Haben Bildungsreformer und Pädagogische Hochschulen noch gar nicht begriffen, dass sie zunehmend mehr schaden als nützen?
Ausspruch eines engagierten Lehrers:
Wie wir ja alle wissen, sagte schon Martin Luther, dass aus einem traurigen Arsch niemals ein fröhlicher Furz entweicht. Und so kämpfen wir, wie weiland Don Quichote, einfach fröhlich weiter gegen die Windmühlen fortschreitender Wunschprosa der Bildungsbürokratie, die sich in Standardisierung, Kompetenzorientierung, Vermessung der Gesinnung und viel Ideologie breitmacht.
Aber was wir nicht ändern können, das müssen wir ja nicht auch noch ernst nehmen. Für uns fängt bekanntlich der Spass erst an, wo er für die gescheiterten Möchtegernreformer aufhört.
Quelle: https://condorcet.ch/2024/01/wie-weiland-don-quijote/
2 Antworten
Es gehen doch immer mehr unserer Kinder ins Studium...einen deutlicheren Beweis für ein erfolgreiches Schulsystem gibt es nicht...
Wenn das stimmt, müssten ja mehr Abiturienten das anschließende Studium nicht schaffen...dem ist aber nicht so...
Kann ja nicht sein, da diese im Abi abgefragt wird...scheinst nicht an einer Penne zu sein...
Im Abitur wird nur geprüft, was Ausbildungspläne vorsehen. Konsequenz daraus: Ausdünnung der Lehrpläne führt zu weniger anspruchsvollen Aufgaben im Abitur.
Und daraus folgt: Steigende Zahl der Abiturienten muss keineswegs steigendes Bildungsniveau bedeuten.
Was wäre denn für dich ein objektiver Maßstab für das Bildungsniveau?
Der Erfolg, den unser Schulsystem vor der Jahrtausendwende hatte.
Wäre hilfreich, wenn du erklären würdest, was du diesen Einrichtungen konkret unterstellst.
Ich (und keineswegs nur ich) unterstelle ihnen, dass sie unser Bildungssystem an die fahren:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/pisa-studie-128.html
Warnung vor verfehlter BildungspolitikSchon kurz vor der Veröffentlichung der neuen Ergebnisse warnte der Bildungsökonom Ludger Wößmann vor den Folgen einer verfehlten Bildungspolitik. "Die Bildungskrise ist unser größtes Standortrisiko", sagte der Leiter des ifo-Zentrums für Bildungsökonomik in München der "Wirtschaftswoche". "Wie produktiv sich Kinder und Jugendliche später in die Gesellschaft einbringen können, hängt ganz wesentlich von ihrer Bildungsleistung ab."
Auch mit Blick auf den Arbeits- und Fachkräftemangel könne sich Deutschland die Bildungskrise nicht weiter leisten, sagte Wößmann. Unter Menschen mit akademischem Abschluss oder Berufsausbildung seien zwei bis drei Prozent arbeitslos, unter solchen ohne Abschluss sogar 20 Prozent.
Mitte der 1990er-Jahre ändert Westeuropa sein Credo. Stabsleute lösen die praxiserfahrenen Schulinspektoren ab. Der Absturz beginnt parallel zum Wirken der Reformen.
Das Bildungssystem (= die Ausbildung der Lehrer) setzt nun auf Pädagogen, welche die Rolle des Lerncoachs übernehmen und als «Lehrkoordinatoren» den Fokus auf das einzelne Kind und sein selbstgesteuertes Lernen legen statt auf die Klasse. Gleichzeitig werden die Lehrpläne umgestellt: Sie sind (wie wahrscheinlich zunehmend auch Übungsaufgaben in Schulbüchern) nicht mehr inhalts- und zielbezogen, sondern einseitig kompetenzorientiert formuliert.
Ab 2012 greifen die Reformen. Denn dazu braucht es typischerweise zehn bis fünfzehn Jahre, sagt die Bildungsforschung. Entsprechend schwächer schneiden westeuropäische Schüler in den Tests ab. Die PISA-Noten, so zeigt sich jetzt, werden genau dort schlechter, wo die Reformen zu wirken beginnen.
Vielleicht glaubst Du statt mir wenigstens jemand, der anerkannter Experte auf diesem Gebiet ist:
Carl Bossard, ein ehemaliger Gymnasial-Lehrer, später 6 Jahre Gründungsrektor einer PH, gilt als einer der profundesten Kenner der Schweizer Bildungslandschaft Er sagt:
"Wir brauchen eine Volksschule, die nicht in der Definitionsmacht der PHs liegt. Ein Diskurs ist heute leider fast nicht mehr möglich. Ein kleiner universitär-akademischer Zirkel aus den Pädagogischen Hochschulen hat – im Verbund mit einer starken Bildungsbürokratie – die Definitionsmacht über die Schulen übernommen. Sie bestimmen, was gelehrt und wie unterrichtet werden muss – oft auch gegen die Praktiker. Das bedeutetet eine Marginalisierung der Praxisempirie."
Zitiert aus: https://condorcet.ch/2023/12/beziehung-statt-bildschirm/
Tatsache aber ist: Bis noch zur Jahrtausendwende war erfolgreich abgelegtes Abitur ein Beweis für Studienfähigkeit. Inzwischen ist das nicht mehr so:
Da zunehmend mehr Gymnasiasten das Abitur nicht mehr geschafft haben, hat man einfach besser benotet (und weniger schwierige Abituraufgaben gestellt). Beweis hierfür: So um 2015 herum ist deswegen die Zahl der Abiturienten, die einen 1,0-Durchschnitt hatte im Abitur erzielt haben, in Berlin fast sofort um den Faktor 14 gestiegen. Klügere Schüler waren das dennoch nicht.
Deutlich noch sieht man es im Volksschulbereich:
Statt 8 Jahre Volksschule benötigt man heute 9 oder gar 10. Und dennoch sind die Schulabgänger danach deutlich weniger ausbildungsfähig, als das noch 1970 war.