Grammatik Mutter?
Viele sagen „deine Mutters Haare sind schön“
Die Mutter ist doch feminin, wieso Mutters?
7 Antworten
Weibliche Substanive haben im Deutschen einen ∅-Genetiv ohne Endung, also heißt es deiner Mutter Haare sind schön oder in der üblicheren Wortstellung die Haare deiner Mutter sind schön.
Allerdings gibt es zu dieser ∅-Regel eine Ausnahme: Personennamen. So spricht man von Petras Haaren oder Reginas Hals oder der Kopf Claudias; das geht aber nur, wenn der Name ohne Artikel oder Attribut oder sonstetwas allein vor (oder nach) dem steht, was die Dame besitzt. Namen mit Artikel zu verwenden ist im Süden üblich, dort würde man dann aber eher die Haare von der Petra sagen, weil der Genetiv in diesen Regionen ohnehin unbeliebt ist; der Petra Haare ist zwar korrekt, aber kommt in der Praxis kaum vor. Häufiger ist die Kombination mit einem Adjektiv: Die Haare der schönen Petra oder, in der ungewöhnlicheren Wortstellung, der schönen Petra Haare.
Im strengen Sinn ist Mutter natürlich kein Vorname. Umgangssprachlich wird das nicht immer beachtet (für ein Kind funktioniert Mutter ja fast wie ein Name, weil das Wort nur auf eine Person paßt), und deshalb kommen Formulierungen wie Mutters Haare durchaus vor. Ich würde sie nicht als vollkommen falsch bewerten, sondern als salopp; sie betonen die emotionale Bindung des Sprechers an die Mutter.
Aber in Kombination mit deiner geht das absofuckalutely nicht.
Viele?
So habe ich das bisher selten erlebt.
Entweder "Mutters Haare sind schön" oder "Die Haare deiner Mutter sind schön".
Im ersten Fall lautet die dazugehörige Frage "Wessen Haare sind schön?" - im zweiten Fall "Was ist schön?".
Es müsste heißen: Die Haare deiner Mutter bzw. deiner Mutter Haare sind schön. Oder: Mutters Haare sind schön.
Und dann gibt es das Gedicht von Tucholsky, ein wenig im Berliner Jargon:
Nur weil viele es sagen, ist es nicht richtig.
Wer sagt das denn so? Ich kenne keinen, der das so sagen würde.