Haben gleiche Wörter immer die gleiche Betonung? (Metrum/Versmaß)?
Hey, in der EF wurde bei uns kürzlich das Metrum neu eingeführt. Leider haben wir es kaum behandelt und es ist also wie meistens: Die wichtigen Themen für die Arbeit muss man sich in seiner Freizeit selber beibringen.
Wenn ich also das Metrum eines Gedichtes bestimmen muss:
Gleiche Wörter sind immer gleich betont, egal wo eingesetzt.
Und ist immer betont. Egal in welchem Zusammenhang.
Die Betonung von "Gedichten" ist immer gleich.
Richtig oder falsch?
Wieso frage ich mich das? Unsere Lehrerin sagte uns, wir sollen die Wörter im einzelnen betrachten. Während meiner Internet Recherche bin ich nun jedoch auf Beispiele gestoßen, in denen das "und" betont ist. In anderen jedoch nicht. Wie kann das sein?
Ich hoffe man versteht, was ich mit meiner Frage bezwecke.
MfG. Jonas (der am Metrum verzweifelt)
2 Antworten
Am besten gehst du immer erst die Wörter durch und markierst betonte Silben, dabei ist wichtig, dass Vorsilben und Endungen i.d.R. unbetont sind (wie z.B. bei dem Wort Gedichten — siehe dein Beispiel).
Bei dem Wörtchen „und“ hängt es dann von den anderen Wörtern und dem Metrum ab.
Das Metrum kannst du nach Kennzeichnung der betonten und unbetonten Silben ganz einfach bestimmen (Jambus ub, Trochäus bu, Daktylus buu, Anapäst uub).
Falls ein Auftakt vorliegen sollte (was wahrscheinlich NIE drankommen wird) achtest du einfach darauf, dass die letzte Silbe eines Verses nicht „übrig bleibt“ (aber das kommt bei euch garantiert nicht dran).
Bei der Bestimmung des Metrums auf einzelne Wörter zu gucken, ist ungefähr so sinnvoll, wie eine Kommaregel bei "und" zu formulieren... Um deine "und"-Hypothese zu widerlegen: Ich kümmer mich um Haus und Hof, mein Leben ist so öd und doof.
Klar kann die Betonung von Einzelwörtern Hinweise liefern, aber um das Metrum zu bestimmen, muss der Vers betrachtet werden.
Hast du es schon mal mit dem Ausschlussverfahren versucht? Lies laut und beton die markierten Silben. Auch wenn es für bestimmte Verse zwei Möglichkeiten gibt, gibt es nur ein Versmaß, das im Ganzen greift.
Nörgeln (Wilhelm Busch)
- Jambus: Nörgeln ist Nörgeln Allerschlimmste, / Keiner ist davon erbaut; / Keiner fährt, und wär's der Dümmste, / Gern aus seiner werten Haut.
- Trochäus: Nörgeln ist das Allerschlimmste, / Keiner ist davon erbaut; / Keiner fährt, und wär's der Dümmste, / Gern aus seiner werten Haut.
- Daktylus: Nörgeln ist das Allerschlimmste, / Keiner ist davon erbaut; / Keiner fährt, und wär's der Dümmste, / Gern aus seiner werten Haut.
- Daktylus mit Auftakt: Nörgeln ist das Allerschlimmste, / Keiner ist davon erbaut; / Keiner fährt, und wär's der Dümmste, / Gern aus seiner werten Haut.
- Anapäst: Nörgeln ist das Allerschlimmste, / Keiner ist davon erbaut; / Keiner fährt, und wär's der Dümmste, / Gern aus seiner werten Haut.
Natürlich wird es schwierig, wenn ein Gedicht kein durchgängiges Metrum hat. Diese Methode sensibilisiert aber, sodass sich auch ein Gespür für den Sprachrhythmus in Gedichten entwickelt.