Habe ich Zwangsgedanken oder ist das was anderes?
Hallo,
Ich habe seit dem Grundschulalter die Angst mich in andere Menschen zu verwandeln. Dabei habe ich keine Angst vor einer körperlichen Metamorphose, sondern vor einer geistigen. D.h. Angst davor Intelligenz, Verhaltensweisen, politische Einstellungen etc. anderer Menschen zu adaptieren. Diese Ängste schalte ich dann immer mit neutralisierenden Gedanken aus. Mir is völlig bewusst, dass diese geistige Metamorphose nie eintreten kann und trotzdem habe ich eine irrationale Angst davor.
Meine Frage ist jetzt, ob das zu den Zwangsgedanken gehört, oder zu einer anderen Erkrankung.
Schonmal Danke im Voraus für jede hilfreiche Antwort.
2 Antworten
Diagnostische Kriterien sind:
- Am Anfang einer Zwangshandlung steht ein Gedanke.
- Die Gedanken sind wiederkehrend.
- Sie werden als eigene Gedanken erlebt, nicht als Eingebung.
- Du kannts Dich aber nicht mit diesen Gedanken identifizieren, d.h. sie belasten Dich, weil sie Deinen Moralvorstellungen, Weltanschauungen, Deiner Vorstellung von Moral, Recht und Ethik, Deinem Willen und Deinem Verständnis von Logik widersprechen. Du erlebst sie als unsinnig, widersinnig und identifizierst sie als Blödsinn.
- Dennoch belasten sie Dich, weil sie ein Gefühl von Unruhe und Zweifel hinterlassen.
- Sie drängen sich, trotz des Versuches, sie zu unterdrücken, immer und immer (und immer) wieder auf.
Um die Gedanken zu neutralisieren, werden manchmal die Zwangshandlungen ausgeführt. Gemäß dem Motto: "Wenn ich das mache, dann passiert das und das nicht."
Vier Dinge empfehle ich als Betroffener:
- Informiere Dich über die Krankheit und mach Dir klar, dass Du einfach krank bist.
- Sprich mit Jemanden darüber. Wenn Du religiös bist, dann mit Gott, ansonsten immer mit Familie und Freunden. Zur Not hälst Du vorher 'nen Vortrag über Zwangsstörungen. Es gibt auch das Notfalltelefon, die Telefonseelsorge. Reden nimmt den inneren Druck. Aber natürlich nur mit Menschen, denen Du vertrauen kannst.
- Such Dir einen Therapeuten, der Dir helfen kann. Wenn Du ein gebrochenes Bein, hast, gehst Du auch zum Arzt, also warum nicht auch bei psychischen Krankheiten. Wenn der Jetzige nicht passt, suche dir einen anderen!
- Ruhe bewahren. Die Krankheit ist behandelbar. Je früher umso besser.
Ich wünsche Gottes reichen Segen und alles Gute.
Ich kann auch noch einen Podcast zu dem Thema empfehlen, wo ein Pfarrer über seine (religiösen) Zwangsgedanken berichtet. Das hilft vielleicht auch, die ganze Sache zu verstehen. Lass Dich nicht vom religiösen Aspekt abhalten.: "Gotteslästerung - schwerelos werden."
Des Weiteren einen Kurzfilm zur Thematik: "Gezeichnete Seelen - Immer und immer (und immer) wieder..." auf Planet Schule.
Da würde ich mir keinen "Stempel" dafür sorgen. Das würde die Ängste ja vielleicht nur verfestigen.
Ich finde, mit den neutralisierenden Gedanken bist du ja schon mal ganz gut dabei. Das ist dann eher ein kognitiver (verstandesmßiger) Zugang. Ängste sind immer irrational. Ich fände es noch gut, wenn du dich mit dem Thema "Umgang mit Ängsten" auch auf der emotionalen Ebene beschäftigen würdest.
Also: Dinge wie: Angst aushalten, sich (emotional) beruhigen, atmen, ..... Das wäre auch wichtig, um mit den Ängsten gut umzugehen.