Gewaltspirale in der Ehe umkehrbar?

15 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja, Menschen können sich ändern und bessern. Das ist keineswegs unmöglich. Allerdings muss auch der Wille dazu bestehen. Wer sich aus Angst vor Schmerz und Ungewissheit jeglicher Hilfe verweigert, wird äußerste Schwierigkeiten damit haben, seinen Zustand zu verbessern. 

Finde mal heraus, ob dein Partner dazu bereit wäre, eine Paartherapie zu machen. Es geht nicht allein darum, ihn von seiner Schuld zu überzeugen, sondern ihm eine Alternative zu einem sehr ungesunden und verstörenden Verhaltensmuster zu zeigen, unter dem er selber enorm leidet. Gleichzeitig kann man dir im Umgang mit solch extremen Situation behilflich sein. Euch beiden muss geholfen werden. 

Mir scheint, dass dein Partner ein enormes Problem mit Autoritäten hat. Er fühlt sich dir konsequent unterlegen. Wenn du eloquent eine Problematik beschreibst, weil du eben wortgewandter bist, versteht er das als Angriff auf seinen Stolz, da er weiß, dass er eine solche Auseinandersetzung nicht gewinnen kann. Er hat das Gefühl, dass du ihn bewusst gerade dort angreifst, wo er unbewaffnet ist. Das Duell ist für ihn stets ungerecht. Und das ist auf Dauer ungeheuer frustrierend für ihn. Er hat das Gefühl, dass du ständig auf ihn hinabblickst und seine Dummheit entlarven willst. Das empfindet er seinerseits als äußerst respektlos. Und da er sich dir gegenüber verbal nicht gewachsen fühlt, wehrt er sich auf eine Weise, die ihn auch mal triumphieren lässt. 

Natürlich ist es absolut nicht deine Absicht, ihn für blöd zu verkaufen. Du möchtest einfach nur ein Problem lösen. Du respektierst ihn ja auch. Aber deine Art der Problemlösung scheint bei ihm auf einen sehr empfindlichen Nerv zu treffen. Deshalb ist es vielleicht hilfreich, wenn du nicht einfach nur bloßes Mitleid für seine Probleme zeigst, sondern mit ihm zusammen analysierst, was ihn so belastet. Denn du scheinst in Konfliktsituationen einen Stereotyp zu verkörpern, auf den er extrem negativ reagiert. Vielleicht könnt ihr das gemeinsam benennen, so dass ihr eine Form der Kommunikation findet, die euch beiden gut tut. 

Trotzdem – pass auf dich auf! Jegliche Form der häuslichen Gewalt ist absolut unzulässig! Es ist egal, was ihn dazu treibt, handgreiflich zu werden. Er könnte dich ernsthaft verletzen! Du musst irgendwo ein Zeichen setzen und ihm zeigen, dass er – obwohl er stärker ist – mit Schlägen nicht weit kommt! Wenn er das nächste Mal zuschlägt, verlässt du die Wohnung und verständigst die Polizei! Du musst dich dem nicht alleine stellen! Er muss verstehen, dass das kein Spaß ist! Man schlägt nicht "halt einfach mal" auf seine Partnerin ein! Das ist verboten, verdammt!!! Es darf nicht so weit kommen, dass die Angst dich in die Unterwürfigkeit zwingt! Du bist ein freier Mensch und hast ein Recht auf ein Leben in Frieden und Sicherheit!!!!! 


LostOnYou 
Beitragsersteller
 15.02.2017, 14:38

Wow, vielen Dank für Deine Antwort! Ich sehe das auch so, irgendwas an meiner Art zu Kommunizieren bringt ihn immer auf die Palme. Ich bin mir nur nicht bewusst, was es ist. Metakommunikation funktioniert leider auch nicht, er hat schlicht kein Interesse, überhaupt mit mir zu sprechen. Es sei denn, ich lobe und bewundere ihn, dann ist er ganz Ohr. Gemeinsame Suche nach Lösungen sind nicht drin, er besteht darauf, dass die einzige Lösung wäre, dass ich meinen Mund komplett halte. Also muss ich nach Alternativen suchen... Ich wäre ja schon damit zufrieden, wenn jeder sein Leben lebt und man sich nicht die Köpfe einschlägt, von Liebe wage ich da längst nicht mehr zu träumen.

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LostOnYou 
Beitragsersteller
 15.02.2017, 14:45
@LostOnYou

Was ich vergessen hab zu schreiben: Wie waren bereits in Paartheraapie. Dort hat er aber nur geklagt, dass ich eben zu viel nörgle und sein Job ihn stresst - deshalb würde es nicht laufen. Also haben wir beide mal wieder die Aufgabe bekommen, für ihn nach Ausgleich, Perspektiven und Hobbies zu suchen. Ich tu seit Jahren nix anderes als mir zu überlegen, was ihm gut tun könnte. Leider hat bis jetzt nichts funktioniert, er ist trotz Auszeiten, Einzel-Urlauben usw. frustriert und für mich wird die Belastung an Verantwortung und Aufgaben durch sowas freilich immer größer, was mir auch nicht guttut. 

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Kunsttier  15.02.2017, 15:15
@LostOnYou

Oje…das klingt aber wirklich sehr frustrierend. Das tut mir sehr leid für dich! :( 

Mir scheint, dass dein Partner ebenfalls narzisstische Tendenzen hat. Besonders Menschen, die es in ihrer Kindheit sehr schwer hatten, entwickeln oft ein narzisstisches Verhalten als Reaktion auf eine enorme Ungerechtigkeit, die ihnen widerfahren ist – nach dem Motto "Das soll mir nie wieder passieren!". Und bekanntlich ist es ausgesprochen schwierig, gegen das Ego eines Narzissten anzukommen. Solche Menschen erweisen sich als gnadenlos uneinsichtig, unempathisch und teils rücksichts- oder respektlos. Gleichzeitig verschlingen sie Anerkennung, Lob und Komplimente ohne Ende. Außerdem sind Narzissten extrem gut darin, andere Menschen zu manipulieren. Deshalb erscheinen sie einem zunächst als äußerst interessante, mächtige und schillernde Persönlichkeiten – wie jemand, der große Ideen hat und Dinge anpackt. Dass vieles davon nur Fassade ist, stellt sich spätestens dann heraus, wenn ein Konflikt besteht und derjenige unverhofft in die Offensive geht anstatt sich um seinen Anteil der Lösung zu bemühen. Kommt dir das bekannt vor? 

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LostOnYou 
Beitragsersteller
 15.02.2017, 15:40
@Kunsttier

Darf ich Dich fragen, woher Du Dein unglaubliches Wissen zu diesen Themen beziehst? ich bin begeistert! :-)

Mein Mann ist ziemlich sicher narzisstisch gestört - das hat auch ein Psychotherapeut, zu dem ich ihn wegen damals täglicher Suiziddrohungen geschleppt hatte, vermutet (natürlich ist er daraufhin nie wieder hingegangen) . Von der Beschreibung her ist mein Mann ein Paradebeispiel einer narzisstisch gestörten Persönlichkeit, gerade die Anfangsphase der Beziehung war bei uns ja mehr als traumhaft - wie im Film. Wie ich heute weiß, ist gerade das charakteristisch für Narzissten und die großen Gefühle sind nicht echt sondern nur ein perfekt erlerntes Schauspiel. 

Ich hingegen bin genau der passende Gegenpol: Wenig Selbstwertgefühl, suche nach einem "starken" Mann - also Co-Narzisst bzw. wie mein Therapeut meint eher dependent.

Trotz allem oder gerade aufgrund dieser Verdachtadiagnose tu ich mir schwer, ihn so abzuschreiben, er ist ja dennoch ein Mensch wie jeder andere und hat sich die Narben auf seiner Seele nicht ausgesucht. 

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Kunsttier  15.02.2017, 16:06
@LostOnYou

Von einem erwachsenen Mann kann man durchaus erwarten, dass er sich selbstständig um die Lösung seiner Probleme bemüht! Dass das nicht einfach ist, steht außer Frage. Diesen Weg muss er auch nicht alleine gehen. Aber die Anfangsschritte muss er selbst einleiten. Zu erwarten, dass eine gute Fee das schon irgendwie regeln wird, wenn's mal Stress gibt, ist äußerst naiv und unreif! Die Menschen, mit denen er sich umgibt, haben keine Zeit, um sich um ein allzeit quängelndes und notorisch unzufriedenes Riesenbaby zu kümmern! Mir scheint, dass er das nicht verstanden hat.

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Wenn Du weißt, das der Schlußstrich das einzig sinnvolle ist, dann zieh Ihn.

Solche Umstände ändern sich nicht und lassen sich nicht umkehren. Geh bevor es noch schlimmer wird

Gewalt zerstört die Partnerschaft. Das ist bekannt. Wer geschlagen wurde, vergisst es nicht mehr.

Meines Erachtens ist die Trennung die einzige Möglichkeit. Ursachen und Schuldzuweisungen sind belanglos und überflüssig.


Also eine schwere kindheit heute an seiner Partnerin aus zulassen geht gar nicht.

In einer beziehung gehören immer zwie dazu wenn dein mann sich nicht verändern will also mal zusammmen nen gutetn ratgeber lesen oder einen terapeuten auf such  dann wird das schwer weil er muss es ja ersteinmal wollen.

Sollte es gar gefährlich für dich sein also sehr bedrolich dann hätte ich nur den rat das du erstmal ausziehst vielleicht kommt er ja zu besinnung und er verändert sich bleib die gewalt würde ich anzeige erstatten auch wenns der eigene mann ist


LostOnYou 
Beitragsersteller
 15.02.2017, 13:04

Danke für die liebe Antwort!

Er ist gar nicht einsichtig, sagt viel mehr, ich provoziere ihn durch mein Gerede und Genörgel. Ich diskutiere auch gut und viel, mein Mann ist depressiv, ich habe die Verantwortung für alles übernehmen müssen und wir haben ein gemeinsames Kind. Er fühlt sich also oft in der Position eines Kindes, obwohl das nicht meine Intention ist, ich muss aber ja das Organisatorische übernehmen weil er so rein gar nichts mehr macht. Er versucht dann, seine Machtposition durch diese Ausbrüche wiederherzustellen. Sehr verzwickt alles...

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DasWeiseKind  15.02.2017, 13:49
@LostOnYou

Nichts für ungut, aber wenn der garnichts mehr macht, dann schmeiß den raus. Da ist doch das Hauptproblem, ein Mann der nichts tut, also nichts schafft oder erreicht, hat kein männliches Ego mehr. Dadurch wird der nur immer noch dünnhäutig und das ganze endet dann für dich frühestens im Krankenhaus. Da du auch noch ein Kind mit ihm hast, würde ich an deiner Stelle sofort mit dem Sprössling abhauen, oder willst du solange abwarten, bis das Kind auch noch mit involviert ist?

Ich sehe da garkeine Chance, dass daraus jemals wieder eine funktionierende Beziehung wird, aber wenn man es dennoch versuchen will, dann muss der Herr sein Leben endlich mal wieder alleine führen. Und das ist ja nur der allererste Schritt.

Um ehrlich zu sein, würde ich mir da überhaupt keine Gedanken drum machen. Du bist Mutter, also kümmer dich um das was wichtig ist: dein Kind und auch um dich, denn du musst funktionieren.

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Hallo LostOnYou,

“dass ein Schlussstrich das einzig sinnvolle ist, ist mir auch klar.“

Du hast dir doch deine Antwort selbst gegeben.

Und deine Idee, dass häusliche Gewalt sich rückläufig verhalten kann ist absoluter Blödsinn. Er weiß doch nun schon, dass es keine Konsequenzen gibt.

Aber was mich am allermeisten nervt, ist: “hatte zudem eine schwere Kindheit“.

Dieser Satz ist keine Ausrede für egal welche verzapfte Sch**** überhaupt.

Du stellst hier diese Frage nur, weil du selbst schon längst erkannt hast, dass ein Schlussstrich her muss und du.aus sentimentalen Gründen hoffst, dass dich hier noch jemand vom Gegenteil überzeugt. Zeit für dich nicht nur nach außen eine starke Frau zu sein.

Liebe Grüße


LostOnYou 
Beitragsersteller
 15.02.2017, 13:33

Ich kann Dir nur zustimmen. Für mich subjektiv betrachtet fließt die Ausrede mit der Kindheit dennoch mit ein - ich mag ihn ja als Menschen, kenne ihn schon sehr lange. Ich bin zudem leider genau der dependente Gegenpol, den es braucht, um sowas überhaupt passieren zu lassen. Es ist wider aller Vernunft nicht so easy, die Hardlinerin zu spielen, da ist so viel Ambivalenz in meinen Gefühlen, ich habe es quasi mit zwei komplett unterschiedlichen Menschen in einer Person zu tun. 

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