Glaubenskriege des osmanischen Reiches?
Warum wird eigentlich immer wieder behauptet, das osmanische Reich hätte 1529 und 1683 bis nach Wien einen Glaubenskrieg geführt, obwohl das osmanische Reich, weil sie die Christen nicht angreifen wollte, im heutigen Bulgarien, die griechisch-orthodoxe Kirche einsetzte, damit das Land christlich blieb? Es daher den eindeutigen Beleg dafür gibt, dass es keine Glaubenskriege, sondern reine Expansionskriege waren?
3 Antworten
Natürlich waren es auch Raubüberfalle, aber letztendlich mussten die Einheimischen die Religion der Invasoren annehmen, oder eine Sondersteuer zahlen. Galt nur für Juden und Christen. Es gab auch andere Religionen, wie z.B. die der dort seit ewigen Zeiten beheimateten Kurden. Die hatten keine Wahl, entweder konvertieren oder Kopf ab. Insofern war es auch ein Glaubenskrieg.
In anderen Ländern doch auch. Christen und Juden waren erlaubt. Atheisten u.a. Religionen nicht. Aber hier steht ja , dass der Sultan die Bischöfe aussuchte. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Vermutlich haben die auch eine Kopfsteuer bezahlt. Die Kopfsteuer wurde übrigens auf Drängen des deutschen Kaisers abgeschafft. Der half den Osmanen bei der Industrialisierung, Eisenbahn was auch immer und sandte Ingenieure usw dort hin.
Die Eisenbahn war letztlich der Befreier. Erst der Eisenbahnstreik, gesteuert von Graz. Dann der Aprilaufstand organisiert von Christo Botev vom Schiff "Radetzky": Und nach der blutigen der Russisch-osmanische Krieg (1877-78)
In anderen Ländern doch auch. Christen und Juden waren erlaubt. Atheisten u.a. Religionen nicht.
Das stimmt so nicht, unter das Dhîmmi-System fielen mitunter auch noch ganz andere Religionen, der Zoroastrismus im Iran z.B.
Die Herrscher des Mogulreiches im Norden des indischen Subkontinents, kamen letztendlich auch nicht umhin Hindu und Sikhs zu tolerieren, einfach weil die ab einem gewissenn Punt die Mehrheit der beherrschten Bevölkerung stellten.
Aber hier steht ja , dass der Sultan die Bischöfe aussuchte. Ein Schelm wer Böses dabei denkt
Verzeihung, aber das der weltliche Herrscher eines Reiches beansprucht die oberen geistlichen Würdenträger einzusetzen oder mindestens deren Wahl bestätigen zu müssen, ist eigentlich nichs besonderes.
Kaiser und Papst haben sich mehr oder minder das gesamte Mittelalter immer wieder über die Frage verzankt, wer die katholischen Bischöfe einzusetzen hat und wer nicht.
Der König oder die Königin von England bestimmte selbstredend darüber, wer Bischof der angelikanischen Kirche wurde.
In Russland schaffte zar Peter der Große das Patriarchat de facto ganz einfach ab und ersetzte es durch die "heilige Synode", die explizit weltlicher Kontrolle unterstand:
https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Orthodoxe_Kirche#Abschaffung_des_Patriarchats
Das weltliche Herrscher geistliche Amtsträger einsetzten oder bestätigten, ist eigentlich nirgendwo etwas wirklich ungewöhnliches gewesen.
Vermutlich haben die auch eine Kopfsteuer bezahlt.
Selbstredend. Genau wie übeerall in Europa bis ins 19. Jahrhundert hinein die Juden als Schutzbefohlene des jeweiligen Herrschers Sonderabgaben zu entrichten hatten oder beispielsweise auch, vor ihrer Vertreibung die sogenannten "Moriscos", sprich die muslimisch gebliebenen Einwohner der iberischen Halbinsel nach dem 15. jahrhundert.
Das ist durchaus kein spezifisch muslimisches Kuriosum, sondern das haben die christlichen Herrscher Europas ganz genau so betrieben und das fiel in weiten Teilen Europas auch erst mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, der französischen Revolution, und der Napoleonischen Zeit und der damit zusammenhängenden, weitgehenden Judenemanzipation in weiten Teilen Europas.
Natürlich waren es auch Raubüberfalle, aber letztendlich mussten die Einheimischen die Religion der Invasoren annehmen, oder eine Sondersteuer zahlen.
Das waren weder "Raubüberfälle" noch waren das irgendwelche Glaubenskriege, sondern das war schlicht die territoriale Expansion eines mulitreligiösen Reiches.
Ich hatte es im Kommentar bereits geschrieben, dass Modell einer Kopfsteuer ist nichts spezifisch muslimisches. Die mussten Juden und wo sie, wie auf der iberischen Halbinsel von Christen beherrscht wurden, auch Muslime ihren Herrschern gegenüber ganz genau so entrichten.
Das war keine außerordentliche Repressionsmaßnahme, sondern für die Herrscher einfach eine Gelegenheit die eigenen Finanzen aufzubessern ohne sich mit irgendwelchen religiös oder sonst wie motiviertenn Aufständen herumschlagenn zu müssen.
Es gab auch andere Religionen, wie z.B. die der dort seit ewigen Zeiten beheimateten Kurden. Die hatten keine Wahl, entweder konvertieren oder Kopf ab. Insofern war es auch ein Glaubenskrieg.
Es ist richtig, dass die das islamische Recht nicht alle anderen Religionen gleich behandelt und gegenüber dem Judentum und dem Christentum Toleranzen an den Tag legt, die es anderen Religionen gegenüber nicht zeigt.
Aber auch das ist nichts spezifisch muslimisches. Selbstverständlich hat man im christlichen Europa von Seiten der Herrscher her Juden gegen Entrichtung besonderer Abgaben Toleriert und offiziell zu Schutzbefohlenen deklariert. Gleichzeitig hat man gegen die polytheistischen "Heiden" im Baltikum zum Kreuzzug getrommelt und darum im Prussenland und in Litauen jede Menge Blut vergossen.
Aber das sind Dinge, die sich im 13.-15. Jahrhundert abgespielt haben.
Was genau hat das mit Expansionsbemühungen des Osmanischen Reiches im späten 17. Jahrhunder in Richtung Wien zu tun?
Ja, die meisten Kriege waren/sind reine Raubkriege, auch wenn zur Motivation der "Kämpfer" manchmal Religion vorgeschoben wird. Ansonsten hast du Unrecht. Wenn muslimische Kriegstreiber länger ein Land beherrschten, wurde auch der Islam etabliert.
Diesmal sind wir uns vollkommen einig. Das beweist das bulgarische Exarchat:
Was hat das Exarchat mit dem Islam zu tun? Ursächlich dafür war nicht der Islam, sondern die sukzessive Emanzipation der einzelnen orthodoxen Nationalkirchen vom Patriarchen in in Konstantinopel.
Das sind innerkonfessionelle Kompetenzgerangel gewesen.
Sorry. Bitte über Themen reden, von denen man etwas versteht. 1391 eroberte das osmanische Reich das zweite bulgarische Reich und setzten die griechisch-orthodoxe Kirche für die Verwaltung des ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel über die bulgarisch-orthodoxe Kirche ein. Überraschend: Denn sie selbst waren muslim.
Überraschend: Denn sie selbst waren muslim.
Überhaupt nicht überaschend, denn sie hatten christliche Untertanen zu verwalten und würden, wenn sie versucht hätten die gewaltsam zu missionieren jahrzehntelange Aufstände Provoziert und den eigenen wirtschaftlichen Möglichkeiten schweren Schaden zugefügt haben.
Die hätten doch strunzdumm sein müssen, hätten sie das anders gemacht.
Bitte über Themen reden, von denen man etwas versteht.
Ich denke davon verstehe ich so einiges.
Wenn du dieses Agieren für irgendwie besonders hältst, schau dir doch einfach mal an, wie die Europäischen Kolonialreiche in solchen Belangen verfahren sind.
Wann immer die die Gelegenheit hatten den jeweiligen einheimischen ein religiöses Oberhaupt nach eigenem Gusto vorzusetzen, haben sie es getan. Das stärkt den eigenen Einfluss auf die Region und vermeidet Aufstände.
Wenn muslimische Kriegstreiber länger ein Land beherrschten, wurde auch der Islam etabliert.
Warum genau sind Bulgarien, Griechenland und Serbien dann nie in ihrer Mehrheit muslimisch geworden?
Die gehörten weitgehend immerhin knapp 400 Jahre zum Osmanischen Reich. Der größte Teil des heutigen Ungarn ebenfalls 200 Jahre, dass ist irgendwie auch nie muslimisch geworden.
;-)
Es waren sowohl Glaubens- als auch Eroberungskriege! Völker schätzten ihre Kriegserfolge und Gebietserweiterungen als von ihren Göttern gegeben. (Beispiel Hitler) - Der Gottesbezug wird zwar heute nicht mehr so verstanden, aber das "erobern", vor allem in der Weltwirtschaft gleicht trotzdem einem Götzendienst (Goldenes Kalb).
Hitler mit den Osmanen zu vergleichen erscheint mir gewagt. Wissen tun wir: Die Osmanen eroberten das zweite bulgarische Reich und setzten für die Kirchverwaltung die griechisch orthodoxe Kirche ein, obwohl sie selbst muslim waren.
Du hast schon recht, ich meinte nicht Hitler im Vergleich mit den Osmanen, sondern dass er ein 1000 jähriges Reich (Das dem Christus gehört), aufrichten wollte.
Das erst Recht nicht. Hitler stand mit der Kirche auf Kriegsfuss.
Die Geschichte nochmal aufzurollen, würde den Rahmen bei weitem sprengen
Auch nicht. Das zeigt das bulgarische Exarchat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bulgarisches_Exarchat
Die Osmanen beliessen in Bulgarien das Christentum.