Erläutern Sie, warum „Sturm und Drang" und „Empfindsamkeit" zu einer Sattelzeit gehören?

1 Antwort

Wenn du das Proseminarreferat von Emilio Gazzari (*1977) liest, wirst du dir deine Frage beantworten können (Univ. Wien WS 1999/2000, Geschichte)

Begriff "Sattelzeit":

Der Begriff "Sattelzeit", von anderen Autoren auch "Achsenzeit" genannt, wurde vom Historiker Reinhart Koselleck eingeführt, um die historische Periodisierung um einen weiteren Aspekt zu bereichern beziehungsweise zu vertiefen.

Im Allgemeinen gilt die klassische Einteilung der Trias Antike-Mittelalter-Neuzeit, wobei die Epochengrenze zwischen Mittelalter und Neuzeit üblicherweise um 1500 (Entwicklung des Buchdrucks, Beginn der Kolonisierungen, Reformation) angenommen wird.

Koselleck postulierte nun die Existenz einer Sattelzeit, einer etwa zwischen 1750 und 1850 angesiedelten Übergangsperiode mit dem Scheitelpunkt der französischen Revolution, in der sich Gesellschaft, Lebensumstände und Mentalität der Europäer zur "Moderne" hin entwickelt haben und sich seitdem im wesentlichen so darstellen, wie wir sie heute kennen.

Koselleck entwirft dieses Bild in der Einleitung zu dem lexikalischen Werk "Geschichtliche Grundbegriffe" (s. Bibliographie), und so macht er diesen Übergang auch am Wandel der Sprache fest:

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist ein Paradigmenwechsel klassischer sprachlicher Topoi zu beobachten - "alte" Wörter erhalten neue Sinngehalte, die bis heute gelten; wir "moderne Menschen" sind mit den Konnotationen vertraut und benötigen keine inhaltlichen "Übersetzungen" wie bei vielen mittelalterlich geprägten Termini.

Unter geänderten sozialen und ökonomischen Parametern kommt es zu einem Bedeutungswandel von Begriffen wie etwa "Demokratie", "Republik", "Revolution", später auch "Klasse". Gleichzeitig verlieren andere, bisher bestimmende Termini wie etwa "Adel" oder "Stand" ihre bisherige Bedeutung.

Lies weiter hier: Univie.ac.at Geschichte: Sattelzeit


Lesemaus8733 
Beitragsersteller
 24.04.2022, 19:15

Die Sattelzeit ist mir jetzt klarer geworden. Aber ich erkenne trotzdem keinen Zusammenhang zum "Sturm und Drang" und der "Empfindsamkeit". Sind sie somit gänzlich von einander isoliert?