Empirismus vs. Rationalismus?
Hey Leute, folgender Satz:
Beispielsatz: „Ich weiß, dass der Klimawandel weiter voranschreitet.”
Jetzt muss ich sozusagen anhand dieses Satzes schauen, welche Rechtfertigungsquellen es gibt, also woher ich das weiß, was ich behaupte (und das halt mit den zwei Theorien vergleichen).
Also erstmal meine Überlegungen: eine Rechtfertigungsquelle sind eigene Erfahrungen (Empirismus), weil man kann ja deutlich spüren, dass es im Sommer z.B. sehr warm war Blabla und außerdem kann man sich ja auch auf wissenschaftliche Arbeiten stützen ( also Statistiken, bestimmte Daten, Vergleiche…) und das sind ja dann logische Schlüsse die man zieht (also Rationalismus)
Ist das soweit richtig? Beim Rationalismus bin ich mir noch etwas unsicher ob ich das richtig angewendet habe..
1 Antwort
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil zunächst zu klären wäre, wie die Begriffe Empirismus und Rationalismus hier verwendet werden. Philosophie- und ideengeschichtlich im klassischen Sinne?
Prinzipiell sind deine Überlegungen aber richtig.
Ich finde, Wikipedia fasst die beiden Positionen im Hinblick auf deinen Beispielsatz gut zusammen:
Der Gegensatz zwischen Rationalismus und Empirismus wird klassisch wie folgt beschrieben: Ein Rationalist legt seiner philosophischen Welterklärung vor allem deduktive Schlussfolgerungen zu Grunde, während ein Empirist nur Hypothesen akzeptiert, die sich induktiv durch nachvollziehbare Beobachtungen bestätigen lassen.
In dieser Grafik wird deutlich, was mit Induktion und Deduktion gemeint ist:
Da es im Beispielsatz im Kern um eine wissenschaftliche These geht, fände ich statt Empirismus Positivismus, und statt Rationalismus z.B. Karl Poppers immer noch viel zitierten Kritischen Rationalismus begrifflich konkreter und passender. In letzterem wird explizit der induktive Weg des Empiristen verneint:
Die wissenschaftstheoretische Position des Kritischen Rationalismus verneint jedoch die Beweisbarkeit einer Theorie durch Induktion und fordert stattdessen ihre Falsifizierbarkeit, also die grundsätzliche Möglichkeit, durch Experimente und Beobachtung Gegenbeispiele zu finden und so die Theorie zu widerlegen.
Insofern würde ich zu deinen Ausführungen ergänzen wollen, dass eine sich auf Popper stützende Wissenschaftstheorie es für ungünstig erachten würde, mit empirischen Belegen das Voranschreiten des Klimawandels zu rechtfertigen (Positivismus), auch wenn die These selbst falsifizierbar und daher wissenschaftlich ist. Noch einmal Wikipedia:
Der Kritische Rationalismus hält jegliche naturwissenschaftliche Theorie grundsätzlich für nicht beweisbar. Stattdessen sollten wir versuchen herauszufinden, ob und wo unsere Theorien fehlerhaft sein könnten und wie man entdeckte Fehler beseitigen kann. Eine wissenschaftliche Theorie sollte, um als wissenschaftlich zu gelten, prinzipiell an der Realität scheitern können.
Ich hoffe, das hilft dir weiter in deinen Überlegungen.
