Fußball Videobeweis: Schiedsrichter mittlerweile überflüssig?

3 Antworten

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Das Ganze ist immer wieder diskussionsbedürftig.

Der VAR wurde auch deswegen eingeführt, weil es bereits gegen Schiedsrichter Morddrohungen wegen Entscheidungen auf dem Feld gegeben hat. Als das kam, wollte der Fußball reagieren und brachte den Assistenten, damit auch knifflige Entscheidungen besser gesehen werden können, sowie auch Situationen gesehen werden können, die der Schiri nicht unbedingt sieht.

Problematisch beim VAR ist allerdings so einiges: wegen einigen Situationen, die dem VAR auffallen, muss das Spiel minutenlang unterbrochen werden. Oder wenn ein Tor fällt, kann man inzwischen nicht mehr "TOOOR" brüllen, wie früher, sondern kann nur noch leise sagen: "Tor" und muss darauf vorbereitet sein, dass das Tor ggf. wieder aberkannt wird.

Die Sache, die aber auch hinzukommt, ist, dass entweder die Fans sagen: "na ein Pfiff hätte doch auch gereicht. Warum schaltet sich der VAR ein?", oder sie sagen: "Warum hat der Schiri da nicht auf den Monitor geschaut? Der VAR hätte sich doch einschalten müssen."

Bedeutet: der VAR scheint gut und schlecht zu sein.

Er hat aber auch vieles wiederum vereinfacht. Dies heißt nicht, dass der Schiri durch den VAR immer richtig entscheidet, denn alle von denen sind ja nur Menschen, aber die Fehlentscheidungen sind dennoch deutlich zurückgegangen durch den VAR.

Was inzwischen eingeführt werden soll, ist noch eine Unterstützung, um zu kontrollieren, ob jemand im Abseits wirklich war oder nicht. Statt nur der kalibrierten Linie soll es noch etwas zusätzliches geben. Dies zeigt dann genauer an: ja abseits oder nicht.

Und eine Sache bleibt immer bestehen und wird niemals geändert werden: der Schiedsrichter, der auf dem Platz steht, entscheidet. Der VAR ist und bleibt nur ein Helfer. Er kann den Schiri an den Monitor holen, damit dieser sich eine Situation nochmal anschauen kann, aber er kann den Schiri auch nicht daran hindern, trotzdem falsch zu entscheiden.

So hatte Schiedsrichter Jöllenbeck z.B. im Spiel St. Pauli gegen Bremen in der Saison 2021/22 falsch entschieden, als der Bremer den Ball mit der Hand durch die Beine des Paulianers an seinen Mitspieler weitergab: Jöllenbeck gab das anschließende Tor trotzdem.


Matthais111223 
Beitragsersteller
 26.09.2022, 22:38

Danke für die ausführliche Antwort.

Matthais111223 
Beitragsersteller
 26.09.2022, 22:43
@rallerapper799

Das mit den Morddrohungen ist harter Tobak und absolut unsportlich, unmenschlich und was auch immer. Um sich vor bösen Gegenstimmen zu schützen müsste zum Schutz nicht immer der Beweis zählen? Wenn der Schiedsrichter das letzte Wort hat und sich den Beweis nicht anschauen will weil er der Meinung ist er hat richtig entschieden, was er dann im schlechten Fall nicht hat, gäbe es ja das alte Problem.

Matthais111223 
Beitragsersteller
 26.09.2022, 22:57
@rallerapper799

Das denke ich auch. Jetzt ist es ja so, dass man sagen kann: "warum hat er sich das nicht angeschaut, er hat falsch entschieden". Damals hatte der Schiedsrichter in jedem Fall das letzte Wort und fertig, was ich auch besser fand. Gehörte irgendwo zum Spiel meiner Meinung nach. Auch wenn es Mal zum Nachteil der eigenen (Lieblings-)mannschaft war.

Der Videobeweis hat sich für meine Begriffe nicht bewährt - der macht vor allem Sinn bei Dingen wie Rijkard - Völler oder Zidane, also Dingen, die unbedingt geahndet werden müssen, die aber weder Schiedsrichter noch seine Assistenten gesehen haben.

Ob der Viedobeweis beim "Zehennagel"-Abseits Sinn macht, darüber kann man trefflich streiten, manchmal erscheint das aber objektiver als es ist, weil es durchaus auf eine Hundertstelsekunde ankommen kann, die Bilder aber gar nicht genau genug sind, ob der Ball des abgebenden Spielers in diesem Moment den Fuß schon berührt.

Bei anderen Dingen könnte der Videobeweis Sinn machen, wenn es denn endlich eine einheitlich gehandhabte Anwendung gäbe, irgendwie bekommt man das aber nicht hin - und manches ist eben in Realgeschwindigkeit anders als in der Zeitlupe, da kann der Videobeweis auch verfälschen.

Überflüssig wird der Schiedsrichter auf keinen Fall werden, die große Masse an Entscheidungen kommt ja ohne Videobeweis aus, sonst bekämen wir am Ende Zustände wie beim Football, wo das Spiel ja mehr ruht als läuft.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Und die Person hinterm Monitor ist dann etwa kein Schiedsrichter?

Und d.h. man hat im Amateurbereich einen onField-Schiedsrichter aber im Profibereich hingegen fällt der Weg?

Wer zeigt dann Karten? Wer kontrolliert die Ausrüstung von SpielerInnen? Was passiert beim Ausfall der Verbindung?

Klingt nach einer sehr schlechten Idee

Woher ich das weiß:Hobby – seit ca. 10 Jahren als Schiedsrichter in Wien aktiv

Matthais111223 
Beitragsersteller
 26.09.2022, 22:19

Der Schiedsrichter ist dann nicht auf dem Platz nur Linienrichter würde man nicht brauchen, man hat die Kameras. Die Anzeige der Entscheidung bzw. Karten über Bild und Ton wäre ja technisch kein Problem.

Frage ist rein hypothetisch ich finde Schiedsrichter alleine besser als die Kombination Videobeweis und Schiedsrichter.

Matthais111223 
Beitragsersteller
 26.09.2022, 22:33
@TheFamousSpy

Dann gäbe es dieses "ich schau mir den Beweis an" oder "ich schau mir den Beweis nicht an" nicht mehr. Es gibt ja immernoch Fehlentscheidungen, was passieren kann und das verurteile ich nicht. Aber als Spieler würde ich mich wahrscheinlich benachteiligt fühlen wenn der Schiedsrichter sich in einem Fall auf den Beweis stützt und im anderen Fall einfach weiterlaufen lässt oder einfach das letzte Wort behält. Obwohl der Spieler der Meinung ist es war falsch, worin er sich natürlich ebenfalls irren kann.

TheFamousSpy  26.09.2022, 22:40
@Matthais111223

Der SR entscheidet aber nicht wo er sich den Videobeweis ansieht oder nicht. Das ergibt ja auch keinen Sinn, das man das selbst entscheidet, man geht ja grundsätzlich davon aus, dass man die richtige Entscheidung getroffen hat. Alles andere würde ja das Spiel extrem verzögern

Matthais111223 
Beitragsersteller
 26.09.2022, 22:49
@TheFamousSpy

Aber wer entscheidet ob er sich den Beweis anschaut oder nicht? Gibt es da noch jemanden der sich das vorher anschaut und dem Schiedsrichter sagt: "schau dir das doch nochmal an" oder wie läuft sowas dann im Falle?

Das der Schiedsrichter davon ausgeht die richtige Entscheidung getroffen zu haben, weil er es gesehen haben will, ist ja auch rein subjektiv.

TheFamousSpy  27.09.2022, 08:29
@Matthais111223

Der VAR ist dafür zuständig. Der sagt dem SR, dass die Szene X möglicherweise falsch ist.

Der SR kann es sich dann ansehen oder den Worten des VARs glauben schenken.

Meistens ist es dann so, dass bei Dingen die objektiv eindeutig zu beurteilen sind (Abseits, Foul innerhalb/außerhalb Strafraum) der SR dem VAR bei der Entscheidung folgt ohne es sich selbst anzusehen. Bei allen anderen Dingen schaut es sich der SR dann selbst nochmal an.

Matthais111223 
Beitragsersteller
 27.09.2022, 17:22
@TheFamousSpy

Ah okay, danke das wusste ich nicht. Ich hab ehrlicherweise gedacht das liegt nur beim Schiedsrichter und wenn laut genug geschimpft wird, ist er "gezwungen" es sich anzuschauen auch wenn er von vornherein anderer Meinung ist.