Gefühl vor einer vollnarkose?
Hallo
Ich wollte mal fragen ob es normal ist bevor man in eine Vollnarkose kommt und man das Narkosemittel in den Arm gespritzt kommt, man das Gefühl hat, dass sich alles dreht? Liebe Grüße und danke für Antworten
7 Antworten
Könntest ja einfach den Arzt fragen. Der kann Dir sage, wie oft das vorkommt.
Aber... so wie es Leute gibt, die selbst von alkoholfreien Bier betrunken werden, so gibt es sicherlich auch Leute, bei denen die Narkose schon vor der Verabreichung des Mittels einsetzt.
Übrigens.... man hat mal Blindtests mit alkoholfreien Bier gemacht. Ist gar nicht mal so selten, dass die Leute den Unterschied nicht merken und darauf wie auf normales Bier reagieren.
Bei mir war das auch, aber auch danach, also normal.
Ja das ist normal, ich habe das auch immer gehabt. Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich manche bekommen einen kurzen Schwindel und manche nicht.
Also Narkose ist nicht Narkose. Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die für die Herbeiführung einer Vollnarkose verwendet werden können und es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen, diese zu verabreichen. Und es gibt unterschiedliche Patienten, die unterschiedlich empfinden und unterschiedlich reagieren.
Ein Schwindelgefühl wie von dir beschrieben passt durchaus zu den Empfindungen bei der Einleitung der Vollnarkose. Es kann auch bereits durch die Prämedikation, also die Beruhigungstablette vorher, durch die Injektion eines Opioids, also die vorangehende Verabreichung des Schmerzmittels oder durch die Injektion des Hypnotikums, des Medikamentes also, das gemeinhin unter Narkose verstanden wird, zustandekommen.
Das kann durch das Hypnotikum verursacht werden, also das Schlafmittel.
Auch selber schon erlebt?
Ja, hab ich selber schon erlebt. Also müde und Augen schwer. Ein Schwindelgefühl hatte ich nicht.
Erzähl mal ein bisschen mehr von deiner Narkose. Dann kann ich auch noch mehr dazu sagen, wenn es dich interessiert
Als erstes wurde mir eine Maske vors Gesicht gehalten und ich sollte normal weiter atmen. Nach 1 - 2 Minuten hat mir die Narkoseärztin die Maske dann fest auf mein Gesicht gedrückt und gemeint ich solle 5 x tief einatmen. Als erstes habe ich gemerkt wie ich ruhiger werde. Ich hatte einen ganz scharfen Geschmack/Geruch in der Maske. Dann wurden meine Augen schwer. Hab noch kurz versucht sie offen zu halten und vor dem fünften Atemzug war ich weg
Hört sich an, wie wenn diese Narkose mit einem volatilen Narkosemittel über die Maske eingeleitet wurde und nicht wie vermutet mit einer Injektion. Wie lange ist das denn her und wie alt warst du damals?
Inhalationseinleitung wird nämlich gerne bei Kindern gemacht.
Oh, tatsächlich eine Einleitung über Maske bei Erwachsenen. So was hört man selten, normalerweise wird mit Spritze eingeleitet. Hast du eine Nadelphobie oder war das nur eine ganz kurze OP?
Zum Narkosemittel. Es gibt zwei gebräuchliche Mittel zum einatmen, die einen ganz scharfen Geruch haben: Isofluran und Desfluran. Wobei eines noch etwas schärfer riecht als das andere und die Atemwege reizt.
Fiel dir das tief einatmen leicht oder musstest du sogar husten? Vielleicht kannst du den Geruch noch näher beschreiben, dann kommen wir der Sache näher.
Arbeitest du in der Anästhesie weil du dich so gut auskennst?
Nadelphobie habe ich keine. Ich hatte einen Zugang am Arm mit einer Infusion dran. Die OP hat etwa 40 Minuten gedauert. Die Maske so fest über Mund und Nase fand ich unangenehm aber das Atmen mit der Maske ging ganz leicht.
Wollte eigentlich noch genauere Eindrücke von dem Gas haben, damit ich es eventuell noch einordnen und sagen kann, welches der beiden Gase es nun war. Mit was würdest du den Geruch vergleichen, wenn dir das möglich ist.
Die Maske mussten sie fest aufdrücken, damit es einigermaßen dicht ist. Weil die wollen nicht, dass allzuviel von dem Narkosegas in die Raumluft entweicht. Sonst würde das dort arbeitende Personal damit belastet. Das ist z.B. ein Grund, warum sie ungern mit der Maske einleiten.
Aber bewertest du die Erfahrung als Ganzes?
Danke für das Kompliment, aber ich arbeite nicht in der Anästhesie. Aber ich hab mir einiges angelesen und aus dem Bekanntenkreis gehört. Find das eigentlich ein interessantes Thema.
Das ging so Richtung Zwiebel oder Knoblauch.
Die Narkose war nicht schlimm. Das Einschlafen habe ich als sehr angenehm empfunden. Das ging ja auch ganz schnell. Beim dritten Atemzug habe ich gemerkt wie ich müde werde und nach dem vierten war ich weg.
Kannst dich aber noch gut erinnern. Was hast du sonst noch wahrgenommen um dich oder an dir, als die Narkose zu wirken begonnen hat?
Das könnte jetzt Isofluran gewesen sein. Wird dir aber kaum was sagen, darum erkläre ich einfach mal die Wirkung von diesen Inhalationsanästhetika. Mach ich aber häppchenweise, damit es nicht zuviel wird. Also diese Narkosemittel atmest du vor und während der OP ein, und wenn die OP vorbei ist, darfst du sie wieder ausatmen und dabei wachst du wieder auf. So einfach.
So ein Narkosegerät ist ein Kreisatemsystem. vgl: https://www.gesundheit.de/sites/default/files/images/roche/pics/a21011.000-1_big.gif D.h. du atmest die Luft, die du ausgeatmet hast, später wieder ein. Das Kohlendioxid wird durch Absorber herausgefiltert, so dass das möglich ist. Durch den Frischgaszustrom wird das dann durch frischen Sauerstoff ersetzt.
Wenn die Anästhesistin das Narkosegas aufdreht, wird es dem Frischgasstrom zugesetzt. Du kriegst aber nicht gleich die volle Dröhnung ab dabei. Weil erstens füllt sich das Kreissystem nur allmählich mit dem Narkosemittel, zweitens wird das eingeatmete Gasgemisch in deinen Lungen verdünnt, weil du immer etwas Restluft darin zurückbehältst. Generell hat das Narkosemittel die Tendenz, sich in deinem Körper gleichmäßig zu verteilen, wenn es mal drin ist in deinen Lungenbläschen, die auf Fachchinesisch Alveolen heißen. Also tritt ein Teil davon ins Blut über und wird im Körper verteilt. Und weil das Gehirn gut durchblutet ist, kriegt es gleich einen Teil davon ab.
Nach dem ersten Atemzug kommt also von dem eingatmeten Narkosemittel nur ein Bruchteil im Gehirn an. Erst durch das Weiteratmen erreicht immer mehr des Betäubungsmittels den Wirkort Gehirn. Der Anstieg ist kontinuierlich, wird aber von Atemzug zu Atemzug geringer und mit der Zeit gleicht sich die Konzentration im Gehirn und im übrigen Körper der verabreichten Konzentration an.
Den Weg vom müde werden, einschlafen bis hin zur eigentlichen Narkose beschreibe ich das nächste Mal.
Wenn die OP fertig ist und du wieder aufwachen sollst, wird das Narkosegas abgedreht und nur noch Sauerstoff kommt in die Alveolen-Lungenbläschen. Dadurch sinkt dort die Konzentration und das Narkosemittel tritt vom Blut zurück in die Lunge und auf seinem Kreislauf sammelt das Blut das Mittel aus dem ganzen Körper und dem Gehirn wieder ein, um es zur Lunge zum Ausatmen zu bringen.
Das ist das Prinzip der inhalativen Anästhesie.
War das eigentlich deine erste Narkose damals und welche Haltung hast du demgegenüber gehabt?
Als Kind hatte ich schon mal eine Narkose. Daran kann ich mich aber nicht mehr erinnern. Im OP war ich schrecklich aufgeregt und meine Beine haben gezittert. Deshalb empfand ich es sehr angenehm als ich dann gemerkt habe wie ich ruhiger werde. Ich habe mich aufs Atmen konzentriert und habe dann nur noch wahrgenommen wie ich immer müder werde und ich meine Augen nicht mehr aufhalten kann.
Nach den Grundprinzipien der inhalativen Anästhesie gehe ich heute konkret auf verschiedene Anästhetika ein. Ihre Eigenschaften zur Unterscheidung:
1. Geruch - das mag nebensächlich erscheinen, aber ab bestimmten Konzentrationen können manche oder viele Patienten das nicht mehr atmen, weil es zu scharf oder zu stechend riecht. Aber dir hat das nichts ausgemacht, soweit ich dich verstehe.
2. Wirkstärke: Patienten sind unterschiedlich und reagieren unterschiedlich auf die Medikamente. Daher wird eine Art Mittelwert (Median) der Schmerz-unterdrückung verwendet. Das ist der MAC-Wert und das steht für "Minimal Alveolar Concentration". Das ist die Mindestkonzentration in den Lungenbläschen, bei der die Hälfte der Patienten nicht mehr auf einen Schmerzreiz reagiert. Also je niedriger dieser Wert, umso stärker ist das Mittel.
3. Wirkgeschwindigkeit: Beschreibt, wie schnell die Wirkung nach dem Einatmen eintritt. Hängt ab von der Blutlöslichkeit des Anästhetikums und wird als Blut/Gas-Verteilungskoeffizient angegeben. Je niedriger der Wert, um so schneller wirkt es.
4.Metabolisierungsrate: DAs ist der Anteil des Narkosegases, der nicht wieder ausgeatmet wird, sondern der von der Leber zersetzt wird. Das findet zu einem geringen Teil auch statt.
5. Modernität: Wie neu oder wie weit entwickelt ist das Narkosemittel.
6. und auch Preis
Derzeit sind drei volatile Narkosemittel im Gebrauch, die bereits erwähnten Isofluran und Desfluran sowie das Sevofluran. Desfluran und Sevofluran werden seit Mitte der 90er Jahre vewendet, Isofluran seit Mitte der 80er Jahre. Ohne den Preis im einzelnen zu kennen, sind Sevofluran und Desfluran die teueren Medikamente.
Von der Wirkstärke her hat Desfluran einen MAC von 7, Sevofluran einen MAC von 2,3 und Isofluran 1,2. Isofluran ist das stärkste von den Medikamenten.Von der Wirkgeschwindigkeit her hat Isofluran einen Blut-Gas Koeffizienten von 1,4, Sevofluran hat einen Wert von 0,7 und Desfluran hat einen Wert von 0,4. Die Narkosemittel Desfluran und Isofluran haben einen scharfen, im Falle von Desfluran sogar stechenden Geruch und können die Atemwege reizen. Deshalb können sie für eine Narkoseeinleitung nicht weit aufgedreht werden.
Sevofluran dagegen hat einen eher milden Geruch, er geht in Richtung Lösungsmittel Klebstoff oder Lack. Es kann daher weiter aufgedreht werden. Da es auch einen niedrigen Blut/Gas-Koeffizienten hat, ist es das ideale Narkosemittel für eine Einleitung über die Maske.
Aber wie gesagt: Du hattest ja auch so keine Probleme damit. Wie war eigentlich das Aufwachen aus dieser Narkose dann? Hattest du hinterher irgendwelche Beschwerden?
Das nächste Mal schauen wir uns dann Isofluran im Wirkverlauf näher an.
Wach geworden bin ich als ich wieder in mein Bett gelegt worden bin. Meine Augen waren immer noch schwer und ich bin immer wieder eingeschlummert. Es hat etwa eine halbe Stunde gedauert bis ich wieder voll da war.
Gleich nach dem Aufwachen hatte ich starke Schmerzen. Zum Glück habe ich da gleich was dagegen bekommen.
Wie soll das denn gehen, dass sich v o r der Narkose schon alles dreht?
Die Narkose wirkt nur sehr schnell, manchmal spürt man nicht mal, dass der Arzt das Narkosemittel schon gespritzt hat und dann bist du auf einmal weg.
Welches Medikament ist dafür verantwortlich, dass man müde wird und die Augen schwer werden?