Demokratietheorien von Rousseau und den Federalists?

1 Antwort

Der wesentliche Unterschied liegt, so weit ich es verstehe, darin:

Rousseau will eine direkte Demokratie, d.h. alle Bürger treffen sich, besprechen das, was besprochen werden muss und entscheiden. Dabei soll jeder seine eigene Meinung haben, diese Meinung äußern, dann werden in dieser Bürgerversammlung die nur egoistischen Teile der einzelnen Meinung herausgefiltert, und übrig bleibt der "allgemeine Wille", der für alle gut ist, und der dann umgesetzt wird. Das funktioniert natürlich nur in sehr kleinen Einheiten, wie z.B. einem Dorf oder vielleicht noch in einer Kleinstadt, aber nicht mehr in einem Staat. Wie genau die egoistischen Teile herausgefiltert werden, konnte Rousseau auch nicht sagen.

Die Federalist Papers (ich nehme an, dass du die meinst) lehnen aber diese direkte Demokratie ab, weil sie fürchten, dass sich dann nur die Mehrheit immer durchsetzt und die Minderheiten, die anderer Meinung sind, nicht berücksichtigt werden. Sie wollen eine repräsentative Demokratie, also mit Abgeordneten, Minderheitenschutz und die gegenseitige Kontrolle der Staatsorgane (checks and balances).  Das ist im wesentlichen das Prinzip, nach dem moderne Demokratien laufen.

Dahinter stehen zwei unterschiedliche Annahmen: Rousseau denkt, es gibt genau die eine richtige Meinung, die Autoren der Federalist Papers gehen davon aus, dass es unterschiedliche Meinungen, Ziele etc. gibt und geben soll (Pluralismus).


Palaimona 
Beitragsersteller
 13.05.2016, 17:38

Das war sehr verständlich und hat mir sehr gut weitergeholfen, danke für deine Antwort! :)

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