Erwarte ich zu viel von meinen Freunden?
Hallo Community,
ich möchte euch fragen ob ich zu viel erwarte oder meine Freunde mir einfach zu wenig geben. Mein Bruder ist vor einem halben Jahr gestorben, ich war sehr gebunden an ihn und wir haben auch zusammengewohnt, weswegen die ganze Situation erschwert wurde, aber mittlerweile komme ich schon klar.
Ich bin etwas enttäuscht von meinen Freunden, darunter auch meine beste Freundin seit 20 Jahren. In der ersten Woche nach dem Verlust waren alle für mich da und haben mich gefragt wie es mir geht. Aber danach kam nicht mehr so viel. Ich und meine zwei Freunde sind im täglichen Kontakt und reden über alles mögliche, aber irgendwie kommt nie jemand auf die Idee mich zu fragen wie es mir geht.
Ich habe schon mehrmals versucht vor paar Monaten mitzuteilen dass es mir schlecht geht, aber ich habe das Gefühl, dass nicht wirklich jemand darauf eingegangen ist weswegen ich es irgendwann gelassen habe das Thema anzusprechen. Als ich mal meinte zu meinen Freunden dass ich mich vernachlässigt fühle meinten die sowas wie "wir können ja nicht wissen dass es dir schlecht geht, du musst es uns sagen wenn es dir schlecht geht". Dabei denke ich mir, kann man nicht davon ausgehen dass es mir schlecht geht? Ist es nicht klar, wenn ich so Sachen sage wie heute war ich traurig oder war voll die stressige Woche oder sowas... Dazu kommt noch dass ich nicht rumlaufen möchte und jeden Tag sagen möchte "hey mir geht es schlecht" es ist einfach ein allgemeiner Zustand der Phasenweise eintritt..
Was ich noch viel schlimmer fand war, dass meine Freunde, darunter auch meine beste Freundin in der Woche an der mein Bruder gestorben ist feiern gegangen sind und dann denke ich mir kann ich von solchen Menschen überhaupt so viel Empathie verlangen?
Ich würd mich sehr über Eure Meinung freuen.
Liebe Grüße,
Kaktus
2 Antworten
Erstmal tut es mir unendlich leid,dass du deinen Bruder verloren hast.
Wenn deine Freunde wirklich ware Freundschaft für dich empfinden, hätten sie jeden Tag gefragt, wie es dir geht und hätten dich angerufen etc...
Ich wäre nichtmal in der Lange zu feiern,wenn ich weiss,dass es einer Freundin schlecht geht,ich würde an ihrer Stelle den ganzen Tag bei ihr sein😔
Ich wünsche dir trotz allem Viel Gesundheit, Freude und Glück :)
Vielen Dank, deine Nachricht hat gut getan :). Wahrscheinlich sind wir sensibler bei solchen Dingen, ich könnte auch nicht feiern gehen und würde mich schlecht dabei fühlen. Damals bin ich auch zu meiner besten Freundin gefahren als ihre Oma gestorben ist und war auch ein paar Tage dort. Jeder Mensch ist individuell und hat andere Beweggründe warum er was macht, verletzt hat es mich trotzdem.
Ich glaube manchmal spürt man einfach wenn jemand für jemanden da sein möchte oder wem es unangenehm ist und wer es aber trotzdem versucht. Wahrscheinlich sind meine Freunde nicht so unterstützend in dem Bereich/Punkt Trauer, aber ich bin trotzdem dankbar dass sie mich auch auf andere Gedanken bringen und man mit ihnen lachen kann. Manche Menschen haben gar keine Freunde und das sind auch ein bisschen Luxusprobleme von mir...trotzdem wünschte ich mir dass man sich mehr um mein Wohlergehen erkundigt hätte obwohl ich auch weiß dass ich selbst für mein Wohlergehen verantwortlich bin.
Ich verstehe auch wenn man nicht so mit dem Thema vertraut ist und nicht weiß wie man sich verhalten soll, was man sagen soll, aber manchmal kann schon ein Satz viel bedeuten und Kraft geben. Ich wünschte mir jeder wüsste, dass man so viel mehr tun kann in dieser Situation.
Ich wünsche Dir auch alles Gute!
Erst einmal mein Beileid zu deinem Verlust. Gerade, wenn man eine so tiefe Bindung hatte, ist das furchtbar und sehr verletzend.
Aber...ja, du "erwartest" du zuviel. Und bei dem Wort "Erwartung" sind wir schon bei der Sache. Du erwartest, dass sie von sich aus merken, wie schlecht es dir geht, du erwartest, dass sie sich (in ihrem Leben) zurücknehmen, weil du trauerst und du erwartest wohl auch, gerade da du deine beste Freundin erwähnst, dass sie trauert, wie du.
Das ist ein bisschen viel.
In erster Linie wissen deine Freunde, dass es dir schlecht geht. Aber von ihnen zu erwarten (oder zu verlangen), dass sie es riechen können, wenn es dir besonders schlecht geht und du support brauchst...das ist schon ein wenig sehr überzogen. Nicht jeder ist so empathisch, nicht jeder ist fähig zur Telepathie. Ich bin mir auch sicher, dir ist es auch schon passiert, dass du den Zustand einer Person nicht so wahrgenommen hast, wie sie sich fühlte.
Sie haben durchaus Recht. Zwar wissen sie, dass es dir schlecht geht, aber wie sollen sie erraten können, dass es dir so schlecht geht, so dass du sie um dich brauchst? Das muss man nun einmal mitteilen, ihnen sagen.
Wenn, muss man kommunizieren und in traurigen/schlimmen Situationen um so mehr. Man kann nicht erwarten, dass um sich herum alle riechen, wie es um einen steht.
Dass du deiner Freundin ankreidest, dass sie feiern gegangen ist, nachdem dein Bruder starb. Das hat mich schon etwas erstaunt. 1. trauert jeder anders und 2. ist sie dir wirklich schuldig, sich in ihrem Leben zurückzunehmen, weil du tiefe Trauer empfindest?
Das ist doch ganz allein ihre Sache und hat mit dir ja überhaupt nichts zu tun. Schon gar nicht, wollte sie dir ans Bein pinkeln damit. Aber wie kann man erwarten, dass andere ihr Leben für einen verändern, nur weil man selbst sich gerade in einer schlimmen Phase befindet?
Ja, ich verstehe dich, zweifellos. Mir quetscht es heute noch das Herz, wenn ich an den Verlust meines Großvaters denke. Und ich trauere heute noch, sieben Jahre danach, sitze oft genug heulend daheim.
Aber von anderen gewisse Verhaltensweisen zu erwarten, ohne diese zu formulieren, das funktioniert halt einfach nicht, so hart und harsch es klingt.
Jeder lebt sein eigenes Leben, trauert individuell, lebt individuell...und dann zu verlangen/erwarten, dass sie sich, im Endeffekt, dir und deiner Trauer angleichen, dass sie sich in ihrem Leben zurücknehmen, weil du dich angegriffen fühlst, wenn jemand nicht so trauert, wie du...das ist schon etwas...nun ja...anmaßend.
Mag jetzt sehr kalt klingen, aber das erinnert mich sehr an meine Mutter, die ständig Dinge (natürlich, dass man etwas für sie tut) erwartet, es aber niemals sagen würde und am Ende enttäuscht ist und anderen Vorwürfe macht, weil nicht das passiert, was sie erwartet, weil keiner es weiß.
Wie gesagt, sie wissen, dass es dir schlecht geht. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es für sie auch nicht gerade angenehm wäre, würden sie ständig nachfragen, wie es dir ginge...sie können sich ausrechnen, dass du davon schnell genervt wärst. Zudem kommen viele Menschen mit negativen Gefühlen oder mit Trauer anderer gar nicht klar.
Du möchtest mehr Empathie von deinen Freunden für dich...hast du Empathie für sie und ihre Situation, in der sie sich dir gegenüber befinden? Wie sie sich gerade fühlen, dass sie gar nicht wissen, wie sie mit dir umgehen können, dürfen und müssen, weil sie Angst haben, ständig in Fettnäpfchen zu treten? Und die Sorge scheint mir durchaus berechtigt, wenn ich deine Frage so ansehe.
Jeder versteht deinen Schmerz, jeder weiß um deine Trauer und kann sie nachvollziehen. Aber was du an Empathie (geht es noch um Empathie oder schon wirklich um Telepathie gepaart mit Empathie) von ihnen verlangst, solltest du auch von dir aus ihnen zugestehen.
Es ist klar, dass man in einer Trauerphase erstmal nur sich selbst sieht. Man ist am Boden zerstört, verletzt, wütend und so weiter. Ganz normal und wäre eher schlimm, wenn es nicht so wäre. Aber du kannst nicht erwarten, dass alle anderen auch nur noch dich sehen. So scheint es aber, nach deiner Frage hier.
Das wäre sehr traurig, wenn dem so wäre. Gerade für deine Freunde.
Danke erst einmal für deine Antwort. Vielleicht hätte ich dazusagen sollen, dass meine beste Freundin auch meinen Bruder kannte und wir oft etwas zusammen unternommen haben. Ich finde auch wenn man sich so gut kennt und jeden Tag in Kontakt zueinander und weiß dass es der anderen Person richtig schlecht geht, dann postet man kann Storys auf Instagram wie man gerade feiern geht. Ich finde es schon rücksichtlos, vielleicht hast du ja nicht so enge Freundschaften zu Personen weswegen du es nicht so ganz verstehen kannst.
Ich habe wie schon gesagt mehrmals gesagt dass es mir nicht gut geht und es wurde nicht darauf eingegangen. Wieso sollten sie es dann durch telepatische Kräfte herausfinden müssen? Selbst wenn ich mal darüber geredet habe ist nicht wirklich darauf eingegangen worden, wobei ich sagen muss dass andere Personen viel mehr Interesse gezeigt haben mit denen ich nicht so gut befreundet war. Muss man erst mit Tränen vor jemanden stehen damit die Personen merken dass es jemanden nicht gut geht oder wie?
Und ja ich erwarte nicht dass jemand jeden Tag mich frägt wie geht es dir, kann ich dir helfen. Aber es ist schon angebracht mal ab und zu danach zu Fragen z.B. an Weihnachten, an meinem Geburtstag, an seinem Geburtstag oder mal so einfach zwischendurch und das ist ja auch nicht zu viel erwartet meiner Meinung nach und dass würde ich bei anderen genauso machen.
Und ins Fettnäpfchen treten sie eh nicht, da ich es schön finde wenn mich jemand irgendwas diesbezüglich frägt.
Ich verlange außerdem nicht dass jeder genauso trauert wie ich, sondern dass man auch für mich da ist und an mich denkt, so wie ich es bei anderen Personen auch bin und war.
Ich möchte auch nicht dass andere Trauern müssen ganz im Gegenteil. Ich hätte nur mehr Rücksicht gewünscht und dass man füreinander da ist.
Viele Grüße.