Geschichte der Gleichung in der Mathematik?

2 Antworten

Der Wikipediaeintrag Gleichheitszeichen nennt 1557 als Geburtsjahr der modernen Schreibweise einer Gleichung. Bis dahin beschrieb man sie immer mit Worten. Viëta schrieb in seiner Opera Mathematica z.B. (auf Seite 85):

Si A quad. + B in A aequetur Z quad. [...]

(Auf deutsch: Wenn A² + B*A = Z² [...])

Das kann man durchaus schon als Gleichung bezeichnen, zumal die Operatoren „quad.“, „in“ und „aequetur“ konsequent verwendet wurden. Seine Unterscheidung zwischen „aequetur“ (Konjunktiv Präsens) und „aequabitur“ (Indikativ Futur) deutet aber darauf hin, dass er die abstrakte Idee der „Gleichung“ dahinter nicht erkannt hat.

Selbst die Symbole + und – waren zu seiner Zeit innovativ. Bei Adam Riese ist davon 1518 noch nichts zu sehen. Und vor Fibonaccis „Liber Abbaci“ (um 1200) waren in Europa nicht einmal arabische Ziffern üblich.

Klar kennt jedes Kind die Jahrtausende alte Gleichung a²+b²=c², aber das wurde lange Zeit als reine Zahlenmystik formuliert. Von Gleichungen wusste damals keiner etwas.

Mir ist nicht ganz klar, ob man schon von Gleichungen reden darf,

  • wenn Fibonacci oder Viëta nur zeigen, wie man einige spezielle lösen kann,
  • oder erst dann, wenn sie als eigenständige mathematische Objekte behandelt werden, die man umformen oder auch addieren kann.

Letzteres dürfte wohl erst Hundert Jahre nach der Erfindung des Gleichheitszeichens passiert sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Algebra

Keine Ahnung wo du gesucht hast, aber hier dürfte ein Anknüpfungspunkt sein.


ralphdieter  15.02.2021, 20:09

„Anknüpfungspunkt“ ist gut: Ich war so naiv und habe draufgeklickt. Das hat mir eine mehrstündige Odyssee durch die Geschichte der Mathematik eingebracht :-/

Wenigstens konnte ich mich danach dazu aufraffen, meine Erkenntnisse in eine Antwort zu packen.

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