Gedichte schreiben, Reimwörter?

3 Antworten

Wenn du (d)ein Handy brauchst, um nachzuschauen, welche Wörter sich reimen, dann kannst du dein Vorhaben gerade vergessen. Deine eigene Fantasie ist gefragt. Fang doch einfach mal damit an, alle möglichen Wörter aufzuschreiben, die sich reimen. Denk dabei noch gar nicht an ein Gedicht! Einfach so:

  • springen, schwingen, singen, klingen, bringen, gelingen
  • gebracht, gemacht, gelacht, Verdacht, Betracht, der Schacht, die Macht
  • Verein, wie fein, soll sein, gemein, allein, zum Schein, du Schwein, Latein
  • will schlafen, im Hafen, mit Affen, bestrafen, wir trafen
  • Berlin, auch Wien, Kamin, dahin, Gewinn

Du kannst aus solchem Sammelsurium auch Unsinnssätze machen, um ein Gefühl für den Rhythmus zu kriegen.

  • Das Sammelsurium,
  • das bringt mich um.
  • Was hab ich bloß gemacht?
  • Sogar die Affen ha'm gelacht.
  • Sie sprangen und schwangen
  • sich flink von Baum zu Baum.
  • Oh nein, das war kein Traum.

So, jetzt habe ich den Faden verloren. Das ist natürlich alles Blödsinn, aber es könnte dir helfen, ein Gefühl für Reime zu kriegen und "dich freizuschwimmen".

Ich hatte z. B. in der vorletzten Zeile zuerst "sich von Baum zu Baum". Dann habe ich gemerkt, dass das irgendwie holprig war. Da fehlte einfach eine Silbe. Was tun? Ich las die Zeile davor noch einmal und fügte dann "flink" ein, das fand ich für Affen besser als "schnell". Nun war das Ganze geschmeidiger, nicht mehr ganz so holprig.

  • Ich sitze am Kamin,
  • nicht in Berlin,
  • auch nicht in Wien,
  • und träum so vor mich hin.
  • Wie wär' das schön,
  • in Wien zu sein!
  • Doch nein, ich armes Schwein
  • hab' gar kein Geld.
  • Wozu also die Träumerei'n?

So, nun versuch du es bitte auch mal. Und nicht gleich aufgeben!

Wenn sich nichts auf dein Ausgangswort reimt, formuliere den ersten Teil um.

Du kannst Sätze umstellen, nach anderen Ausdrücken suchen oder sogar inhaltliche Veränderungen vornehmen - dein Gedicht muss nicht nach Schema F "wachsen"!

Experimentiere, fange Abschnitte an und lasse sie offen, beeende Dinge, zu denen dir der Anfang fehlt, schreibe einzele Sätze und Formulierungen, lass alles für ein paar Stunden, Tage oder Wochen stehen und fange wieder ganz von vorne an oder mache weiter, wo du aufgehört hast.

Was Du nicht gehört bzw. gelesen und Dir gemerkt hat, findest Du auch nicht in Deinem Hendi.

Aprachliche Gewandtheit erreicht man durch Lesen.