Gitarre: wie viele Akkorde sollte man können?
Hallo Leute!
Habe erst neulich mit dem Gitarre lernen angefangen! Wie viele Akkkorde sollte man dann können, um einigermaßen sicher sein zu können, und fast alles an einfacheren Sachen spielen zu können, bzw. um sich selber einigermaßen gut musikalisch damit ausdrücken zu können?
Und: wie viele Akkorde gibt es bei einer normalen Konzert- Akustik- Gitarre überhaupt?
9 Antworten
Deine Frage beinhaltet eigentlich drei Themen:
Erstens, welche Akkorde sollte ein Anfänger können, um die meisten Lieder spielen zu können. Da wurde schon sehr detailliert darauf eingegangen.
Klar ist, daß es am Anfang keine Barré-Akkorde sein können, sondern offene Akkorde. Die sollte man für möglichst alle Stammtöne (c d e f g a h) in den Akkordtypen Dur, Moll und Septime beherrschen.
Später kommen dann noch die Moll-Septime und evtl der Große Septimenakkord dazu und vielleicht noch einige Vorhalt-Akkorde sus4 etc.
Dann ist es meist an der Zeit Barré-Akkorde zu lernen, um das ganze Spektrum abdecken zu können. (Alle ehöhten und erniedrigten Töne, wie z.B. F#, G# oder Eb etc.) Dann braucht man auch keine Furcht mehr vor unbekannten Akkorden zu haben. Denn mit wenigen Barré-Akkorden kann man so gut wie alles spielen.
Zweitens wolltest Du wissen, wie viele Akkorde es auf dem Griffbrett gibt.
Diese Frage muß man aufteilen in: Wieviele Akkordnamen gibt es? Und wieviele Akkord-Griffbilder gibt es?
Das ist ein gravierender Unterschied!
Ich will also zunächst einmal beantworten, wieviele Akkordnamen es gibt. Ich habe vor Jahren mal in einem Anfall von Wahnsinn mir die Mühe gemacht, die wichtigsten Akkorde in ihren Aufbau zusammenzustellen und aufzulisten. Dabei kam ich für den Ton C auf rund 50 Bezeichnungen.
Es gibt 12 Töne (7 Stammtöne und 5 erhöhte oder erniedrigte in der temperierten Stimmung) Also 50 x 12 = 600 verschieden Akkordnamen.
Ich füge mal unten die Liste an, damit man sich einen Eindruck verschaffen kann.
Drittens: Jetzt kommen wir zu den Griffbildern eines Akkordes. Im Grunde genommen gibt es da mehrere Tausende.
Ich habe eine Software (Guitar Alchemist) die zu einem Akkord alle möglichen Griffe für die Gitarre sowohl als da sind offene Griffe, Barré-Griffe und Griffe mit abgedämpften Saiten anzeigt.
Bei C-Dur zeigt mir die Software 400!! Möglichkeiten an. Bei anderen Akkroden teilweise bis zu 800 Möglichkeiten. Man kann das jetzt leicht hochrechnen und kommt in Tausende von Griffbildern.
Die Tabelle mit den Akkordnamen füge ich extra an.
Ich versuche mal, Dir die Liste noch etwas besser zu erklären. Zunächst einmal habe ich alle gängigen Akkorde, die auf dem Ton C basieren, erfaßt.
Typ, Aufbau und Intervall-Nummerung gelten auch für die anderen Töne (Cis, D, Dis, E, F, Fis, G etc.)
Jetzt will ich Dir die erste Zeile aufschlüsseln:
Vorne steht C als Akkordsymbol für C-Dur.
Dahinter folgen mehrere Bezeichnungen, die man früher verwendete oder alternativ üblich sind. (Dabei habe ich die in romanischen Ländern übliche Bezeichnng nicht erfaßt. C-Dur wird dort als "Do" bezeichnet. (Nach den Solmisierungsilben Do, Re, Mi, Fa. Sol, La, Si = C D E F G H )
Die alternativen Bezeichnungen für C-Dur sind C^, C maj, C ma.
Dann folgt die Akkordbezeichnung: hier Dur
Danach die Akkord-Aufbau-Erklärung: Große + kleine Terz (4 + 3 Halbtöne).
Dann folgen die Intervallnummern hier: 1 3 5, was bedeutet, daß der C-Dur Akkord aus Grundton = 1, Große Terz = 3 und Quinte = 5 besteht.
[C-Moll besteht z.B. aus 1 b3 5 also Grundton = 1, Kleine Terz = b3 (große Terz um einen Halbton erniedrigt, daher das b vor der 3) und Quint = 5.]
Dann am Schluß folgt noch die Benennung der Akkordtöne: hier C, E, G.
C = Grundton, E = Terz, G = Quint.
Diese Aufschlüsselung wiederholt sich für alle Akkordtypen, also auch für Cm = C-Moll oder für C maj7 = Großer Septakkord etc.
Hier die Tabelle Teil 1:
AKKORDSYMB ALTERNATIV NAMETYP AUFBAUERLÄ AUFBAUINTE TÖNESTRUKT
C C^ C maj C ma Dur Große + kleine Terz (4 + 3 Halbtöne) 1 3 5 C E G
C sus2 C2 Sekundvorhalt (suspended 2) Die Terz wird durch die Sekunde ersetzt 1 2 5 C D G
C sus4 C4 C sus11 Quartvorhalt (suspended 4) Die Terz wird durch die Quart ersetzt 1 4 5 C F G
C 6 Sextakkord Durdreiklang + Sext (Quint plus ein Ganzton) 1 3 5 6 C E G A
C add9 C add2 Dur + None Durdreiklang + None 1 3 5 9 C E G D
C 6/9 Dur-Sext-Nonenakkord Durdreiklang + Sext + None 1 3 5 6 9 C E G A D
C add11 C add4 Dur + Undezime (Quart) Durdreiklang + Undezime (Quart) 1 3 5 11 C E G F
C5 Powerchord (Es fehlt die Terz!) Grundton und Quinte 1 5 C G
C maj7 C j7 C ma7 C maj7 C ^7 C 7+ Großer Septakkord (major 7) Durdreiklang + große Septime (Grundton minus ein Halbton) 1 3 5 7 C E G B
C maj7/#5 C j7/#5 C^7/5+ Großer Septakkord (major 7) mit übermäßiger Quinte Durdreiklang + große Septime + überm. Quinte 1 3 #5 7 C E G# B
C maj7/b5 C j7/b5 C j7/5- Großer Septakkord (major 7) mit verminderter Quinte Durdreiklang + große Septime + verm.. Quinte 1 3 b5 7 C E Gb B
C maj7/9 C j7/9 Großer Septakkord (major 7) mit None Durdreiklang + große Septime + None 1 3 5 7 9 C E G B D
C maj7/#11 C j7/#11 C j7/11+ Großer Septakkord (major 7) mit übermäßiger Undezime Durdreiklang + große Septime + überm. Undezime 1 3 5) 7 #11 C E G B F#
C maj7/13 C j7/13 Großer Septakkord (major 7) mit Tredezime Durdreiklang + große Septime + Tredezime 1 3 5 7 13 C E G B A
C maj9 C j9 C ma9 C ^9 C maj7/9 Großer Dur-Sept (major 7) mit None Durdreiklang + große Septime + None 1 3 5 7 9 C E G B D
C maj9/#11 C j9/#11 C j7/11+ Dur-Sept-Nonenakkord mit übermäßiger Undezime Durdreiklang + große Septime + None + #Undezime 1 3 5 7 9 #11 C E G B D F#
C maj13 C^13 C j13 Dur-Sept-Nonenakkord mit übermäßiger Undezime und Tredezime Durdreiklang + große Septime + None + #Undezime + Tredezime 1 3 5 7 9 #11 13 C E G B D F# A
C maj7/9/13 C j7/9/13 Dur-Sept-Nonenakkord mit Tredezime Durdreiklang + große Septime + None + Tredezime 1 3 5 7 9 13 C E G B D A
Cm C mi C- C min Moll Kleine + große Terz (3 + 4 Halbtöne) 1 b3 5 C Eb G
Cm6 C mi6 C-6 C min 6 Moll-Sextakkord Molldreiklang + Sext 1 b3 5 6 C Eb G A
Cm6/9 C mi6/9 C-6/9 Moll-Sext-Nonenakkord Molldreiklang + Sext + None 1 b3 5 6 9 C Eb G A D
Cm add9 C mi add9 C min add9 C-add9 Moll mit None Molldreiklang + None (Grundton plus ein Ganzton) 1 b3 5 9 C Eb G D
Cm add11 C mi add11 C min add11 C-add11 Moll mit Undezime Molldreiklang + Undezime 1 b3 5 11 C Eb G F
Cm7 C mi7 C min7 C-7 Moll-Septakkord Molldreiklang + kleine Septime 1 b3 5 b7 C Eb G Bb
Cm7/b5 Cø C mi7/b5 C min7/b5 C-7/b5 Moll-Septakkord mit verminderter Quinte Halbverminderter Septakkord 1 b3 b5 b7 C Eb G Bb
Cm11 C min11 C mi11 C-11 C min7/9/11 Moll-Sept-Nonenakkord mit Undezime Molldreiklang + kleine Septime + None + Undezime 1 b3 5 b7 9 11 C Eb G Bb D F
Cm13 C min13 C min7/9/11/13 Moll-Sept-Nonenakkord mit Undezime und Tredezime Molldreiklang + kleine Septime + None + Undezime + Tredezime 1 b3 5 b7 9 11 13 C Eb G Bb D F A
Cm7/9 C mi9 C min9 C-9 C m9 Moll-Sept-Nonenakkord Molldreiklang + kleine Septime + None 1 b3 5 b7 9 C Eb G Bb D
Cm7/11 C mi11 C min11 C-11 C m11 Moll-Septakkord mit Undezime Molldreiklang + kleine Septime + Undezime 1 b3 5 b7 11 C Eb G Bb F
Cm maj7 Cm j7 Großer Moll-Sept-Akkord Molldreiklang + große Septime 1 b3 5 7 C Eb G B
Cm maj7/9 Cm j7/9 Cm j9 Großer Moll-Sept-Akkord mit None Molldreiklang + große Septime + None 1 b3 5 7 9 C Eb G B D
Und hier Teil 2:
C7 C7b C7- Dominant-Septakkord Durdreiklang + kleine Septime (Grundton minus ein Ganzton) 1 3 5 b7 C E G Bb
C7 sus4 C sus7 C 7/4 Dominant-Septakkord mit Quartvorhalt Grundton + Quart + Quinte + kleine Septime 1 4 5 b7 C F G Bb
C7/#9/#11 C7 /9+ /11+ C7 /+9/+11 Dominant-Septakkord mit übermäßiger None und überm. Undezime Durdreiklang + kleine Septime + überm. None + überm. Undezime 1 3 5 b7 #9 #11 C E G Bb D# F#
C7/#9/b13 C7 /9+/13- C7 /+9/-13 Dominant-Septakkord mit übermäßiger None und kleiner Tredezime Durdreiklang + kleine Septime + überm. None + kleine Tredezime 1 3 5 b7 #9 b13 C E G Bb D# Ab
C7/9 sus4 C9 sus4 Dominant-Sept-Nonenakkord mit Quartvorhalt Grundton + Quart + Quinte + kleine Septime + None 1 4 5 b7 9 C F G Bb D
C7/13 C7/6 Dominant-Septakkord mit Tredezime Durdreiklang + kleine Septime + Tredezime 1 3 5 b7 13 C E G Bb A
C7/9/13 C13 Dominant-Septakkord mit None und Tredezime Durdreiklang + kleine Septime + None + Tredezime 1 3 5 b7 9 13 C E G Bb D A
C7/b9/b13 C7 /9-/13- C7/-9/-13 Dominant-Septakkord mit kleiner None und kleiner Tredezime Durdreiklang + kleine Septime + Tredezime 1 3 5 b7 b9 b13 C E G Bb Db Ab
C9 C7/9 Dominant-Sept-Nonenakkord Durdreiklang + kleine Septime + None 1 3 5 b7 9 C E G Bb D
C11 C7/9/11 C sus49 Dominant-Sept-Nonenakkord mit Undezime Durdreiklang + kleine Septime + None + Undezime 1 3 5 b7 9 11 C E G Bb D F
C13 C7/9/11/13 Dominant-Sept-Nonenakkord mit Undezime und Tredezime Durdreiklang + kleine Septime + None + Undezime + Tredezime 1 3 5 b7 9 11 13 C E G Bb D F A
C7/b5 C7- C7-5 C7/-5 C7/5- Dominant-Septakkord mit verminderter Quinte Große Terz + verminderte Quinte + kleine Septime 1 3 b5 b7 C E Gb Bb
C7/#5 C7+ C7+5 C7/+5 C7/5+ Dominant-Septakkord mit übermäßiger Quinte Große Terz + übermäßige Quinte + kleine Septime 1 3 #5 b7 C E G# Bb
C7/#9 C7/+9 C7+9 C7/9+ Dominant-Septakkord mit übermäßiger None Durdreiklang + kleine Septime + übermäßige None 1 3 5 b7 #9 C E G Bb D#
C7/b9 C7/-9 C7-9 C7/9- Dominant-Septakkord mit kleiner None Durdreiklang + kleine Septime + kleine None 1 3 5 b7 b9 C E G Bb Db
C+ Caug C5+ C5# Übermäßiger Dreiklang (Durakkord mit übermäßiger Quint) Zwei große Terzen 1 3 #5 C E G#
C+7 C aug7 C7+ Übermäßiger Dreiklang + kleine Septime Zwei große Terzen + kleine Septime 1 3 #5 b7 C E G# Bb
C° Cdim C verm Verminderter Dreiklang Zwei kleine Terzen 1 b3 b5 C Eb Gb
C°7 C dim7 C verm7 Verminderter Septakkord Zwei kleine Terzen + verminderte kleine Septime 1 b3 b5 bb7 C Eb Gb Bbb
Hmm, das ist jetzt aber wirklich ziemlich ausfühlich, diese Tabellen! Kann ich leider zur Zeit noch gar nichts mit anfangen!
Mit allen Varianten und Griffarten ca.1200, aber die meisten davon benutzt kein Mensch.
Alle Dur- und Moll-Akkorde :D Hört sich viel an, ist es aber nicht. Sobald du F (bzw Barrees allgemein) greifen kannst, kannst du sie immer verschieben, um einen anderen Akkord zu erhalten (wenn du z.B. einen Akkord wie F greifst, aber nicht im ersten, sondern im 4. Bund "anfängst", hast du ein G#, im 5. ein A, im 6. ein Bb und so weiter. Auch alle Akkordabwandlungen sind verschiebbar, du musst also nur überlegen, in welchem Bund auf der E- oder A-Saite der Ton liegt, zu dem du einen Akkord greifen willst.
Damit kannst du schon vieeeel machen. Wenn dir dann langweilig ist, schau dir mal die 7er-Akkorde an, dann 9er, 6er, ..., ...
Es gibt seeeeeeehr viele Akkorde, schau mal: Es gibt auf einer chromatischen Tonleiter 11 verschiedene Halbtöne, zu jedem dieser Töne kannst du schonmal einen Dur- und einen Moll-Akkord greifen, ergibt 22. Jeden dieser 22 Akkorde kannst du auch als Septakkord spielen, da wären wir bei 44. Die oben genannten 22 Akkorde kannst du aber z.B. auch als Nonen-Akkord greifen, dann kommen nochmal 22 dazu. Und als 5er, nochmal 22. Und als 6er, nochmal 22. Da wären wir bei 110, wenn ich mich nicht verzählt habe. Dann gibts aber auch noch schöne andere Akkorde, z.B. sus4, sus2, oder Akkorde mit einem andren Ton im bass, oder, oder, oder...
Du siehst, man kommt mit zählen nicht hinterher. Es sind viele.
...Für den Anfang reichen aber natürlich auch erstmal die Standard-Sachen, sowas wie E, em, A, am, G, F, D, dm, C; später H, f#m, c#m, und irgendwann der ganze Rest^^
Hängt auch oft von den Liedern ab, die du so spielst. Ich habe mit dem Ärzte-Songbook Gitarre spielen gelernt, hab dann geschaut, in welchen Songs man vorwerst keine Barrees braucht und dann eben die Akkorde gelernt, die ich für den jeweiligen Song brauchte^^
Zunächst drei Dur- Grundakkorde: C, F, G oder G7. ODER: G, C, D . Bald aber musst Du auch Moll-Akkorde hinuzulernen, z.B. ist a-moll wichtig bei vielen Liedern in C-Dur.
Die meisten bereits gegebenen Antworten passen. Aber vielleicht klingt alles schlimmer als es ist. Ja es gibt wahnsinnig viele Akkorde. Aber die allermeisten basieren auf einem Grundmuster, das, wenn man's einmal verstanden hat, beliebig auf dem Griffbrett platziert werden kann. Dann wird das Ganze plötzlich überschaubar, bzw. verliert die Angst einflößenden Dimensionen.
Grundsätzlich ist es besser, das Prinzip zu verstehen als 5786 Akkorde auswendig zu lernen und die Logik dahinter nicht zu kapieren.
Danke für Deine Hinweise und Mühe, auch wenn ich mit Deinen endlosen Tabellen bis heute leider nichts anfangen kann, weil ich da nicht durchsteige!