Ein Kanji Deck für Anki App?

2 Antworten

Was genau möchtest du denn bei den Kanji lernen?

Da du dich wohl auch mit den "2200 essentiellen Kanji" auf die im Buch "Die Kanji lernen und behalten" vorkommenden Kanji beziehst, könnte ich die jetzt das folgende Deck empfehlen ...

https://ankiweb.net/shared/info/1354129669

(Ich selbst benutze dieses Deck auch. Wobei ich das jedoch selbst noch ein wenig modifiziert habe. Zu )

Dieses dient jedoch eher dazu, die Verbindung zwischen den Kanjis und den Schlüsselwörtern des Buches zu lernen. Dafür ist das Deck gut geeignet, für andere Dinge eher weniger.

Wenn du beispielsweise die möglichen Lesungen der Kanji lernen möchtest, ist dieses denkbar schlecht dafür geeignet. (Aber Lesungen würde ich sowieso nicht bei einzelnen Kanji lernen, sondern nur mit ganzen Wörtern.)

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Ohne also zu wissen, was genau du bei den Kanji lernen möchtest bzw. was du damit bezwecken möchtest, wird es schwierig das richtige Deck für dich zu finden.

Im Folgenden werde ich auf ein paar Aspekte eingehen, um dir zu vermitteln, warum und wie ich persönlich Kanji lerne. Das könnte dir evtl. dabei helfen, darüber nachzudenken, wie du selbst beim Lernen vorgehen möchtest. Das musst du natürlich nicht lesen, oder gar darauf eingehen, wenn du nicht möchtest. Aber evtl. interessiert es dich ja.

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Die Frage ist sowieso, wie sinnvoll es ist, einzelne Kanji zu lernen.

Selbst wenn du beispielsweise weißt, dass 日 die folgenden Lesungen und Bedeutungen besitzt ...

Bild zum Beitrag

... und dass 本 die folgenden Lesungen und Bedeutungen besitzt ...

Bild zum Beitrag

[Dabei habe ich die Lesungen/Bedeutungen https://mpi-lingweb.shh.mpg.de/kanji/ entnommen.]

Was kannst du dann damit anfangen. Weißt du dann beispielsweise damit schon, dass 日本 Japan bedeutet und にほん bzw. にっぽん gelesen wird? Warum wird das nicht beispielsweise じつほん gelesen.

Noch schlimmer ... Betrachte das Wort 明日. Das bedeutet in etwa "morgen" bzw. "der morgige Tag" und wird あした oder あす gelesen. Wenn du dir nun wieder die Lesungen von 日 ansiehst und zusätzlich die folgenden Lesungen von 明 ...

Bild zum Beitrag

... Siehst du mit diesen Lesungen der einzelnen Kanji die Möglichkeit die Lesung あした von 明日 zusammenzusetzen? Wohl eher nicht. Denn 明日 ist ein Wort mit unregelmäßiger Lesung.

Fazit: Selbst wenn man die Lesungen und Bedeutungen der einzelnen Kanji kennt, kann man alleine damit noch nicht unbedingt die Lesung und Bedeutung eines Wortes bestimmen.

[Das heißt jetzt nicht, dass es komplett nutzlos ist Bedeutungen/Lesungen einzelner Kanji zu kennen. Es macht nur nicht so viel Sinn sich am Anfang darauf zu versteifen, diese alle zu lernen.]

Dem könnte man begegenen, indem man Kanji nicht komplett einzeln lernt. Stattdessen ist es (insbesondere beim Lernen der Lesungen) Kanji zusammen mit Beispielwörtern zu lernen, in denen das Kanji jeweils vorkommt. Dann kann man jeweils auch ein wenig darauf achten, welcher Bestandteil der Lesung/Bedeutung mit welchem Kanji des Wortes zu tun hat.

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Nun habe ich jedoch zu Beginn schon erzählt, dass ich selbst mit dem Buch "Die Kanji lernen und behalten 1" lerne. Da könnte nun die Frage kommen, warum ich das tue, wenn ich doch gerade erzählt habe, dass Lesungen/Bedeutungen einzelner Kanji zu lernen zwar OK ist, aber unter Umständen nicht das beste ist, was man tun könnte. Und mit "Die Kanji lernen und behalten 1" lernt man ja noch nicht einmal die Lesungen ... noch nicht einmal unbedingt die Bedeutungen ... sondern Schlüsselwörter zu den einzelnen Kanji. [Die Schlüsselwörter haben zwar etwas mit den Bedeutungen zu tun, decken die Bedeutungen der Kanji jedoch nicht ab.]

Antwort: Es geht mir zunächst einmal gar nicht darum die Kanji zu lernen, um dann sagen zu können ... Jetzt kann ich die Kanji. Fertig.

Mir ist bewusst, dass ich, wenn ich mit dem Buch durch bin, noch lange nicht behaupten kann, jetzt die Kanji zu können. Ich kenne dann vor allem Verknüpfungen von Kanji mit irgendwelchen Schlüsselwörtern.

Ich sehe bei dieser Methode, aber einige Aspekte, die ich ganz gut finde, und weshalb ich das tue ...

Wenn ich die Kanji in der Reihenfolge des Buches lerne, laufe ich weniger Gefahr, zu früh auf Kanji zu stoßen, die mich beim Schreiben überfordern.

Bevor ich beispielsweise auf das Kanji 腺 treffe, treffe ich auf die Kanji 月 und 泉. Und vor 泉 treffe ich auf 白, 水. Ich werde also nicht gleich mit einem riesigen Kanji überfordert, sondern lerne erst einmal kleinere Bestandteile. Außerdem liegen ähnlich aussehende Kanji mit gemeinsamen Bestandteilen beim Lernen oft nahe beieinander, was mir später hilft, ähnliche Kanji besser auseinander zu halten und nicht miteinander zu verwechseln.

Ein weiterer Vorteil ist die Eindeutigkeit der Schlüsselwörter. Diese sehe ich tatsächlich als Schlüsselwörter, und nicht unbedingt als Bedeutung der Kanji. Ich sehe das, wie einen Namen für ein einzelnes Kanji, mit dem ich ein Kanji in meinem Kopf ansprechen kann.

Beim Lernen schreibe ich das Kanji übrigens auch jedes mal handschriftlich. [Sowohl wenn ich die Richtung Kanji-Schlüsselwort lerne, als auch wenn ich die Richtung Schlüsselwort-Kanji lerne.] Damit übe ich die korrekte Strichfolge, und das Kanji flüssig in den richtigen Proportionen schreiben zu können. [Auch wenn dies in Zeiten, in denen man viel mit dem Computer schreibt unter Umständen immer unwichtiger erscheinen mag.]

Das alles tue ich hauptsächlich, um beim späteren Lernen der Wörter, nicht mehr komplett die Kanji lernen zu müssen. Ich weiß ja dann bereits, wie man die Kanji schreibt. Und es ist leichter die Kanji im Wort mit Hilfe der Schlüsselwörter als Brücke zu lernen. Ich denke, dass wenn ich nicht zuerst die Kanji lerne, laufe ich später leichter Gefahr auf die Kanji-Schreibweise bei Wörtern zu verzichten, wenn mir diese zu anstrengend erscheint. Und ich möchte schon gleich die Wörter mit Kanji schreiben können, wenn ich diese dann lerne oder wiederhole [einige Grundkenntnisse habe ich ja schon von der VHS]. Und dann müsste ich alleine für die Wörter des ersten Textes in dem Lehrbuch, welches ich geplant habe, 29 Kanji können. (Ok, davon kann ich bereits schon knapp die Hälfte, und die Wörter kenne ich bereits in Hiragana. Aber die anderen Kanji, welche teilweise nicht die einfachsten sind, müsste ich dann dafür lernen. Und das nur für den ersten Text. Um die nachfolgenden Übungen zu machen, kommen dann noch mehr Kanji hinzu.)

Ich persönlich halte es für mich persönlich, wenn ich die Kanji gleich immer zu allen Wörtern dazu lernen möchte, für machbarer, wenn ich das Kanji lernen daher zunächst davon ein wenig trenne, was mich zu "Die Kanji lernen und behalten 1" geführt hat.

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Dazu muss ich sagen, dass ich zuvor schon einige Zeit Japanisch an einer VHS gelernt habe. Also insbesondere auch schon einige Wörter und einige wenige Kanji vorher auf andere Art und Weise gelernt habe. Das ist jedoch schon einige Zeit her, und zwischendurch habe ich auch schon längere Zeit das Japanischlernen stark vernachlässigt. Da ich jetzt wieder damit Anfange habe ich folgenden Plan:

  • Zunächst mit Hilfe des Buchs "Die Kanji lernen und behalten 1", und meinem darauf beruhenden Anki-Deck, die Schlüsselwörter zu den Kanji lernen. [Und dabei insbesondere auch die Schreibung des Kanji mit der richtigen Strichfolge üben.] Dies soll teilweise auch einfach dazu dienen die einzelnen Kanji erst einmal "kennenzulernen". [Insbesondere habe ich dann jedes Jōyō-Kanji zumindest einmal gesehen und geschrieben.]
  • Dann möchte ich mit Hilfe von Lehrbüchern allgemein meine Japanisch-Kenntnisse aufzufrischen und zu erweitern. Ich habe da im Moment "Grundstudium Japanisch 1" und "Grundstudium Japanisch 2" geplant. Evtl. schaue ich auch mal in die überarbeitete Auflage von "Grundkenntnisse Japanisch" rein, wenn diese erscheint. [Dabei werde ich dann zu den vorkommenden Wörtern auch immer die Kanji-Schreibung lernen, und die Kanji-Schreibung (wenn sie üblich ist) verwenden. Damit lerne ich dann auch zugleich mögliche Lesungen der Kanji anhand der Lesungen der Wörter.]
  • Wenn ich dann soweit bin, möchte ich damit anfangen, Bücher in japanischer Sprache zu lesen. Unbekannte Wörter werden nachgeschlagen und gelernt. Und evtl. begegne ich dem ein oder anderen grammatikalischen Hindernis, was ich dann nutzen kann, um die Grammatikkenntnisse zu verbessern.
  • Bezüglich der Buchauswahl, werden es wohl hauptsächlich Light Novels werden, evtl. welche, bei denen ich schon eine Übersetzung gelesen habe, mit der ich das dann vergleichen kann. Und evtl. auch welche, bei denen es ein japanisches Hörbuch dazu gibt. [Wenn ich das Hörbuch habe, kann ich dann auch besser nachvollziehen, welche Wörter wie gelesen werden, wenn diese dort ohne angegebene Lesung auftauchen.][Ich habe da derzeit 盾の勇者の成り上がり (The Rising of the Shield Hero) im Auge, welches diese Voraussetzungen erfüllt.]
  • Wenn das einigermaßen gut angelaufen ist, werde ich mich dann der Liste der Jōyō-Kanji widmen. Dazu werde ich mir dann ein Anki-Deck erstellen, um die Lesungen der Kanji anhand der dort aufgeführten Wörter zu lernen. [Dabei erweitere ich dann meinen Wortschatz. Es geht mir dann nicht darum, dass ich zu jedem Kanji alle Lesungen aufsagen kann, sondern darum, dass ich für jede der Lesungen einmal ein Beispielwort kennengelernt habe.]
  • Je nach Bedarf, werde ich mich dann (oder auch schon vorher) mit weiteren Lehr-/Fachbüchern (beispielsweise zur Japanischen Grammatik) beschäftigen.
  • Wie man merkt, liegt der Schwerpunkt bei mir ziemlich stark auf dem passiven Verstehen (insbesondere schriftlich), weniger auf dem aktiven Sprachgebrauch.

Der eindeutige Nachteil an dem Plan ist, dass ich zunächst mit dem Lernen der Kanj-Schlüsselwörter fertig werden muss, bevor ich zur nächsten Phase komme. Und das ist ein langer Prozess, bei dem man kaum das Gefühl hat Fortschritte zu machen, was ziemlich frustrierend sein kann. Aber wenn mittendrin mit dem Kanji-Schlüsselwort-Lernen abbreche, kann ich die positiven Effekte nicht ausnutzen, wegen denen ich das überhaupt so mache.

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Ich muss zugeben, dass ich jetzt schon ziemlich weit von deiner Frage abgeschweift bin, und die Antwort ziemlich lange geworden ist. Aber ich hoffe, du kannst mir das verzeihen. Evtl. hast du ja selbst ein paar Anregungen mitgenommen, wenn du bis hierhin gelesen haben solltest. Aber ich kann auch verstehen wenn du jetzt sowas denkst wie ... Was schreibt denn der so blödes Zeug. Das kann ich jetzt überhaupt nicht nachvollziehen, wie man so lernen kann. Und das hat teilweise auch nicht mehr viel mit meiner Frage zu tun.

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Verrate doch mal, warum du, als jemand, der wahrscheinlich noch keinen Satz Japanisch kann, als zweiten Schritt deiner Japanischkarriere 2000 Kanjis lernen musst. Das hilft dir überhaupt nichts und ist auch keine Investition in deine Japanischlernzukunft, da du die Kanjis schneller wieder vergessen haben wirst, als du schauen kannst.

2000 Kanjis helfen dir nicht beim Lesen. Auch mehrere 10000 Vokabeln helfen dir nicht beim Lesen. Das ist so, als würdest du jemandem empfehlen den Großteil des Dudens auswendig zu lernen, bevor er überhaupt lernt, wie man sich anderen vorstellt und sagt woher man kommt. Kann der dann automatisch lesen? Eher nicht.

Lesen hat nichts damit zu tun jedes Wort aussprechen zu können. Wer das machen muss/will, ist ein sehr schlechter Leser und kann wahrscheinlich noch überhaupt nicht lesen.

Wer lesen will, muss grammatikalisch vorausschauen können: Wer am Kontext erkennt, dass über eine Notwendigkeit gesprochen wird, der muss das しなけれなならない am Ende des Satzes nicht bewusst lesen, weil er weiß, dass es sowieso kommen muss. Wer im Satz ein しか sieht, weiß, dass am Satzende eine Negation kommen muss. Wer sich das alles ‚laut‘ vorlesen muss, der kann nicht lesen.

Wer lesen will, der muss so viel Spracherfahrung haben, dass er Strukturen, Inhalte und Aufbau erkennen kann: Gespräche und Texte sind nie großartig überraschend und folgen immer gewissen Strategien im Aufbau. Wer diese, teils kulturspezifischen, Strategien kennt, der weiß, an welcher Stelle im Text wohl über was geredet wird. Der kann dann auch gewisse Wörter erahnen, ohne sie explizit lesen zu können (beispielsweise weil er die Kanjis nicht kennt), ganz einfach weil sie kommen müssen/sollten.

Deshalb muss man auch mündlich und im Hörverstehen Gesprächssituationen lernen. Es bringt nichts einfach bloß Vokabeln oder einfach bloß Grammatik zu lernen, wenn man nicht weiß, wie man das in bestimmten Situationen anwenden muss.

Lern also, wie man sich anderen vorstellt, wie man nach dem Weg fragt, wie man im Restaurant etwas bestellt, wie man im Rathaus nach Dokumenten fragt, wie man eine Rede hält, wie man eine Postkarte schreibt und viele weitere Situationen. Vokabeln, Grammatik und Kanjis tauchen dann sinnvoll und an entsprechender Stelle auf und du weißt dann sofort wofür du sie überhaupt gelernt hast.