Freischütz, warum deutsche Nationaloper?

3 Antworten

Vielleicht hilft das auf die Sprünge:

Der Freischütz wurde am 18. Juni 1821 im Königlichen Schauspielhaus Berlin mit triumphalem Erfolg uraufgeführt.

Von Webers Oper wurde in der Musikkritik schon zu Webers Lebzeiten und auch danach als die „erste deutsche Nationaloper“ bezeichnet. So schrieb die Allgemeine Musikalische Zeitung im April 1843:

„Kind’s und Weber’s Freischütz ist aber auch eine echt deutsche Oper. Ja, man kann in gewisser Hinsicht sagen, sie hat in sich selbst die erste in jeder Beziehung rein deutsche Nationaloper hingestellt. Die älteren Erscheinungen im Gebiete der deutschen Oper (natürlich ist hier nur von den bedeutenden die Rede) hatten fast alle irgendetwas Fremdartiges, Nichtdeutsches an sich, sei es in der Musik oder in den Büchern.“

– Rezension 1843[5]

Heinrich Heine fügt in seinen Reisebildern ironische Bemerkungen über die Bekanntheit des Frauenchors Wir winden dir den Jungfernkranz ein:

„Haben Sie noch nicht Maria von Weber’s „Freischütz“ gehört? Nein? Unglücklicher Mann! Aber haben Sie nicht wenigstens aus dieser Oper „das Lied der Brautjungfern“ oder „den Jungfernkranz“ gehört? Nein? Glücklicher Mann!“

– Heinrich Heine[6]

Der Komponist Hector Berlioz hat im Auftrag der Pariser Grand opéra eine Rezitativ-Fassung des Freischütz in französischer Sprache geschaffen, um die gesprochenen Dialoge zu ersetzen (1841). Sie wurde von Richard Wagner scharf kritisiert. (Quelle Wikipedia)

"Der Freischütz" ist ursprünglich eine Deutsche Volkssage, die sich im 1810 erschienenen 1. Band des "Gespensterbuches" von August Apel und Friedrich August Schulze fand - dies ist eine Geister- und Gespenstergeschichten-Sammlung, die von Weber (der Komponist des Freischütz) auf Stift Neuburg zufällig entdeckte.

Die Volksage "Der Freischütz" enthält typisch deutsche Merkmale, wie z.B. Deutsches Brauchtum (ländliche Hochzeitsrituale, Schützenfeste) sowie einen Aberglauben und eine Teufelsfurcht, wie sie noch bis zum Ende der Hexenverfolgungen in Mittel- und Süddeutschland verbreitet war.

Die Musik, die dann auch einige Deutsche Volkslieder mit unterbrachte, tat ihr Übriges zu einer sehr "Deutschen" Oper, die gerade wegen dieser Dinge sowie auch dem Nachempfinden deutscher Ur-Landschaft absolut beliebt wurde.

Wie auch @DrunkenHolger bereits schreibt, hatten sich die Opern bis dahin überwiegend an Italien und Frankreich orientiert und wurden auch in diesen Sprachen gesungen.

Der Freischütz wurde 1979 auch als niederdeutsche (plattdeutsche) Opernparodie unter dem Namen "De Bruutschuß" in Hamburg aufgeführt. Die Bremer übernahmen dann den "Bruutschuss" später und inszenierten ihn neu, eine zauberhafte, mit sehr deutschem Humor gespickte, comedian-artige Klamotte mit einem noch zauberhafteren Orchester, das in die Bühnenaktivitäten sehr kreativ mit einbezogen wurde... da war ich - ganz jung noch - mit dabei u. machte meine ersten Erfahrungen am Theater - ein toller Einstieg mit toller Cast und wunderbarem Ensemble.

Auch diese auf pattdeutsch gespielte und gesungene Persiflage des Freischütz im Bremer Ernst Waldau Theater war, wie bereits in Hamburg erlebt, ein großer Erfolg aufgrund der vielen sehr deutschen Anklänge in Musik, Bühnenbild und Inhalten. Die Inszenierung des Ernst Waldau-Theaters wurde daher direkt danach noch für eine weitere Spielzeit vom Bremer Opernhaus am Goetheplatz übernommen, was uns sehr freute. Es gab damals viel absolut positives Feedback vom Publikum für den Freischütz, es wurde daraufhin noch ein Hörspiel und ein Musical produziert, da das Thema so großen Anklang fand.

Hey, es könnte daran liegen, dass die Kunstform Oper von der italienischen und französischen Oper dominiert wurde. Die meisten Komponisten versuchten diese nachzuahmen und schrieben häufig ihr Libretto auch in den Sprachen. Carl Maria von Weber schrieb den Freischütz in der deutschen Sprache und lässt auch das wäldliche Gebiet (z.B. Szene in der Wolfsschlucht) sind dem deutschen Gelände nachempfunden. Diese Oper war ähnlich erfolgreich, wie die franz. und ital. Opern der Zeit. Außer Richard Wagners Opern kam auch keine deutsche Oper an den internationalen Erfolg des Freischützes heran.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Musiker mit 20 Jahren Erfahrung