Eichunsicherheit erklärung?

2 Antworten

Von Experte tunik123 bestätigt

Geeicht bedeutet "amtlich geeicht". Das macht das Eichamt für eichpflichtige Meßgeräte in festgelegten Abständen. Die "Eichunsicherkeit", d.h. die zulässige Abweichung vom wahren Meßwert nach oben und unten richtet sich nach der Art des Meßgeräts. Eine amtlich geeichte Fahrzeugwaage hat vielleicht einen zulässigen Fehler von +/- 10 kg bei einer Höchstlast von 50.000 kg und einer Mindestlast von 100 kg (das sind reine erfundene Zahlen). Eine analytische Waage im Labor hat einen Fehler von +/- 0,1 Milligramm bei einer Höchstlast von 160 g und einer Mindestlast von 1 Gramm.
Eichpflichtig sind z.B. alle Meßgeräte im Warenverkehr (Waagen, Zapfsäulen, Metermaße im Stoffgeschäft), im medizinischen Bereich (Apothekerwaagen, Blutdruckmeßgeräte), Radargeräte, Laserpistolen und Tachos der Polizei.
Alle anderen Meßgeräte, die nicht eichpflichtig sind, werden nur kalibriert, d.h. ihre Anzeige muß auf internationale oder nationale Normale zurückzuführen sein. Bei fehlerhafter Anzeige können sie evtl. justiert werden, d.h. ihre Anzeige wird so verändert, daß sie über den gesamten Meßbereich wieder im Sollbereich liegt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

tunik123  01.06.2021, 16:02

Danke. Eine schöne Erklärung zum Thema eichen, kalibrieren und justieren.

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guschteusz 
Beitragsersteller
 01.06.2021, 20:29

Und was bezeichnet dann die EichUNSICHERHEIT? Die vom Amt gegebene Unsicherheit?

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Jo3591  02.06.2021, 09:07
@guschteusz

Die Eichunsicherheit macht eine Aussage darüber, wie geneu ein Meßgerät an internationale Normale angeschlossen wurde, die Angabe erfolgt in % des Meßwerts. Die Kalibrierung bzw. Eichung erfolgt üblicherweise am oberen Ende des Meßbereichs. Bei der Analysenwaage wären das z.B. 160 g +/- 0,1 mg = 0,0000625 %.

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"Angeschlossen" ist ein etwas merkwürdiger Ausdruck, aber ich erkläre mal an einem Beispiel, was gemeint ist: Wir haben auf Arbeit verschiedene Digitalvoltmeter.

Eins davon ist sehr genau (und dementsprechend teuer). Das muss regelmäßig zum Kalibrieren zur Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), denn die wissen genau, was ein Volt ist (Level A). Damit ist dieses Gerät an den Standard (Level A) "angeschlossen" und hat Level B. Die anderen Digitalvoltmeter werden mit dem Level-B-Gerät kalibriert, das können wir selbst machen. Diese Geräte haben dann Level C.

Und außerdem haben wir Level-D-Geräte, die man im üblichen Versandhandel (Conrad, Reichelt u.a.) kaufen kann. Die werden von uns nicht kalibriert.

Auf jedem Messgerät muss (auf einem Aufkleber) angegeben sein, über wieviele Level es an den offiziellen Standard "angeschlossen" ist.


guschteusz 
Beitragsersteller
 01.06.2021, 15:46

Wow, das macht jetzt so viel Sinn, danke! In meinem Skript steht wirklich nur dieser Satz :(
Und Kalibrieren ist, wenn man es auf ein anderes Gerät "anpasst"?

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tunik123  01.06.2021, 16:00
@guschteusz

Ja, so kann man das sagen.

In der Praxis legen wir an das Level-B-Gerät und an ein Level-C-Gerät die selben Spannungen an und speichern in einer Datei, was denn das Level-C-Gerät so misst. Damit ist das Level-C-Gerät an das Lebel-B-Gerät vom Standard "Volt" her "angeschlossen". Aber eben nicht ganz so genau.

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tunik123  01.06.2021, 16:44
@guschteusz

Ich vermute mal, dass das EU-weit so ist. Zumindest in den Niederlanden kennen die das auch so.

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