Gibt es einen freien Willen oder sind wir dem Schicksal hilflos ausgeliefert?

11 Antworten

Das eine schließt das andere nicht aus.

Es gibt Ereignisse, über die wir so gut wie keine Kontrolle haben ('dem Schicksal ausgeliefert') und es gibt unsere Möglichkeit, angesichts von Alternativen ENTSCHEIDUNGEN zu treffen, die VON UNS bestimmt sind.

Keinen "freien Willen" zu haben (den, über den die verehrten Gottesvasallen und Bibelhörigen hier permanent schwafeln) bedeutet nicht, "dem Schicksal hilflos ausgeliefert" zu sein!

Wir könnten, so behauptet der Normal-Durchschnittschrist in fröhlich- selbstbewusster Wiedergabe eingetrichterter Dogmen, uns "freiwillig" für Gott entscheiden.

Dieses Argument hat einen entscheidenden Nachteil: die absolute Mehrzahl der Christen beweist tagtäglich durch ihr Handeln, dass sie nicht daran glaubt.

Sie erziehen nämlich ihre Kinder so, dass sie an Gott glauben.

Sie sagen nicht: »Warte, bis Du Dich frei entscheiden kannst, an Gott zu glauben«. Sie pflanzen den Glauben schon frühzeitig ein, sorgfältig und vehement. Wenn nicht brutal aggressiv, dann durch ihr Verhalten.

Statistisch gesehen ist die weitaus überwiegende Mehrheit der Christen nicht deswegen zu einem Christen geworden, weil es irgendein Abwägen von Argumenten, irgendeine Auswahl unter den vorhandenen Religionen gegeben hätte, weil sie in aktiver Anwendung ihres angeblich freien Willens zu Gott fanden (und zwar zu ihrem Gott!), sondern weil bereits die Eltern daran geglaubt haben. Fast alle Menschen – und es gibt nur wenige Ausnahmen! – nehmen die Religion der Eltern an, meist ist es die einzige Religion, die sie kennen (mehr oder weniger, oft eher weniger).

Wenn die Christen tatsächlich daran glaubten, dass man Gott aus freiem Willen annehmen könne, so trifft dies, erstens, auf die Mehrheit der Menschen nicht zu, zweitens, wird alles getan, damit es beim eigenen Nachwuchs auch tunlichst nicht vorkommen kann, notfalls mit der Androhung von ewiger Verdammnis und "Armageddon".

Den "freien Willen" kann man nicht dazu benutzen, zu erklären, warum sich nicht alle Menschen zu diesem Gott bekennen. Denn die meisten Menschen bekennen sich zu dem Gott, der ihnen als Kind eingetrichtert wurde. Da es vom Zufall abhängig ist (seine Eltern kann man sich nicht aussuchen), entscheidet in der überwiegenden Anzahl der Fälle auch der Zufall darüber, ob man Christ, Moslem, Hindu, Shintoist, Buddhist, Jainist oder Atheist (usw. usf.) wird. Wir reden hier von mehr als 95% aller Fälle! Da einen ominösen "freien Willen" ins Spiel zu bringen, ist komplett unsinnig.

Einen "freien Willen" würde man nur demonstrieren, wenn man sich von der Religion der Eltern abwendet.

Wer wollte außerdem ein Kind hinduistischer Eltern in Indien dafür verantwortlich machen, dass es sich mit seinem "freien Willen" nicht dem christlichen Gott zuwendet?

Das zur Logik.

Es gibt auch hinreichend wissenschaftliche Beweise, dass das mit dem "freien Willen" großer Nonsens ist!

Nur ein Satz noch: Nach christlichem Verständnis und Propaganda ist Gott der Universal-"Schöpfer".

Gott ist angeblich die Ursache für alles.

Aber komischerweise wird er von jeglicher "Schuld" freigesprochen! Er ist nur und auschließlich "gut"! Er trägt keine Schuld!

Wir aber, seine Schöpfung, sind für nichts ursächlich verantwortlich, dafür aber schuldig an allem Leid (sic!).

Damit ist das Konzept der Schuld christlich pervertiert, in sein vollkommenes Gegenteil verdreht.

Und damit ist die "Begründung" perfekt:

Nur Gott könne uns von dieser "Schuld" befreien!

Die er aber erschaffen und uns gegeben hat.

Hilflos ausgeliefert würde ich sagen. Selbst wenn es freien Willen gebe, würde ich ihn nicht haben wollen. Denn durch freien Willen hat man immer die "Wahl" schlechtere Entscheidungen zu treffen anstatt IMMER die beste Wahl zu treffen.

Eigentlich treffen wir ja immer zum Zeitpunkt die beste Wahl, auch wenn wir psychisch krank sind würden wir zu dem Zeitpunkt die für uns beste Wahl treffen. Es gibt kein hätte. Es gibt nur er hat das getan.

Ich find Fatalismus gut. Aber ich brauche mal Beweise, dass es stimmt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Du kannst dir aussuchen, welche der vorgegebenen Möglichkeiten zu wählst. Aber einen Ausweg aus deiner finalen Bestimmung findest du nicht.

Woher ich das weiß:Hobby – Schule, Dokumentationen, Bücher etc.

Das ist eine sehr alte, umstrittene Frage.

Ist es Schicksal, wenn dich der Zufall trfft? ;-)

Schicksal ist uns Geschicktes.
Dem sind wir ausgeliefert. Manches kommt einfach.
Große Wenden / Ereignisse sind oftmals ungeplant in unser Leben gekommen.
Was wir daraus machen, wie wir damit umgehen, unterliegt unserem Willen.
Wir können entscheiden, ob wir uns dem Geschickten gegenüber eher offen und kreativ oder verschlossen und ablehnend verhalten.
Die Auswirkungen davon haben wir wieder selbst zu (er-) tragen.
Kann ich also (lediglich) in Notwendigkeiten einwilligen, um alles nicht noch schlimmer zu machen?
Besteht unser freier Wille darin, als Schnecken die Straße zu überqueren?

Ein freier Wille aber setzt sich am Ende auch wieder aus vielen Erlebnissen, Fremdbestimmung, Ängsten, Prägungen und dem Schicksal zusammen. Es kommt darauf an, wie man freier Wille und Schicksal interpretiert.
Aber wie kann man mit all seinen Erlebnissen und Einflüssen noch von einem freien Willen sprechen?

Unseren sogenannten freien Willen finde ich recht häufig verstrickt mit eher lieblosen Begierden.
Ist ein freier Wille mit Absicht immer noch frei?

Und überhaupt - in einer Gesellschaft, in der vieles erlaubt ist, muss man sich vieles verbieten, um frei bleiben zu können. ;-)

Ist einer, der sich beherrschen kann, frei in seinem Willen?

Ist das Schicksal ein Wille von außen und der freie Wille das Schicksal von innen?