auf eine andere Ebene, nämlich dass man entscheidet, ob man am Straßenverkehr teilnimmt.)

Hacker48  02.01.2023, 09:32
@Suboptimierer

Die meisten sehen das eher als Nachteil. 😉

Und das habe ich nicht gesagt. Man fühlt sich sicherer, weil man mehr Einfluss hat, jedenfalls in der Theorie.

Suboptimierer  02.01.2023, 09:34
@Hacker48
Die meisten sehen das eher als Nachteil. 😉

Das stimmt. Manche möchten gerne Schuldgefühle haben. Deswegen suchen sie nach irgendetwas, was sie hätten tun können, obwohl das sehr oft irrationales Denken ist.

Hacker48  02.01.2023, 09:35
@triopasi
Die Hauptursache von Autounfallen ist nicht die Technik sondern der Mensch.

Eben.

Den Menschen halten wir für berechenbar, weil wir ihn verstehen und durchschauen können, weil wir jeden Tag mit Menschen zu tun haben. Die Technik hinter der Achterbahn verstehen bzw. durchschauen nur die wenigsten Menschen.

triopasi  02.01.2023, 09:36
@Hacker48

Und dabei übersehen wir: Die Technik ist meist viel sicherer als der Mensch :)

Suboptimierer  02.01.2023, 09:36
@triopasi

Wobei viele technische Defekte wiederum auf den Menschen zurückzuführen sind. Denn wer baut und wartet Maschinen?

Hacker48  02.01.2023, 09:36
@Suboptimierer

Die meisten möchten gerne die Kontrolle über ihre Situation haben, nicht Schuldgefühle, das ist Polemik.

triopasi  02.01.2023, 09:38
@Suboptimierer

Tja, wieder ein Mensch der es vergeigt hat. Lustig.

Deswegen gibt es intelligente Leute die Achterbahnen bauen und das System möglichst redundant machen. Noch dazu gibt es genaue Checkliste für dir Wartungsarbeiter.

Im Straßenverkehr gibt es viel weniger Kontrollen..

Hacker48  02.01.2023, 09:39
@AlexausBue

Es liegt auf der Hand, dass Unfälle bei hohen Geschwindigkeiten eher zu tödlichen Unfällen führen als Unfälle bei niedrigen Geschwindigkeiten, erst recht Unfälle dutzende Meter über dem Boden.

Suboptimierer  02.01.2023, 09:39
@Hacker48

Okey, dass Menschen Schuldgefühle haben wollen, mag Polemik sein. Was aber keine Polemik ist, ist die Tatsache, dass in vielen Situationen nach der eigenen Schuld gesucht wird, wo es absurd ist.

Beispiel: Jemanden springt ein Kind vors Auto. Der Autofahrer geht daran psychisch kaputt. Er sagt sich: "Wäre ich mal einen anderen Weg gefahren, wie ich es erst vor hatte." oder "Hätte ich heute mal nicht mein Radio an gehabt, dann wäre ich aufmerksamer gewesen" oder "Hätte ich mal mehr meinem Horoskop getraut"...

Es wäre weniger belastend, wenn man einsähe, dass man keine Chance hatte und dass das ein sehr trauriges, tragisches Unglück ist, an dem man aber keine Schuld trägt.

Hacker48  02.01.2023, 09:42
@Suboptimierer

Wie gesagt, es geht nicht um Schuld, verstehe nicht, wie man darauf kommt. Es geht um Kontrolle und Verantwortung. Niemand mag das Gefühl, einer unberechenbaren Welt ausgeliefert zu sein, das sieht man auch beim sogenannten gerechte Welt-Glauben.

Suboptimierer  02.01.2023, 09:47
@Hacker48

Der Verkehr ist genauso berechenbar wie die Achterbahnfahrt. Das Unfallrisiko ist äußerst gering. Darin unterscheidet sich beides gar nicht einmal so sehr.

Beim Verkehr ist das Risiko zwar höher, aber dafür hat die Teilname am Verkehr einen Nutzen, weswegen man wahrscheinlich bereit ist, das Risiko einzugehen, vor allen Dingen angstfrei einzugehen.

triopasi  02.01.2023, 09:47
@Hacker48

Ich weiß e nicht.

Aber zu Neujahr jetzt habe ich keine Nachrichten gelesen die davon berichtet haben, dass sachgemäß benutze Feuerwerkskörper irgendwas gemacht hätten. Aber ich habe gelesen, dass ein Mann sich mit selbstgebauten "Böllern" die Arme abgesprengt hat und dass jemand von einem Betrunkenen Autofahrer überfahren wurde.

Ich sehe gerne diese Serie wo es im Flugzeugabsturz geht und die Untersuchung des Unfalls - meist sind es Fehler der Piloten, teils sogar ganz ohne technische Probleme.

Ich kenne keinen der je wegen technischer Probleme einen Autounfall hatte. Eher Leute die bei Glatteis zu schnell unterwegs waren und Co.

Ich weiß nicht, aber ich vermute da ein Muster. Kann man aber sicher in Statistiken nachlesen.

https://www.bussgeldkatalog.org/unfallursachen/

Schau mal. Allein durch Alkoholeinfluss haben es wesentlich mehr Unfall im Straßenverkehr als durch technische Mängel.

Hacker48  02.01.2023, 09:57
@triopasi

Aber das könnte reine Korrelation sein, also auch Zufall.

Die Sache ist die: Würdest du dein Geld einer 100% automatisierten Bank anvertrauen? Würdest du dich in ein KI-gesteuertes Auto setzen, wenn du nicht eingreifen könntest? Würdest du dein Kleinkind einem Kita-Roboter übergeben?

Etwas zu vertrauen, dass man weder verstehen, noch durchschauen kann, nur weil bisher nichts passiert ist, ist konter-intuitiv...

AlexausBue  02.01.2023, 09:59
@Hacker48

Wobei die schnellste Achterbahn Europas mit 130km/h ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht, ein Tempo, das tagtäglich auf deutschen Autobahnen überschritten wird.

Die Höhe spielt eine untergeordnete Rolle, denn die Bahn fährt auch am Boden entlang, also trifft die vermeintliche Gefahr der Höhe nur auf einen Teil der Strecke zu. Und da sich die Bahn auf Schienen befindet, rollt sie automatisch relativ schnell auf einen dem Boden nahen Abschnitt.

triopasi  02.01.2023, 10:03
@Hacker48

Die Bank ist doch quasi 100% automatisiert. Wenn du irgendwas stust schaur sich das kein Mensch an. Nur für Werbung rufen sie dich an, wobei selbst die per Mail automatisiert ist.

Aktuell noch nicht, KI ist noch nicht so weit. Aber das wird kommen.

Nope, den Kita nicht. Da geht es aber nicht um Sicherheit. Da geht es mehr um zwischenmenschliche Beziehungen, das kann ein Roboter einfach nicht können. Der Kita-Aufenthalt ist auch kein Standartisierter Prozess wie Autofahren zum Beispiel(da gibt die StVO ziemlich genau vor wie das zu funktionieren hat).

Hacker48  02.01.2023, 10:05
@Suboptimierer

Na ja, nein, der Verkehr ist berechenbarer, wenngleich es eher gefühlte Berechenbarkeit ist, weil wir Menschen für berechenbarer halten als Maschinen, weil wir Menschen besser verstehen und durchschauen können, und wissen, wie Menschen funktionieren - im Gegensatz zu Maschinen.

Suboptimierer  02.01.2023, 10:06
@Hacker48

Die meisten Menschen haben bereits heute keine Ahnung von Autos und vertrauen darauf, dass sie funktionieren.

Autonomes Fahren wird zum Übergang hin bestimmt mit einer Eingriffsmöglichkeit ausgestattet, damit der Passagier beruhigt ist, dass er eingreifen könnte, wenn er wollte.
Wenn er dann jedoch nach abertausenden von gefahrenen Kilometern feststellt, dass nichts passiert ist und es schwierig ist, konstant die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten, die erforderlich wäre, im passenden Moment einzugreifen, wird er es irgendwann aufgeben, aufmerksam zu sein und die Kontrolle voll abgeben (wie er es auch beim Zugfahren oder Achterbahnfahren macht oder als Begleitperson in einem herkömmlichen Auto, wo man sich auch nie sicher sein kann, dass der Fahrer immer perfekt reagiert).

Es sei denn natürlich, man ist ein von Natur aus äußerst skeptischer, dafür aber auch ängstlicher Typ. Womit wir wieder beim Problem des Fragestellers wären.
Skepsis und Angst liegen oft eng beieinander.
Eine Extremform finde ich sind Verschwörungstheorien.

Man sollte nicht übermütig sein oder unnötige hohe Risiken eingehen. Man sollte das Glück nicht auf die Probe stellen. Aber alles, was nur einen von hundert oder tausend Menschen oder weniger statistisch gesehen betrifft, da sollten wir etwas gelassener sein, finde ich.

Suboptimierer  02.01.2023, 10:27
@triopasi

Ich denke, was ein Roboter nicht leisten kann und worauf es hier ankommt ist, Erziehungsaufgaben zu übernehmen. Ein Roboter kann nicht schlichten, schwer bewerten, schwer eingreifen... Irgendwann wird es technisch vielleicht möglich sein, aber nicht heute.

Da geht es aber nicht um Sicherheit. Da geht es mehr um zwischenmenschliche Beziehungen, das kann ein Roboter einfach nicht können.

Jein. Siehe mein Lieblingsthema "Robben-Roboter" die Demenzkranken an die Hand gegeben werden, damit sie etwas haben, zu denen sie eine emotionale Beziehung aufbauen können. Das ist der Teddy des Kindes 2.0.

Zu echten Menschen haben die Kinder übrigens auch eine Beziehung, nämlich zu anderen Kindern.

doch habe ich, darum fahre ich auch nicht damit,