CO²-Ausstoß von Ariane 5 Start heute

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Hallo,

CO2 entsteht beim Abrennen der Booster und der Oberstufe, da diese mit HTPB bzw. mit Monomethanhydrazin betrieben werden. Die Hauptstufe wird wie schon gesagt mit Wasserstoff und Sauerstoff betrieben, da entsteht also wirklich nur Wasser.

Die Booster enthalten jeweils 238 t Treibstoff, davon entfallen 14% auf das HTPB. Jetzt muss man nur noch noch die Masseanteile des Kohlenstoffs nehmen und kann dann ausrechnen, wieviel CO2 nach der Verbrennung entstanden sind. Nach kurzer Überschlagsrechnung bin ich da auf knapp 98 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Booster gekommen, will das Ergebnis aber nicht endgültig beschwören. Für 2 Booster wären das dann logischerweise 196 Tonnen CO2.

Bei der Oberstufe wird deutlich weniger CO2 freigesetzt, da sie nur 9,7 t Treibstoff enthält und Monomethylhydrazin massemäßig deutlich weniger Kohlenstoff enthält als HTPB. Von sauberer Sache kann man hier trotzdem nicht sprechen, da sowohl Monomethylhydrazin als auch der Oxidator Distickstofftetroxid hochgiftig sind. Solange beide nicht in die Umwelt gelangen ist das allerdings nicht weiter tragisch, da die Oberstufe erst im Weltraum gezündet wird, wo uns das Austreten der Chemikalien oder etwaige bei der Verbrennung entstehende Stickoxide reichlich egal sein können. allerdings müssen beide Chemikalien auf der Erde erstmal hergestellt werden...

Die Feststoffbooster fallen übrigens ins Meer zurück, wo sie dann eingesammelt werden. Hie Hauptstufe geht in einen Orbit um die Erde, wird also Weltraummüll. Dort bleibt sie dann auch - oder fällt irgendwann runter und fackelt dann in der Atmosphäre ab.

Und ohne jetzt wie ein Verschwörungstheoretiker klingen zu wollen, auf Marken und Organisationen in einem kapitalistischen System zu vertrauen ist reichlich absurd. Fairtrade ist grober Unfug. Sich dafür zu engagieren, dass Bauern und Arbeiter in Afrika und Südamerika nicht ausgebeutet werden und verrecken ist ja an sich eine gute Sache, aber sie ist nicht fair. Fair bedeutet nicht, dass Bauer X von seinem Gehalt (angenehm) leben kann, sondern fair bedeutet, dass ich ihm dasselbe Leben ermögliche, wie ich es führe.

Jetzt könnte man sagen, dass man ja wenigstens etwas tut, wenn man Fartrade-Produkte kauft. Aber das Gegenteil ist der Fall. Mit Fatrade wird im Endeffekt auch nur Geld verdient. Wenn man wirklich etwas unternehmen will, sollte man ganz einfach lokal einkaufen und Importwaren möglichst meiden. Damit weder der eine noch der andere etwas davon haben.


Nishobalia 
Beitragsersteller
 05.06.2013, 15:10

Danke für die tolle Antwort, besonders den letzten Teil! :D hm, knapp 200 Tonnen CO², das is doch ne Menge..

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paragliding76  06.06.2013, 08:24

Super Antwort, gut recherchiert und erklärt. Nur beim Thema Fairtrade bin ich teilweise anderer Meinung :) Auch wenn die Bauern nicht so viel bekommen wie sie sollten ist es doch mehr als wenn man gar nichts kauft. Ich kaufe Produkte die ich nicht von lokalen Erzeugern bekomme lieber von Fairtrade, da ich dadurch sicher bin dass die Bauern so wenigstens einen kleinen Teil des Preises bekommen.

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Soziopathie  06.06.2013, 12:40
@paragliding76

Deswegen schrieb ich ja auch, dass Importwaren möglichst gemieden werden sollen. Wenn ich mir meinetwegen ein T-Shirt kaufen will, dessen Baumwolle logischerweise nicht in Deutschland hergestellt wird, dann ist es natürlich gewissenhafter, wenn die Baumwolle per Fair Trade gehandelt wurde, als wenn es sich um eine Baumwolle aus Ausbeutung und Kinderarbeit handelt.

Und auch wenn es komisch klingt: Es ist nich unbedingt gut, wenn man Waren aus der dritten Welt importiert, damit die Leute "wenigstens etwas" etwas haben. Dadurch können die Konzerne den Produzenten nämlich Preise diktieren, wodurch diese gezwungen werden zu diesem Preis zu verkaufen, oder aber auf ihren Waren sitzen bleiben. So kann man Schaden anrichten, obwohl man eigentlich gutes im Sinn hatte.

Zu guter letzt, schau dir mal bitte diese Doku an. Ich weiß, sie ist etwas einseitig, aber sie wirft ein paar Fragen auf, die man sich evtl. stellen sollte.

http://www.youtube.com/watch?v=HKwoep9-GHk

LG

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Hallo,

die Antwort von Soziopathie ist sensationell und liest sich super kompetent.

Aber (vergessen): Zur Herstellung einer Ariana5 (teilweise nicht wiederverwertbar) und Durchführung der Mission kommen noch etliche Tonnen hinzu (Stahlerzeugzung, Aluminiumerzeugung, Kunststoffe, etc.)

Ich würde die genannte Zahl von 200 to locker verdoppeln oder verdreifachen. Ganzheitlich gesehen.

Gruß


Soziopathie  05.06.2013, 22:04

Danke für das Kompliment. Vergessen hatte ich es nicht, die Produktions- und Transportmengen für CO2 zu nennen, sondern ich hatte mich absichtlich dazu entschlossen sie nicht zu erwähnen, da ich es so verstanden hatte, das explizit nach dem Start der Rakete gefragt wurde. Ansonsten hast du recht mit der Herstellung der Materialien. Genau genommen müsste man sogar noch mit reinnehmen, wieviel Strom für die Wasserstofferzeugung nötig war und die CO2-Emissionen der LKWs für den Transport usw.

Und ehrlich gesagt hätte ich keine Vorstellung, wie ich diese Mengen hätte rausfinden sollen. Aber du hast recht, es wäre mit Sicherheit noch um einiges mehr gewesen.

LG

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Soziopathie hat vergessen, dass zur Herstellung der Treibstoffe, also auch Wasserstoff, viel Energie benötigt wird, und deshalb indirekt ein vielfaches von den berechneten 200 Tonnen CO2 produziert wird.


Soziopathie  28.12.2013, 14:11

Siehe dazu mein Kommentar unter der Antwort von DietmarBarkel. Ich hatte es nicht vergessen, sondern mich ausschließlich auf den Start der Rakete bezogen.

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Bei Raketenstarts wird sogut wie kein CO2 ausgestoßen. Die Treibladung besteht überwiegend aus Wasserstoffverbindungen, demnach sind Raketenstarts eine ziemlich saubere Angelegenheit.

Man könnte es theoretisch berechnen, dazu müsste man genau wissen, welche Bestandteile in welchem Maße vorhanden sind, chemische Reaktionsgleichung aufstellen und eben die Liter ( Tonnen) in MOL umrechnen und dann am Ende die Reaktionsprodukte die CO2 Werte ermitteln


Nishobalia 
Beitragsersteller
 05.06.2013, 13:48

Dank für die ausführliche Antwort. Kann es wirklich sein, dass ein Raketenstart eine "saubere Sache" ist? Werden da, wenigstens in der Anfangsphase, nicht noch andere gitfige Sachen frei? Und vieles wird auch nicht wiederverwendet sondern landet im All, oder? Mich interessiert es, weil eine Umweltorganisatio, die auch "Fairtade" Schokolade macht, 1,2 Kilo davon nun mit ins All schicken lässt, als Werbeaktion. Und irgendwie passt das für mich nicht zusammen..

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Nehmen wir mal die geschätzten 200 t.

Weltweit wird jährlich etwa 34 Milliarden t CO2 ausgestoßen, das entspricht 170 Millionen Ariane Starts :-)