Gut Behandelt?

11 Antworten

Hi,

Ebenfalls mal ein Blick von der "anderen" Seite...

ich finde die Beurteilung einer "guten Behandlung" oder gar der beruflichen Professionalität durch medizinische Laien...grenzwertig bis nicht sinnvoll.

Zum einen fehlt den Patienten in aller Regel die fachliche Kompetenz und Routine, um die Notwendigkeit und Durchführung medizinischer Maßnahmen überhaupt beurteilen zu können - zum anderen befinden sich die Patienten in der Regel in einer für sie absoluten Ausnahmesituation.

Da werden, wie RedPanther schon gesagt hat, einfach andere Bewertungsmaßstäbe gesetzt wie von medizinischen Fachpersonal.

Für den Patienten ist die Beurteilung oft eine reine Gefühlssache.

Fühlen sie sich gut aufgehoben, beachtet, umsorgt, werden ihre Wünsche respektiert und strahlt das RD-Personal Kompetenz aus, ist freundlich, zuvorkommend - dann wird der Patient von einer guten Behandlung und fähigen Personal ausgehen. Ob das aus medizinischer Sicht zutreffend ist, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Oder, Gegenbeispiel: es läuft mal nicht rund, der Patient ist kritisch, das Personal nur mit medizinischen Maßnahmen beschäftigt und "Sonderwünsche" des Patienten werden nicht beachtet - dann wird der Patient sich schlecht behandelt fühlen, auch wenn medizinisch alles richtig gemacht wurde.

Fazit

Es treffen hier mehrere Realitäten aufeinander - die Wahrnehmung des Patienten, die Wahrnehmung des Rettungsdienstpersonals und die medizinische Faktenlage. Nur, wenn diese eine ausreichend große "Schnittmenge" bilden, werden alle Beteiligten von einer guten Behandlung ausgehen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Seelenhelferin 
Beitragsersteller
 24.08.2019, 21:05

Grüße dich Kollege:)

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Habe mehrfach Erfahrung mit dem Rettungsdienst gemacht.

Zweimal haben sie mir das Leben gertettet.

Aber auch so, waren sie alle freundlich und durchaus kompetent. Einmal traf ich noch nachher im Spital einen davon, da er sich Sorgen machte, ob ich überlebt habe.

Es ist schön, dass es diese 'Art Engel' gibt!. :))))


Seelenhelferin 
Beitragsersteller
 24.08.2019, 11:54

Danke das freut mich das ist unser Job und ich liebe ihn!!

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KittyCat2909  24.08.2019, 11:56
@Seelenhelferin

Das stimmt schon, dass es euer Job ist. Aber von euch hängen nunmal auch Leben ab, sodass es in meinen Augen sicherlich kein alltäglicher Job ist. Und was ihr leider zu oft mit Patienten erleben müsst, lässt einen eher den Kopf schüttlen. Ich jedenfalls bin sehr dankbar, dass es euch gibt! :))))

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Wie andere schon geantwortet haben, ein professionelles Vorgehen ist für die Angehörigen und auch für die Patienten manchmal ein anderes, als für das Rettungsfachpersonal. Wenn der Patient zum Beispiel nur in das Krankenhaus gebracht werden möchte, indem er schon bekannt ist, das Krankenhaus für den akuten Zustand aber einfach nicht passend ist und man ein anderes Zielkrankenhaus ansteuert, dann mag das medizinisch vollkommen richtig sein, der Patient fühlt sich aber dennoch übergangen, seine Wünsche nicht berücksichtigt, nicht ernstgenommen und dementsprechend fühlt er sich nicht professionell oder unfreundlich behandelt. Genauso ist das manchmal auch bei sehr zeitkritischen Situationen, in denen aus medizinischer Sicht einfach keine Zeit dazu ist dem Patienten jeden einzelnen Schritt eingehend vorher zu erklären, weil einfach nur zählt "jetzt sofort die richtigen Maßnahmen durchführen oder Tod", aus Sicht des Patienten oder Angehörigen, hat man ihn damit jedoch übergangen und wird im Nachhinein als "nicht nett" eingestuft. Natürlich versucht man wann immer es medizinisch vertretbar ist die Wünsche der Patienten und deren Angehörigen mit einzubeziehen, einfühlsam zu sein und alles vorab zu erklären, aber in manchen Situationen, da geht das eben nicht, weil es medizinisch gegen jede Leitlinie oder Empfehlung der Fachgesellschaften wäre. Vereinzelt habe ich aber schon manchen Kollegen erlebt, der zwar fachlich top ist, aber menschlich eben zum Teil nicht aber da muss ich wirklich sagen, das dies sehr vereinzelt ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Blöde Frage vom Rettungsdienstler: Wie soll ein medizinischer Laie eigentlich beurteilen, ob er professionell versorgt wurde?

Ich erinnere mich da an ein Beispiel, das vor einigen Jahren an unserer Rettungswache geschah: Es gab einen Einsatz zu einem Patienten, der deutliche Schlaganfallsymptome zeigte. Soweit eigentlich ein klarer Fall: Unser "Dorf-Krankenhaus" kann keine Schlaganfälle versorgen, der Patient muss in die 30km entfernte große Klink. Aber der Opa hat halt immer gesagt, er will nicht in diese Medizin-Fabrik, sagten die Angehörigen. Also haben sich die Kollegen bequatschen lassen, wider besseren Wissens und entgegen der SOP den Patienten ins örtliche Krankenhaus zu bringen. Wo der Schlaganfall verzögert festgestellt und eine Verlegung in besagte große Klinik veranlasst wurde. Dumm nur: Durch dem Umweg gingen einfach mal 3h ins Land und der Patient konnte nicht mehr lysiert werden.

Reaktion seitens der Angehörigen: Ein Geschenkkorb mit einem Dankesschreiben für den freundlichen Umgang, die wunschgemäße Behandlung und die professionelle Arbeit.

Reaktion seitens des Arbeitgebers: "Dass sich in den letzten 20 Jahren das eine oder andere geändert hat, habt ihr aber schon mitbekommen?".

Sicherlich fühlen sich so einige Patienten und Angehörige ungerecht und unfreundlich behandelt, wenn man sie mal "zu ihrem Glück zwingt". Aber man sollte nicht vergessen, dass ein emotional aufgeladener medizinischer Laie in einer Ausnahmesituation vielleicht etwas andere Entscheidungsgrundlagen heranzieht, als routiniertes Fachpersonal.

Ergebnis: Es kommen durchaus Beschwerden herein, von Angehörigen die sich übergangen fühlten, weil wir z.B. nicht das Wunsch-Krankenhaus angesteuert haben. Das ist mir aber lieber, als wenn ich den Menschen wider besseren Wissens nicht helfe.


Seelenhelferin 
Beitragsersteller
 24.08.2019, 11:19

Spricht da ein Kollege?

Das stimmt wenn man aus der Medizinischen Sicht geht ich meinte jedoch ob die Kollegen mürrisch schlecht gelaunt bzw Rechthaberisch etc aufgeführt haben?!

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RedPanther  24.08.2019, 11:39
@Seelenhelferin

Na klar ;)

Ich habe mal in einem ähnlichen Fall den Patienten eingeladen, bin gemäß Angehörigenwunsch Richtung Dorfklinik gestartet und auf halber Strecke mit Lampen und Trompeten Richtung Strokeunit abgebogen.

Mit der Tochter auf dem Beifahrersitz.

Das gab selbstverständlich Radau im Fahrerhaus. Und eine dicke Beschwerde. Die aber vom Chef abgewettert wurde, nachdem er das Protokoll eingesehen hatte.

Aus dieser Familie bezeichnet garantiert niemand mehr meine Kollegin oder mich als freundlich, zuvorkommend oder gar professionell. Dafür waren die Gemüter viel zu erhitzt. Aber ich weiß, dass der Patient davon abolut profitiert hat.

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Ja... Alle waren nett.