Gedicht naturmagisch oder Trümmerlyrik, ,,Winterliche Miniatur" (Günter Eich), Interpretation?
Übers Dezembergrün der Hügel - eine Pappel sich streckt wie ein Monument. - Krähen schreiben mit trägem Flügel - eine Schrift in den Himmel, die keiner kennt - In der feuchten Luft gibt es Laute und Zeichen: - Die Hochspannung klirrt wie Grillengezirp, - die Pilze am Waldrand zu Gallert erbleichen, - ein Drosselnest im Strauchwerk verdirbt, - der Acker liegt in geschwungenen Zeilen, - das Eis auf den Pfützen zeigt blitzend den Riß. - Wolken, schwanger von Schnee, verweilen - überm Alphabete der Bitternis
Es handelt sich um ein Gedicht der Nachkriegslyrik von Günter Eich. Von der Form her würde ich es auf jeden Fall als naturmagisch einordnen, allerdings kann ich den Inhalt überhaupt nicht erschließen und der wirkt für mich eher trümmerlyrisch. Wie interpretiert ihr das Gedicht und wo würdet ihr es einordnen?
2 Antworten
Wenn du genau hinschaust, siehst du, dass es sich um eine Natur handelt, die aus den Fugen geraten ist. Beispiele:
- Dezembergrün (keine Schneelandschaft)
- eine Schrift, die keiner kennt (der Mensch versteht nichts mehr)
- Pilze, die zu Gallert werden (Vergänglichkeit)
- ein Drosselnest, das verdirbt (Unfruchtbarkeit)
Sicher findest du noch mehr Belege.
Wahrscheinlich erwartet irgendein Lehrer von dir, dass du es einordnen musst. Ich bin glücklicherweise nicht mehr in der Schule und darf Gedichte als das nehmen, was sie sind: einzigartige Kunstwerke, die in keiner Schublade versauern sollten. Ich kann dir also nicht weiterhelfen. Tut mir leid.
Ich würde es nirgends "einordnen". Ein solches Unterfangen hätte Günter Eich sicher als nicht sinnvoll empfunden.
Was die Interpretation betrifft, empfehle ich dir die Antwort von Schuhu.
Ein Tipp: Denk mal über das "Alphabet der Bitternis" nach.
Ein Gedicht ist nicht ETWAS, ein Gedicht IST.
Gruß, earnest
Stimmt! Also Trümmerlyrik? Das würde ja nicht zu naturmagisch passen. Vielen Dank