Der Sieger schreibt die Geschichte?

14 Antworten

Ja, obwohl das in unserer Zeit nicht mehr so zutrifft. Wenn Du Dir geschichtliche Ereignisse ansiehst, dann gab es immer wenige, die diese Geschichte weitergegeben haben. Zum Beispiel Herodot. Der Geschichtsschreiber hat dann die Geschichte so geschrieben, wie er es wollte. Als Beispiel die Vorlage für den Comic / Film 300, die Schlacht bei den Thermophylen.

Kann ich nur bestätigen, musste bei Volksarmee u. FDJ Russenfilme ansehen, wo immer die Russen gewannen u. die Deutschen verloren. Das härteste war ein Nordroreanischer Kriegsfilm in Form einer Oper. Da sahen die bösen Südkoreaner und Amis auch böse. Die guten aus den Norden sangen u. warfen mit Steinen, trotzdem siegten sie. Der Film hat soviel Prodest ausgelöst, dass unser Kommandeur uns beruhigt hat. Da der Militärattacee der Koreaner da war.

Die Aussage des Zitats ist nur teilweise zutreffend. Die Wirklichkeit ist vielfältiger. Sieger haben eine größere Macht, den Zugriff auf Quellen zu kontrollieren, ihre Darstellungen zu verbreiten und ihre Deutung durchzusetzen. Damit haben sie eine größere Chance, die herrschende Meinung und die Deutungsmuster zu prägen. Aber auch Besiegte haben meistens die Möglichkeit, eine Überlieferung zu begründen und ihre Sichtweise darzulegen. Außerdem kann sich die Stellung von Siegern und Besiegten in der Folgezeit ändern oder Menschen in einer späteren Zeit gehören zu keiner damals beteiligten Gruppe. Die Deutungsmacht bleibt nicht unbedingt bestehen, die Sichtweise kann sich auch ändern.

Ein wichtiger Gesichtspunkt ist auch, ob überhaupt eine schriftliche Überlieferung geschieht und ob sie erhalten bleibt. Dies gilt vor allem für die frühe Geschichte. Die jüdische Überlieferung bezieht sich auch auf Niederlagen, z. B. gegen die Assyrer (babylonische Gefangenschaft). Eine Darstellung der Karthager über die Auseinandersetzungen mit Rom (punische Kriege) ist dagegen nicht überliefert. Caius Iulius Caesar hat ein Werk über den gallischen Krieg geschrieben. Ein Werk der von ihm besiegten Gallier mit ihrer Sichtweise ist nicht vorhanden.

Auf dem Balkan haben Völker zum Teil sehr gegensätzliche Geschichtsbilder, gerade zu Ereignissen, bei denen sie besiegt wurden. Schlachten auf dem Amselfeld gegen die Türken 1389 (große Verluste und in der Folgezeit Vasallenstaat des Osmanischen Reiches) und 1448 (Niederlage zusammen mit den Ungarn) spielen im historischen Selbstverständnis der Serben eine wichtige Rolle.

Es gibt Geschichtspolitik (Inanspruchnahme von Geschichte für politische Zwecke) mit dem Ziel, Geschichte in einen Sinnzusammenhang zu bringen, Zustände in der Gegenwart zu beleuchten, zu begründen oder anzugreifen (Einsatz von Geschichte als Argument) und die Sicht in die Zukunft auf bestimmte Weise zu lenken. Die Mittel sind unterschiedlich. Es gibt Geschichtsklitterung (Verfälschung; an so etwas hat wohl Napoleon Bonaparte mit seinem Ausspruch „Geschichte ist Lüge, auf die man sich geeinigt hat“ gedacht), Auslöschen aus der Erinnerung („damnatio memoriae“ – Verdammung des Andenkens“ ist dafür ein Ausdruck; dies wurde z. B. bei dem ägyptischen Pharao Echnaton versucht), Mythenbildung, aber auch Aufklärung und Herstellung von Verständnis mit Perspektivenvielfalt.

Der athenische Historiker Thukydides (er war allerdings von 424 – 404 v. Chr. in der Verbannung) hat über den peloponnesischen Krieg geschrieben, den Athen gegen Sparta verlor, und mit diesem Werk das Geschichtsbild in erheblichem Ausmaß bestimmt.

Der Geschichtsablauf beim Kolonialismus ist oft hauptsächlich oder ganz aus der Perspektive der Sieger dargestellt (z. B. in bezug auf die Indianer in Amerika).

Christentum und Islam haben Religionen, gegen die sie sich in der Spätantike und im Mittelalter durchgesetzt haben, mit einer wenig objektiven Sicht dargestellt und damit über lange Zeiträume die Überlieferung geprägt.

In der neueren Geschichte gibt es eine Blickrichtung auf Propaganda. Walter Lippmann, ein Publizist aus den USA, wird oft zitiert: „Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang in die Geschichtsbücher der Besiegten gefunden hat und von der nachfolgenden Generation auch geglaubt wird, kann die Umerziehung als wirklich gelungen angesehen werden.“ „Only when the war propaganda of the victors is entered into the history books of the vanquished, (and this is also believed by succeeding generations), only then will our reeducation have succeeded.”

Solange Pluralismus mit Meinungsfreiheit und Medienvielfalt vorhanden ist, stößt plumpe Propagada aber auf deutliche Grenzen.

Geschichtswissenschaftliche Werke bieten ein differenziertes Bild. Beim Ersten Weltkrieg hat es Abschieben von Verantwortung (zum Teil auch mit einer These vom Hineinschliddern) und ziemlich einseitige Schuldzuschreibungen von verschiedenen Seiten gegeben. Heute hat sich eine genauere und ausgewogenere Sicht weitgehend durchgesetzt.

Das Zitat kann auch in einem bedenklichen Sinn herangezogen werden. Dann erhebt jemand den Anspruch, mit einer Gegendarstellung zu etwas, das als Geschichtsdarstellung der Sieger hingestellt wird, die verschwiegene und unterdrückte Wahrheit anzubieten, ist aber selbst ziemlich willkürlich in der Auswahl der Tatsachen und der Deutung und schildert eventuell etwas sogar äußerst falsch (der Begriff „Geschichtsrevisionismus“ kommt in Nachschlagewerken für ein solches Verhalten vor).

Bei der Geschichtsschreibung gibt es auch eine Glaubwürdigkeit aufgrund der belegten Tatsachen. Bei Themen wie Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg oder DDR ist eine vielschichtige Darstellung gut, aber deutlich schlechte Seiten, die Grundlegendes betreffen, und klare Schuld sollten nicht als bloße Sicht der Sieger beiseitegeschoben und verwischt werden.

Neben dem Wohlwollen für die eigene Seite gibt es auch eine Neigung, das, was sich im tatsächlichen Geschichtsverlauf durchgesetzt hat, zu verherrlichen (und eventuell sogar eine nationale Geschichte nach rückwärts ganz in diesem Licht aufzufassen wie z. B. in der kleindeutsch-borussischen Geschichtsschreibung von einem Nationalstaat mit preußischer Führung) oder darin (im Erfolg) eine überlegene Vernunft/eine sinnvolle Sachlogik zu sehen (wer Erfolg hat, hat recht, die Unterlegenen und Alternativen im Ablauf nicht). Im 19. Jahrhundert konnten Historismus und Fortschrittsdenken dazu führen. Sehr zugespitzt und polemisch (durchaus selbst einseitig und in Teilen anfechtbar) hat der Philosoph Friedrich Nietzsche in einem Fragment 1875 sich dagegen gewendet und geschrieben: „Alle Geschichte ist bis jetzt vom Standpuncte des Erfolges und zwar mit der Annahme einer Vernunft im Erfolge geschrieben. […]. Überall der breite Optimismus in der Wissenschaft. Die Frage: "was wäre geschehn, wenn das und das nicht eingetreten wäre" wird fast einstimmig abgelehnt, und doch ist sie gerade die kardinale Frage, wodurch alles zu einem ironischen Dinge wird. Man sehe nur sein Leben an. Wenn man nach Plan in der Geschichte sucht, so suche man ihn in den Absichten eines gewaltigen Menschen, vielleicht in denen eines Geschlechtes, einer Partei. Alles übrige ist ein Wirrsal. – Auch in der Naturwissenschaft ist diese Vergötterung des Nothwendigen. – Deutschland ist die Brutstätte für den historischen Optimismus geworden: daran mag Hegel mit Schuld sein. Aber durch nichts hat die deutsche Cultur verhängnissvoller gewirkt. Alles durch den Erfolg Unterdrückte bäumt sich allmählich auf; die Geschichte als der Hohn der Sieger; servile Gesinnung und Devotion vor dem Faktum – "Sinn für den Staat" nennt man's jetzt: als ob der noch hätte gepflanzt werden müssen! Wer nicht begreift, wie brutal und sinnlos die Geschichte ist, der wird auch den Antrieb gar nicht verstehn die Geschichte sinnvoll zu machen.“

Indianer im den USA ? Indios in Südamerika ? Der Spruch stimmt meist. Heutzutage ist es aber so, dass durch Meinungsvielfalt auch andere Lesweisen herauskommen können, z.B USa im Irak.

Ja das Zitat finde ich ist sehr zutreffend.. Man braucht doch nur in die Geschichte schauen was Sieger alles nach dem gewinnen veranstaltet haben. Da wird nur das kund getan was ihnen passt und das ist nun mal nicht immer die Wahrheit