Gibt es ein unregelmäßiges Metrum?

2 Antworten

Lieber Gutifragerno,

herzlichen Dank für die Antwort. Ich lese heraus: Wenn jemand vom „unregelmäßigen Metrum“ redet, dann benutzt er keinen Fachausdruck, sondern beschreibt nur eine Beobachtung, die er macht. Die Pole sind Fußmetrum einerseits und freie Rhythmen andererseits. Ich habe in der Zwischenzeit  noch weitergesucht und den Volksliedvers gefunden, wo nur die Hebungen festliegen, die Senkungen aber beliebig sein können, was man „Füllungsfreiheit“ nennt. Das wäre dann die Grauzone zwischen den Polen sozusagen, wo manche dann ihre „Unregelmäßigkeiten“ sehen.

Das mit der "Rhythmusstörung" ist interessant, schon weil du zwischen Metrum und Rhythmus trennst. Das Phänomen ist mir als "metrische Lizenz" bekannt und dient oft der (rhythmischen!) Hervorhebung der Stelle, weil hier inhaltlich tatsächlich was Besonderes läuft.

LG Robert

Die meisten Gedichte haben entweder überhaupt kein festes Metrum oder aber eben eins, das dann auch über das ganze Gedicht einheitlich beibehalten wird. Spannend wird es, wenn es etwas gibt, was ich immer Rhythmusstörungen nenne, wenn also an ganz bestimmten Stellen der feste Rhythmus unterbrochen wird. Dann ist es auf jeden Fall spannend zu schauen, ob es dafür eine Begründung gibt. Dann stimmt nämlich wieder die Regel: in einem guten Kunstwerk, also auch in einem Gedicht, passt der Inhalt zur künstlerischen Darstellung und umgekehrt. Ich schau mal, ob ich gleich hier noch ein Beispiel reinstellen kann.


gutifragerno  14.06.2024, 22:40

Ich habe die Seite wieder gefunden. Einfach auf der Seite nach „Stör“ suchen, ich habe da auf Anhieb so drei oder vier gefunden.

https://textaussage.de/themenseite-rhythmus-in-gedichten

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Wambo55 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 09:13
@gutifragerno

Danke für den Link, habe eben schon mal reingeschaut, braucht Zeit. Sieht vielversprechend aus.

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Wambo55 
Beitragsersteller
 16.06.2024, 11:02
@Wambo55

Hab deine Links durchgesehen. Vieles sehr hilfreich! Danke nochmal! Aber die Seite zu Mörikes "Das verlassene Mägdlein" hat mich dann doch schockiert, weil sie die Volkliedstrophen mit ihrer Füllungsfreiheit nicht kennen. Sie gehen alle Verse durch und kommen zu dem Schluss, dass in 7 Stück die betonten und die unbetonten Silben „unregelmäßig“ aufeinander folgen. Und dann: „Jetzt müsste man prüfen, ob der Wechsel des Rhythmus zwischen regelmäßig und unregelmäßig etwas mit dem Inhalt zu tun hat.“ Also das ist jetzt leider Kokolores. Der komplette Volksliedton des Gedichtes hat mit dem Inhalt zu tun. Also mit der unschuldig-naiven Persönlichkeit des Mädgleins.

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gutifragerno  16.06.2024, 12:42
@Wambo55

Danke für den Hinweis, ich finde solche Dinge überhaupt nicht schlimm, denn ich verkaufe keine Wahrheiten, sondern frei nach Immanuel Kant Erkenntnisse, die ich zu dem bestimmten Zeitpunkt hatte und die jeder kritisch prüfen sollte. Das haben Sie erfreulicherweise getan. Und von daher finde ich, dass hier ein schönes Gleichgewicht hergestellt worden ist. Danke noch mal(ich werde aber deshalb trotzdem kein Freund des Volksliedes, was zumindest höhere Jahrgangsstufen angeht. ;-)

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