Habt ihr in der Situation Mitleid?
Wenn es einer Person so schlecht geht, dass sie sich für einen Suizid vor einen Zug wirft, habt ihr dann eher Mitleid, weil die Person so verzweifelt gewesen sein muss oder ärgert ihr euch eher, weil so viele Menschen die Folgen (z.B. Zugverspätung) zu spüren bekommen?
31 Stimmen
18 Antworten
Ich würde in Panik geraten, da ich mal durch ein Medikament eine Psychose bekam (seltene Nebenwirkung) und dann den Befehl von etwas nicht definierbaren (also ein Wesen, dass ich wegen der Psychose wahrnahm) bekam, dass ich vor den Zug springen muss. Ich ging tatsächlich für mehrere Stunden auf die Gleise eines abgelegenen Bahnhofs, wich dann aber immer noch rechtzeitig aus. Nachdem das Medikament abgesetzt war, verschwand der Drang von alleine, aber seitdem sind mir Zugfahrten suspekt.
Ich habe Mitleid mit der Person, dass sie sich für diesen Weg entscheiden musste. Aber mein Mitleid für die unschuldig hineingezogenen Menschen, wie den Lokführer oder die Leute, die die sterblichen Überreste wegräumen müsse, und uU ihr restliches Leben mit den psychischen Folgen leben müssen, wäre sehr viel grösser. Wenn man sich schon umbringen muss, gibt es Möglichkeiten, die nicht dermassen grosse Folgen für unschuldige Menschen haben. Deshalb würde mich die Wahl der Art des Suizides auch wütend machen.
Es ist schlimm, wenn man so verzweifelt ist, dass man Suizid begehen möchte. Was die Gründe auch sein mögen.
Sauer wäre ich deshalb, weil die Gesellschaft so kaputt ist.
Depressionen sind eine Krankheit. Und der Suizid ist eine der Folgen dieser Krankheit.
Man sollte depressiven Menschen nicht die Schuld daran geben, sondern der Krankheit.
Ich muss da immer an den Zugführer denken, der es nicht verhindern kann und mit dieser Erfahrung weiter leben muss.
Dazu muss ich sagen, dass die Entscheidung für den Suizid etwas anderes ist als die Entscheidung für die Suizidmethode.