Fragen zum Drama: Heilige Johanna der Schlachthöfe (Brecht)?
Hallo, ich musste für die Schule das Drama "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Berthold Brecht lesen. Ich bin jetzt durch, verstehe aber Einiges nicht. Hat jemand von euch es gelesen und verstanden und kann mir vielleicht bei ein paar Fragen weiterhelfen:
1) Ist der Mauler gut oder böse? Ich bin mir nicht so sicher, er sagt ja immer, dass er kein Schlachter mehr sein will und ein guter Mensch werden will, und er sagt ja sogar, dass er Geld an die Armen spenden will...aber ist das auch wahr oder lügt er sich da etwas zurecht, um selbst davon zu profitieren? Mag er die heilige Johanna tatsächlich, oder nutzt er sie nur aus?
2) Sind die Schwarzen Strohhüte gut oder böse?
2) Ich habe das Ende nicht so ganz verstanden...es geht ja schlecht aus, soweit ich verstanden hab, oder? Der Mauler und die Fleischfabrikanten werden wieder reich und viele Arbeiter werden arbeitslos. Aber was ist nun die Aussage von dem Ganzen?
2 Antworten
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1. Mauler ist ganz eindeutig eine negative Figur. Er ist ja der Inbegriff des eigennützigen Kapitalisten, der seine Monopolstellung durch lauter unlautere Mittel ausbauen will (Herbeiführung des Bankrotts seines gefährlichsten Konkurrenten, Börsencoup...). Seine ganze Rhetorik ist auf dieses Ziel ausgerichtet. Man soll ihm kein Wort glauben.
2. Die schwarzen Strohhüte (und damit auch Johanna) sind weder gut noch böse. Ihre Absichten sind gut, aber sie sind unfähig, die Strategie von Mauler und Konsorten zu durchschauen. Im Endeffekt sorgen sie unwillkürlich dafür, dass die bösen Kapitalisten ihr Unwesen unbehelligt weiter treiben können, und Johanna verrät ja ihre Verbündeten (die Arbeitslosen), weil sie falschen Informationen Glauben schenkt und für Gewaltlosigkeit eintritt, was Brecht hier als Blindheit interpretiert. Immerhin gelingt es Johanna, Mauler teilweise zu entlarven: er will ihr beweisen, dass das Unglück der Armen selbstverschuldet ist (sie seien einfach "schlecht"), Johanna aber zeigt, dass diese Schlechtigkeit einen offensichtlichen Grund hat, nämlich die Armut selbst.
3. Der Sinn des Ganzen liegt wohl in der Entlarvung der wahren Ziele und Methoden des Kapitalismus. Brecht will damit auch die politische Einsicht vermitteln, dass der Klassenkampf nur dann erfolgreich werden kann, wenn die Logik des Kapitalismus kompromisslos dargestellt und an den Tag gelegt wird. Alles, was dieser Erkenntnis widerspricht (etwa Johannas Gewaltloskigkeit), ist nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern trägt darüber hinaus dazu bei, den Kapitalismus stärker zu machen.
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