Extra FI Schalter für den jeden Stromkreis?
Hallo,
wir erneuern die Elektrik in einem alten Haus. Seit 2009 muss man laut unserem Elektriker alle Stromkreise mit FI Schaltern absichern. Nun die Frage: Muss jeder Stromkreis (Automat) mit einem einzelnen FI Schalter abgesichert werden oder können mehrere Stromkreise (Automaten) mit einem FI Schalter abgesichert werden? Unser Elektriker behauptet ersteres. Ein befreundeter Elektriker behauptet zweiteres. Könnt ihr weiterhelfen? Außerdem liegen dazwischen ja auch ein paar Euros...
Danke Christian
5 Antworten
Was die Aufteilung von Stromkreisen auf Fehlerstrumschutzschalter (RCD, früher als FI bezeichnet) betrifft sind gleich 3 Normen dafür relevant und ein Elektriker, der eine Anlage normgerecht errichtet ,wird dich wohl darum kümmern müssen und nützlich wäre es auch die beabsichtigte Aufteilung und deren Sinnhaftigkeit mit dem Auftraggeber zu besprechen.
Die betreffenden Normen sind:
DIN 18015-1 „Planung elektrischer Anlagen in Wohngebäuden": zu „Aufteilung der Stromkreise und Koordination von Schutzeinrichtungen"
„Die Zuordnung von Anschlussstellen für Verbrauchsmittel zu einem Stromkreis ist so vorzunehmen, dass durch das automatische Abschalten der diesem Stromkreis zugeordneten Schutzeinrichtung (z. B. Leitungsschutzschalter, Fehlerstrom-Schutzschalter) im Fehlerfall oder bei notwendiger manueller Abschaltung nur ein kleiner Teil der Kundenanlage abgeschaltet wird. Hiermit wird die größtmögliche Verfügbarkeit der elektrischen Anlage für den Nutzer erreicht."„Um Selektivität in einer elektrischen Anlage bei einer Hintereinanderschaltung von Schutzgeräten zum Überstromschutz und zum Schutz gegen elektrischen Schlag (wie Leitungsschutzschalter und Fehlerstrom-Schutzschalter) zu erreichen, ist der Einsatz von Geräten mit entsprechenden Selektiveigenschaften(z. B. selektive Haupt-Leitungsschutzschalter am Zählerplatz, selektive Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD) erforderlich."
DIN 18015-2 „Mindestausstattung in Wohngebäuden": zu „Aufteilung der Stromkreise und Koordination von Schutzeinrichtungen"
„Die Zuordnung von Fehlerstrom-Schutzschaltern zu den Stromkreisen ist so vorzunehmen, dass das Abschalten eines Fehlerstrom-Schutzschalters nicht zum Ausfall aller Stromkreise führt. Ausgenommen sind selektive Fehlerstrom-Schutzschalter."
TAB 2007 „Technische Anschlussbedingungen für den Anschluss an das Niederspannungsnetz ":zu „Stromkreisverteiler"
„Bei Aufteilung von Stromkreisen ist die Zuordnung von Anschlussstellen für Verbrauchsgeräte zu einem Stromkreis so vorzunehmen, dass durch das automatische Abschalten der diesem Stromkreis zugeordneten Schutzeinrichtung (z. B. Leitungsschutzschalter, Fehlerstrom-Schutzschalter) im Fehlerfall oder bei notwendiger manueller Abschaltung nur ein Teil der Kundenanlage abgeschaltet wird. Hiermit wird die größtmögliche Verfügbarkeit der elektrischen Anlage für den Anschlussnutzer erreicht."
Es macht keinen Sinn jeden Stromlreis zusätzlich zum Leitungsschutzschalter mit einem RCD abzusichern. Aber wie gesagt eine sinnhafte Aufteilung (z.B. Licht in 2 Gruppen, Steckdosenkreise in Gruppen, Kühlgeräte getrennt usw.) sollte überlegt werden. Wie die Aufteilung zu erfolgen hat ist in keiner Norm festgelegt nur aufgeteilt muss werden.
im ersten Absatz sollte natürlich stehen:
....und ein Elektriker, der eine Anlage normgerecht errichtet ,wird sich wohl darum kümmern müssen....
Werdet euren Elektriker so schnell es geht los!
Die normalen FI Schutzschalter sind für 3 Phasen und bis zu 50A Belastbarkeit.
Man kann da einen kleinen Produktionsbetrieb an einen einzigen FI Schutzschalter anschließen!
Natürlich gibt es kleine FI Schutzschalter die rein für ein Badezimmer gedacht sind, also den Rasierer mit Strom versorgen. Aber die muß man noch lange nicht für das ganze Haus verwenden!
Am besten nimmt man zwei FI Schutzschalter, denn es nervt wenn man nur einen hat und die ganze Wohnung dunkel ist wenn der mal auslöst. Teilt man alles auf zwei, bleibt die Hälfte wenigstens an und einige Zimmer haben noch Licht so dass man ohne im Dunkeln herumzustolpern die Ursache finden kann bzw. den FI wieder einschalten kann. Am besten ist einer für die Steckdosen und einer für das Licht. Wenn die Leitungen aber schon liegen und Steckdosen und Licht gemischt ist, sollte man zumindest versuchen die hälfte der Zimmer auf unterschiedliche FIs zu legen.
Einer reicht, zwei sind zu empfehlen. Für das Bad kann man noch einen dritten benutzen der empfindlicher ist, also auf jeden Fall auslöst wenn mal der Rasierer ins Wasser fällt. Aber mehr braucht man wirklich nicht!
Sry, hatte einen uralten aus einer Industrieanlage hier liegen, da steht 50A max drauf. Da hätte ich mich nicht drauf verlassen dürfen da der sozusagen noch aus den Pionierzeiten der Elektrifizierung stammt.
Die DIN 18015-1, DIN 18015-2 und TAB2007 schreiben eine Aufteilung für neu errichtete Anlagen (dazu gehören auch grundlegende Renovierungen) zwingend vor.
Als ich in der Ausbildung war, wurde noch nicht mal ein FI vorgeschrieben, mein letzter Stand war mindestens einer, zwei empfohlen, aber auch das ist auch schon lange her. Seit wann sind 2 FI vorgeschrieben?
Ich sehe schon, wenn ich irgendwann beruflich mal wieder von "Nur Schwachstrom" auf "richtige Elektrizität für Erwachsene" umsteigen muß, dann habe ich eine ganze Menge nachzuholen!
in den Ausgaben der DIN 18015-1:08.2002 und DIN 18015-2:05.2004 war die Forderung bereits enthalten.
Die aktuellen Ausgaben sind DIN 18015-1:2007-09 und DIN 18015-2:2010-11
Hui, schon so lange!
Aber wenn ich drüber nachdenke, seit 2002 hatte ich mit Energieversorgung schon nichts mehr zu tun. Ein wenig Hochleistungselektronik hier und da, das hat aber nichts mit den DIN Normen für Instalationen zu tun.
Prinzipiell kann bei Bedarf einer hohen Selektivität auch jeder einzelne LS mit einem FI gepaart werden, dies würde aus Platz- und Kostengründen nur bei kombinierten LS/FI Sinn machen. Letztere sind im Fachhandel erhältlich, sind aber preislich höher angesetzt als bloße LS. Selektivität bedeutet übrigens, dass im Schutzfall (bei mehreren parallel geschalteten FIs) immer nur diejenigen Stromkreise abgeschaltet werden, die hinter dem jeweilig auslösenden FI liegen. Um die kumulative Leistung aller LS zu schalten, werden FI häufig als Leistungsstarke (25A, 40A, 50A, 63A) 4 polige (3P/N) ausgeführt, um alle 3 Phasen/N der Haussicherung zuverlässig abzuschalten. So steht man im Fehlerfall nur zum Teil im Dunkeln bzw. nur eine Zone / Raum oder Etage fällt aus.
natürlich kann man hinter jeden FI Schalter mehrere sicherungen hängen. ich würde aber auch nicht unbedingt den weg gehen, einen einzigen FI Schalter fürs ganze Haus zu verbauen.
zumindest der außenbereich (da ist früher oder später mit einem Fehlerstrom zu rechnen) sollte einen eigenen FI Schalter bekommen. an sonsten empfielt es sich (sofern unterverteilungen vorhanden) in jede Verteilung einen eigenen FI Schalter zu bauen.
wenn ihr eine verteilung für mehrere etagen verwendet, empfielt es sich, zu mischen. d.h. z.b. kinderzimmer auf der 1. etage und das wohnzimmer im erdgeschoss an den gleichen FI. hat den vroteil, dass nicht gleich die ganze etage dunkel ist, wenn es mal zum ernstfall kommt...
lg, anna
PS: unsere Standartlösung für einfamilenhäuser sieht drei 4-polige FI Schalter vor hinter denen dann je 5 (8) stromkreise hängen.... 5 stromkreise wenn z.b. ein Herd mit drehstrom versorgt werden soll. (der braucht 3 sicherungen oder eine 3 polige (zählt in jedem fall als 1 stormkreis)
lg, anna
FIs haben eine typische Belastbarkeit von 40 A (z.B. Hager CDA440D). Wieso kann man dann bis zu 8 Stromkreise zu je 16 A d'ranhängen (macht nach Adam Riese 128 A)?
Natürlich kannst du mehrere Automaten (du meinst doch die 16A standartsicherungen?) hinter einen FI machen, das wäre ja sonst völlig witzlos. FI macht man normalerweise bzw empfehlenswert: für jede Etage, am Besten vom Licht getrennt (eigenen FI, dann stehste nich im Dunkeln wenn ma das Bügeleisen einen weg hat) und ggf Heizung, Garage. Neben jeden Automaten nen FI zu klatschen wäre bissl sinnfrei und würde jeden Schrank sprengen. LG
Danke für die vielen Antworten. Das klingt alles logisch und nachvollziehbar und wirft vor allem kein gutes Licht auf unseren Elektriker, der scheinbar nur auf mehr Geld aus ist/war. Danke nochmal!
Korrekt, aber zwei für ein Einfamilienhaus sind genug. Bad und Außensteckdosen/Beleuchtung könnten einen dritten (bzw. 4.) vertragen der empfindlicher ist, das ist sicherer wenn man mal das Rasenmäherkabel überfährt, Fön oder Rasierer ins Wasser fällt oder man bei Nieselregen mal ein kaputtes Leuchtmitel der Außenbeleuchtung wechselt.
4 FI ist da schon extrem aber noch Sinnvoll. Mehr ist absolut Sinnfrei!
FI (RCD) Schutzschalter gibt es für einen Nennstrom von 25A, 40A und 63A aber nicht für 50A
Die Aussage "Einer reicht, zwei sind zu empfehlen" ist falsch. Die DIN 18015-1, DIN 18015-2 und TAB2007 schreiben eine Aufteilung für neu errichtete Anlagen (dazu gehören auch grundlegende Renovierungen) zwingend vor.