Gibt es noch mehr Städte und Dörfer im heutigen Russland die von den Wikingern gegründet wurden?

2 Antworten

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Die historische Geschichte der gesamten Region beginnt mit der Eroberung durch die Waräger unter dessen Anführer Rurik. Sie gründeten daher die meisten Städte, die es dort heute noch gibt und sie regierten als Großfürsten und später als Zaren.


Neugier4711  22.09.2024, 18:08

Vielen lieben Dank für den Stern.

Kiew und Nowgorod sind die beiden größten und auch bedeutungsvollsten Städte, die von Wikingern in Osteuropa gegründet wurden. Es hat sehr wahrscheinlich immer wieder kleinere Gründungen gegeben, dies nachzuweisen ist aber nicht unbedingt einfach, da es oft an archäologischen Funden fehlt und die schriftlichen Quellen sehr von den oben genannten Städten dominiert werden

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Spezialisierung im Studium

Stressika  21.09.2024, 10:05

Kiew wurde nicht von den Wikingern gegründet, sondern von Wikingern und Slawen gemeinsam zu einer bedeutenden Stadt und dem Zentrum eines großen Reiches gemacht, Kiew gab es bereits vor dem Eintreffen der Waräger. Diesen Unterschied sollten Sie, sofern ihre Angabe mit "Studium" zutrifft, auch wissen.

Torrstark  21.09.2024, 10:14
@Stressika

Stimmt so nicht ganz. Die Stadt wurde laut der Primärchronik um 900 von Helgi gegründet, der Skandinavier war und zur Erweiterung der Rus und zur Sicherung der Handelswege einen weiteren Stützpunkt benötigte (Price, Neil. Die wahre Geschichte der Wikinger, 2022 / S. 549f.)

Was natürlich trzdm stimmt ist deine Aussage, dass die Stadt von Wikingern und Slawen gemeinsam bedeutend gemacht wurde.

Torrstark  21.09.2024, 10:21
@Torrstark

Das es dort wahrscheinlich vorher schon Siedlungen gegeben hat, sollte denke ich klar sein. Das ist bei „Neugründungen“ im allgemeinen häufig der Fall.

Aber wir reden hier von einer Vereinigung, Befestigung und einem massiven Ausbau der Orte zu einem protourbanisierten Gebilde.

Stressika  21.09.2024, 10:37
@Torrstark

Price argumentiert, dass Helgi, getrieben von dem Wunsch, die Rus zu erweitern und die Handelswege zu sichern, einen weiteren Stützpunkt benötigte und Kiew bot sich aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage hierfür an. Auch wenn Price bemüht ist, eine objektive Darstellung zu bieten, schwingt in seinen Ausführungen immer auch eine gewisse subjektive Interpretation mit, seine Begeisterung für die Wikinger ist unübersehbar, was zuweilen dazu führt, dass er bestimmte Aspekte überbetont. Des weiteren möchte ich anmerken, das wir an unserer Universität, anhand einer historischen Prüfung ""Die wahre Geschichte der Wikinger" die wissenschaftliche Qualität des Buches beurteilten. In diesem Zusammenhang muss man festhalten, dass Price sich auf eine Vielzahl von Quellen stützt, darunter archäologische Funde, schriftliche Überlieferungen und die nordische Mythologie und es hier diskutabel ist, wie er diese Quellen gewichtet und interpretiert. Auch neigt er leider dazu die Wikinger als eine homogene Gruppe darzustellen. In Wirklichkeit waren die Wikinger jedoch ein sehr heterogenes Volk. Das mag zunächst für das hier angesprochene uninteressant, belegt als Baustein aber auch die Ungenauigkeit seiner Arbeit.

Nun, seine Erzählung ist zweifellos fesselnd und trägt zur Romantik der Stadtgeschichte bei, doch wie so oft in der Geschichtswissenschaft, birgt sie auch eine gewisse Vielschichtigkeit. Denn während die Rolle der Skandinavier, insbesondere der Waräger, bei der Entwicklung der Stadt unbestritten ist, so ist es doch ebenso wahr, dass diese Siedlung nicht im luftleeren Raum entstanden ist. Vielmehr existierten hier bereits eine ausgeprägte slawische Gemeinschaft, die ihre eigene Kultur und ihre eigenen Traditionen pflegten. Die Ankunft der Skandinavier bedeutete somit nicht nur eine Eroberung, sondern vielmehr einen intensiven Austausch und eine Verschmelzung verschiedener Kulturen, welche letztendlich im Zusammenspiel zur Stadt Kiew führten. Es kann daher nicht von einer Gründung durch die Skandinavier gesprochen werden, das ist in sachlicher historischer Rückschau nicht haltbar. Die Aussage, dass Kiew von Wikingern und Slawen gemeinsam bedeutend gemacht wurde, trifft den Kern der Sache. Beide Völkergruppen haben ihren Beitrag geleistet, um aus einer kleinen Siedlung eine blühende Stadt zu machen. Die Skandinavier brachten ihre Handelskenntnisse, ihre militärische Organisation und ihre Vorliebe für das Seefahren mit. Die Slawen hingegen trugen ihre tief verwurzelten Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten und ihre handwerklichen Fähigkeiten bei. Es ist genau diese Symbiose aus skandinavischer Dynamik und slawischer Beständigkeit, die Kiew zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Fachlich muss man sich zwingend dieser komplexen Geschichte bewusst sein, können wir unsere Identität besser verstehen und unsere Wurzeln würdigen.

LG aus Tel Aviv

Torrstark  21.09.2024, 11:02
@Stressika

Sry dann habt ihr das Buch nicht gelesen. Pierce argumentiert eben NICHT, dass die Wikinger eine homogene Masse sind. Das ist die Quintessenz seines gesamten Werkes.

Blueorange25 
Beitragsersteller
 21.09.2024, 09:22

Danke für die Antwort.