Eigenverantwortung im Beruf - was ist gut daran und was schlecht?

4 Antworten

Ich war über 20 Jahre in der Bank tätig. In der Bank gibt es in der regel das vier Augen Prinzip. D.h. alles was Du machst wird nochmal vom Gruppenleiter kontrolliert. Ob Du nun willst oder nicht. Du unterzeichnest für die Richtigkeit und der Gruppenleieter zeichnet dagegen. Das ist in der regel heute noch so. Als ich in die Börsenabteilung ging, war das nicht mehr so streng. Denn ich habe Geschäfte eingenverantwortlich abgeschlossen und in das System eingegeben. Der Händler hat meine Geschäfte nur noch zur Kenntnis genommen. Diese Arbeitsweise fand ich für mich viel angenehmer, als daß jemand alle meine arbeiten dauernd kontrolliert. Um dies zu verwirklichen, hatte ich natürlich wesentlich mehr Verantwortung so daß meine Geschäfte nicht mehr kontrolliert worden sind. Das geht nur, indem man einige Berufsjahre hinter sich hat und bewiesen hat, daß man eigenverantwortlich und ohne Fehler arbeiten kann. 

Aus deinem Post spricht Unzufriedenheit. Du fühlst dich offenbar nicht wertgeschätzt bei dem, was du tust.

Natürlich sollte es in einem gesunden Unternehmen auch die Möglichkeit geben, miteinander zu sprechen und -in angemessenem Ton- auch dem Chef zu sagen, was einem auf der Seele brennt. 

Aber: Solange SEIN Name unter den Verträgen steht, entscheidet auch er, was gemacht wird und was nicht. 

Es ist leider häufig so, dass Chef´s nicht kapieren, dass ihr größtes Kapital die Mitarbeiter sind. Daran kannst du aber nichts ändern, wenn du einen solchen Arbeitgeber hast. Du kannst nur einen anderen suchen. Oder in die Selbständigkeit gehen. Das geht- mit gutem Konzept und Bürgen- auch ohne Eigenkapital. 

Das Positive daran: Du kannst dann deine eigenen Entscheidungen treffen, du hast niemanden, der dich kontrolliert und kannst so arbeiten, wie du es für richtig hältst. Du musst niemanden fragen, ob du Urlaub haben möchtest, wie deine Arbeitszeiten aussehen sollen, mit wem du arbeiten möchtest usw.

Das Negative: Es ist kein Zuckerschlecken! Selbständig bedeutet Selbst- und ständig. Dein Name steht unter den Kreditverträgen und du bist verantwortlich dafür, dass ALLES läuft. Das kann- gerade in der Startphase- verdammt hart sein. Nichts mehr mit Feierabend, kein bezahlter Urlaub, kein Recht, auch mal krank zu sein. Familienplanung? Du überlegst dir ganz genau, ob du dir eine Krankheit leisten kannst oder nicht. Und wehe, dich erwischt es mal richtig... Zahle jeden Monat 700 € für deine Krankenversicherung, nochmal so viel für die Rente, zahle nochmal so viel für Versicherungen.... zahle Steuern... und sei froh, wenn was übrig bleibt. WEnn du Angestellte hast, bist DU dafür verantwortlich dafür, dass sie ein faires Gehalt bekommen, und zwar unabhängig davon, ob du einen guten oder einen schlechten Monat hattest, egal, ob sie krank waren oder im Urlaub oder mit krankem Kind daheim oder ob sie Leistung gebracht haben...

Es ist ein verdammt hoher Preis für "selbst entscheiden dürfen". Sagt dir eine Unternehmerin.

Nele


Veranwortung für Deine Arbeit wird Dir übertragen, wenn der Arbeitgeber davon überzeugt sein kann, dass du sie beherrschst und keine Kontrolle benötigst.

Wenn Du ein Problem damit hast, Dir etws sagen zu lassen, bist Du as Arbeitnehmer falsch. Dann musst Du Dich selbständig machen.


DBKai 
Beitragsersteller
 31.12.2016, 19:23

Das ist immer leichter gesagt als getan - nicht jeder hat die Möglichkeit dies zu tun!

Und  es kann ja auch sein, dass der Chef seine Arbeit schlecht/verantwortungslos macht... und das können dann wieder die Mitarbeiter und die Kunden beurteilen. 

Was ist schlecht? Was könnte/soilte WARUM anders gemacht werden? Darüber könnte man dann offen sprechen und überlegen was langfristig auch einen Sinn ergibt! 

Stell dir vor dir kontrolliert ein Kollege nach, der die Arbeit eigentlich schlechter macht als du und sagt dann immer, dass etwas bei dir nicht passt... prinzipiell... und bei anderen kontrolliert er aber nicht hinterher... Was macht man dann?

Ist doch besser wenn man seine Arbeit macht und sich das Feedback von den Kunden holt? Diese kann man ja fragen ob alles ok war... oder ob sie etwas anders haben wollen. Nicht überall aber manchmal zumindest. 

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konstanze85  31.12.2016, 19:27
@DBKai

Ich will damit sagen, dass Du Dich als Arbeitnehmer unterordnen musst. Dir bleibt keine Wahl. Ob es bei Arbeit im Team ist oder wenn Deine Arbeiten durch mehrere Hände gehen und Fehler aufgedeckt werden. Wenn Du gezielt kontrolliert wirst und der Chef das nicht angeordnet hat, musst Du mit der Kollegin sprechen und sie fragen warum. Wenn es ihre Aufgabe ist, wirst Du das schlucken müssen. Dass sie viele Fehler macht, wird dann schon auffallen. Du hast sicher auch einen Mund.

so ist die Hirarchie in Unternehmen und wenn Du keine Position hast, in der Dich keiner kontrollieren kann, wirst Du damit leben müssen.

Oder Du arbeitest Dich langsam hoch, wenn Du so gute Arbeit leistest, dass Deine Fehlerquote so niedrig ist. Liegt ja an Dir.

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DBKai 
Beitragsersteller
 31.12.2016, 21:46
@konstanze85

Einen Mund hab ich - nur leider kann man mit vielen Leuten ja nicht normal reden.

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Ohne Hierarchien funktioniert die Welt nicht, wenn viele Menschen eng zusammenarbeiten.

Weil man nicht alles à la Waldorf-Kindergarten ausdiskutieren kann.

Weil man nie zu einem Ergebnis kommt, wenn jeder Mitarbeiter einen eigenen, gleichberechtigten Vorschlag zu Pausenzeiten, Arbeitskleidung, Bodenbelag oder Duftnote der Handseife machen darf. Vom Sortiment oder den AGBs ganz zu schweigen.

Du willst dich nur am Feedback deiner Kunden orientieren? Die loben dich über den grünen Klee, wenn du ihnen sämtliche Wünsche erfüllst, alles umtauschst, Nachlässe gewährst, Kredite gibst und Kaffee und Prosecco ausschenkst. Leider kann sich das kein Unternehmen leisten!

Wenn du deinen Chef für unfähig hältst - such dir einen neuen Job!

Dein "Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich selbständig zu machen" macht mich echt sauer - wenn du willst, findest du einen Weg! Aber "ich kann nicht" ist eben doch immer einfacher als "ich will nicht"...

Und Opfer sein ist einfacher als sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Wäre es nicht ein guter Vorsatz fürs neue Jahr, daran mal was zu ändern?


DBKai 
Beitragsersteller
 31.12.2016, 19:47

So ein Schwachsinn. Wenn es so einfach ist sich selbstständig zu machen - wie soll das denn genau gehen, wenn man kein Kapital hat?

Und man kann ja sehr wohl Feedback geben und sich dieses mal ansehen - was ergibt langfristig gesehen einen Sinn und was nicht?

Ich kann den Kunden nichts geben, was nicht auch da ist... und ihnen laut Plan nicht auch zusteht... Somit können diese hauptsächlich meine erbrachte Leistung bewerten und das ist ja eigentlich auch ok so. 

Man kann schon vieles ausdiskutieren - man bräuchte sich nur mal die Zeit für bestimmte Themen nehmen... immer mal - damit alle Unklarheiten bereinigt werden können... Das können wir machen und zwar weil... das können wir derzeit nicht machen und zwar weil...

Der Chef darf sich also alles erlauben und alle anderen nicht? Schon unfair... Auch einem Chef sollte man Feedback geben dürfen... 

Und im Kapitalismus ist es nicht leicht einen guten Job zu finden - viele sind - aufgrund des Systems - nicht wirklich sozial und gut... deshalb muss man das beste aus dem machen was eben da ist.

Ich nehme mein Leben schon selbst in die Hand - doch es geht noch nicht wirklich fair zu und an vielen Stellen wird man bewusst gehindert... also bin ich hier auch eingeschränkt.

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DODOsBACK  31.12.2016, 20:25
@DBKai

Ich kann den Kunden nichts geben, was nicht auch da ist... und ihnen laut Plan nicht auch zusteht...

Jeder sollte SEINE (hoffentlich fair zugeteilte) Arbeit machen

man kann jemanden einschulen und unterschreiben lassen, was gezeigt wurde

Wer macht denn den Plan? Wer teilt die Arbeit ein? Wer erlaubt dir, andere einzulernen (einschulen ist was anderes...), und warum sollen die das unterschreiben, wenn ihr es doch (in deiner Welt) einstimmig so entschieden und abgesprochen habt?

Du schreibst die ganze Zeit so, als wäre es völlig normal, dass du vieles NICHT entscheidest - aber sobald dir irgendwas nicht passt, willst du davon nichts mehr wissen...

Wenn es so einfach ist sich selbstständig zu machen - wie soll das denn genau gehen, wenn man kein Kapital hat?

Denkst du, dir steht "einfach" genauso zu wie "eigenverantwortlich" oder die Entscheidung darüber, was wann, wo, wie, warum richtig, falsch oder (un)angemessen ist?

Kapital kann man sich ansparen. Mit einem Nebenjob dazuverdienen. Sich (mit einer entsprechend guten Idee) sogar leihen. EINFACH ist nichts davon - MÖGLICH schon!

Und wer verbietet dir denn, klein anzufangen und nebenbei etwas aufzubauen, von dem du (nach sehr viel harter Arbeit) irgendwann mal leben kannst?

deshalb muss man das beste aus dem machen was eben da ist.

Guter Gedanke - warum hältst du dich nicht dran?

Für mich klingt das, als hättest du ein persönliches Problem mit deinem Chef und nicht den A... in der Hose, die Sache irgendwie vernünftig zu lösen.

Das Leben ist nun mal nicht fair - manchmal musst du dich damit abfinden, dass nicht alles so läuft, wie du es gern hättest und Konsequenzen ziehen. Einen Schritt zurück zu machen, muss nicht der Anfang vom Ende sein!

Wenn du dir damit ein bisschen "Luft" verschaffst, erkennst du vielleicht ganz neue Möglichkeiten.

(Liebes GF-Team: findet ihr nicht, dass es langsam Zeit wird für Märtyrerbätschis? Mehrtürer, Zu-Kurz-Komma, Oberarm-Er...)

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