Feuersalamander Mimikry oder Mimese?
Wie schützt sich ein Feuersalamander davor, von Vögeln gefressen zu werden?
Ist es Mimikry oder Mimese und wieso?
1 Antwort
Es ist weder noch. Mimikry und Mimese sind zwei Formen der Nachahmung. Bei der Mimese ahmt ein Tier etwas aus seiner Umgebung nach, etwa einen Stein, einen Ast, ein Blatt oder ein Stück Borke und will sich damit tarnen. Mimese ist also stets eine Form der Tarnung (Krypsis). Bei der Mimikry geht es um eine Vortäuschung, nicht um Tarnung.
Es gibt verschiedene Formen von Mimikry.
- Die häufigste ist die Bates'sche- Mimikry, bei der ein harmloses Tier so ähnlich aussieht wie ein gefährliches (meist ein giftiges) Tier. Beispielsweise imitieren die (harmlosen) Schwebfliegen das Aussehen von (giftigen) Wespen.
- Umgekehrt ist es bei der Peckham'schen Mimikry. Hier tut ein gefährliches Tier so als wäre es harmlos, um andere Tiere anzulocken. So imitiert beispielsweise die Geierschildkröte mit ihrer Zunge Aussehen und Bewegungen eines Wurms, um damit Fische anzulocken, die auf ihrem Speiseplan stehen.
- Ein Sonderfall der Bates'schen Mimikry ist die Mertens'sche-Mimikry. Dabei imitieren eine harmlose und eine gefährliche Art das Aussehen einer mittelgefährlichen Art. Bestes Beispiel hierfür sind die hochgiftigen Korallenottern (Micrurus) und die harmlosen Königsnattern (Lampropeltis). Beide ahmen die mittelgiftigen Erythrolamprus-Arten nach. Warum ahmt aber auch die giftige Korallenotter eine mäßig giftige Schlangenart nach? Ganz einfach: die Schutzwirkung der Färbung beruht darauf, dass Fressfeinde "erkennen", dass die Schlange giftig ist. Die Fressfeinde lernen das anhand früher einmal gemachter schlechter Erfahrungen. Der Biss der Korallenotter ist aber so giftig, dass Fressfeinde unweigerlich daran sterben und folglich nicht lernen würden. Den Biss der mittelgiftigen Art überleben die Fressfeinde dagegen häufig und sie meiden dann sowohl die mittelgiftigen Arten als auch die ganz giftigen und die harmlosen.
- Müllersche Mimikry ist eigentlich keine Mimikry, sondern eher eine Form der Signal-Normierung. Dabei ist gemeint, dass zwei (oder mehr) verschiedene Arten die gleiche Warntracht entwickeln. Sie profitieren in diesem Fall davon, dass wenn ein Fressfeind mit einer der beiden Arten schlechte Erfahrungen gemacht hat, dieser schon gelernt hat, dass man auch die andere meiden sollte. Der Fressfeind muss also nur mit einer der beiden Arten schlechte Erfahrungen machen und beide profitieren davon. Beispiele hierfür sind verschiedene Schmetterlinge der Gattung Heliconius. Eine einzelne Art tritt regional in verschiedenen Morphen auf, die sehr unterschiedlich aussehen können. Innerhalb einer Region treten alle Arten aber mit einer sehr ähnlichen Morphe auf.
Beim Feuersalamander handelt es sich weder um eine Mimikry, noch um eine Mimese. Im Fall des Feuersalamanders spricht man von einem Aposematismus. Diese Warntracht ist ein auffälliges Muster aus schwarzen und gelben Flecken (regional sind v. a. in Spanien auch orangene und rote Flecken möglich) und signalisiert: "Ich bin giftig, du solltest mich nicht fressen". Tatsächlich sind Feuersalamander giftig, sie imitieren also nicht nur eine andere giftige Art, deshalb kann es sich nicht um eine Mimikry handeln. Und auch eine Mimese ist ausgeschlossen, denn durch diese auffällige Färbung will der Feuersalamander sich eben gerade nicht tarnen.