Christliche Frage beantworten?

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Die Widersprüche lassen sich dadurch erklären,dass alle es aus ihrer Perspektive,bzw. aus verschiedenen Erzählungen und Verschriftlichungen aufgeschrieben haben und das 40-60 Jahre nach dem eigentlichen Ereigniss,teilweise noch länger,da ja Jesus um das Jahr 0 geboren wurde,also etwa 100Jahre später (im Fall des Johannes-evangeliums). Du kannst es dir so vorstellen: Du und deine Freunde sehen ein spannendes Ereignis und werden 10 Jahre später über die Einzelheiten befragt. Denkst du,dass ihr alle das gleiche erzählt? Und jetzt stell dir vor,dass das noch länger her ist,und die Evangelisten teilweise nichtmal dabei waren,sondern es nur von anderen gehört hatten.

Das Entscheidene ist,dass es zwar formal (kleinere) widersprüche zu genauen Jahren,Anzahl von Geheilten oder sonst was gibt,die Botschaft und der Inhalt aber gleich sind. Das ist wie,wenn du in der Schule einen OHP benutzt und mehrere Folien übereinander legst,es gibt Unterschiede,aber das gesamte Bild lässt sich doch deutlich erkennen.

Die Bibel erhebt den Anspruch, ein von Gottes Geist inspiriertes Buch zu sein. Und inspiriert heißt nicht "wörtlich von Gott diktiert" , wie es Muslime vom Koran behaupten. Sie ist kein göttliches Diktat, aber auch keine rein menschliche Vorstellung. Sie ist Gottes Offenbarung, verborgen im Menschenwort.

Der Geist Gottes beachtet dabei den Schreibstil der einzelnen Evangelisten und ihre persönliche Eigenart, die für sie wichtigen Erlebnisse mit Jesus Christus niederzuschreiben. Deshalb gibt es in den einzelnen Evangelien Unterschiede - man setzt unterschiedliche Schwerpunkte. In den zentralen, sinnentscheidenden Aussagen des NT gibt es keine Unterschiede.

Wichtig ist, dass die Bibel ein Glaubensbuch ist, das Glaubensaussagen vermitteln will, sie erhebt nicht den Anspruch, ein naturwissenschaftliches Werk zu sein. Anders als in diesem ganz menschlichen, ganz in seine Zeit eingebundenen Wort der Bibel ist das Wort Gottes nicht zu haben. Die einzelnen Berichte sind geprägt von der Personlichkeit, dem Schreibstil und der kulturellen Situation der Verfasser.

Die Irrtumslosigkeit der Bibel beruht allein auf der religiösen Aussageabsicht der Bibel, nicht aber auf das Welt- und Naturverständnis. Dies spielt eine bedeutende Rolle zum Beispiel zum Verstehen der Schöpfungsgeschichte und des Sündenfalls.Irrtumsfrei ist da die Aussage "Gott ist der Schöpfer allen Seins" und nicht, wie er das gemacht hat. Glaubensaussage ist, dass Menschen gesündigt haben und nicht, wie sich das abgespielt hat. Weiterhin bezieht sich die Irrtumslosigkeit nicht auf die jeweilige Gesellschaftsordnung, in der ein Verfasser zur damaligen Zeit lebte und die sich in seinen Schriften widerspiegelt.

Es geht um Widersprüche zwischen den Synoptikern (die drei Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas) und Johannes.

ZB nur bei Johannes ist Jesus das "Lamm Gottes", ein Passahlamm. Und damit das passt, hat Johannes den Todestag von Jesus auf den 14. Nisan verschoben. Bei den Synoptikern ist der Todestag Jesu der erste volle Festtag des Festes (15. Nisan).

nach den Synoptikern war Jesu Todestag an einem Rüsttag zum Pessachfest (Mk 15,6–42 EU) und nach dem Johannesevangelium starb Jesus am 14. Nisan (siehe Quartodezimaner) zur selben Zeit, als die Passahlämmer im Tempel geschlachtet wurden (Joh 19,14–24 EU).

https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach

Und:

Auffällig ist auch die johanneische Datierung des Todes Jesu: Den Synoptikern zufolge wird Jesus am 15. Nisan morgens um neun gekreuzigt, nachdem er am Vorabend mit den Seinen das Passalamm gegessen hat.
Der johanneischen Darstellung zufolge wird Jesus bereits am 14. Nisan mittags um 12 von Pilatus zum Tode verurteilt.
Dies bedeutet, dass Jesus als das wahre Passalamm stirbt, während im Tempel die Passalämmer geschlachtet werden (vgl. Joh 1,29.36; Joh 19,31-37).

https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/evangelium-nach-johannes/ch/528fcd1eafaaa613173638c22fc8f453/#h7

Und:

Die Synoptiker (Mk 14,12-16 par.; Lk 22,15 f.) setzen ein Pesachmahl voraus, während nach Joh 13,1; 18,28 und 19,14 das Letzte Abendmahl am 13. Nisan stattfindet.
Jesus ist nach Joh das eigentliche Lamm Gottes, das durch seinen Tod am Rüsttag die Schuld der Welt hinweggenommen hat (Johannes der Täufer über Jesus in Joh 1,29.36). Im Johannes-Evangelium wird daher auch kein Pesachmahl als Rahmen des Letzten Abendmahls angenommen.

Bild zum Beitrag

https://static.uni-graz.at/fileadmin/kath-institute/Neues-Testament/Eucharistiefeier/datum.pdf

Manche versuchen das mit verschiedenen Kalendersystemen zu erklären:

... andere haben versucht, die Sache über verschiedene Kalender zu harmonisiren:
An dieser Stelle ist nur festzuhalten, dass alle Versuche, diesen Widerspruch kalendarisch weg zu harmonisieren, gescheitert sind.
Besonders erwähnenswert ist der Versuch von Annie Jaubert, die meinte, Jesus und sein Jünger folgten wie die Qumran-Gemeinschaft einem Solarkalender, und nicht dem üblichen Mondkalender. Danach hätten Jesus und seine Jünger vor dem 15. Nisan Passa gefeiert.
Einen ähnlichen Versuch hat Colin Humphreys vor kurzem unternommen und postuliert, dass Jesus und seine Jünger als Galiläer einen anderen, vor-exilischen Kalender verwendet hätten. Diese Thesen scheitern schon daran, dass es nicht die geringsten Indizien dafür gibt, dass die Jesusbewegung einen alternativen Kalender verwendet oder überhaupt sich für kalendarische Fragen interessiert hätte.

https://www.theologie.fau.de/files/2021/01/du-toit-ds-2019_antrittsvorlesung.pdf

In der Bibel geht es um Theologie, nicht um historische Wahrheiten. Und das ist nur für jene Christen ein Problem, die die Bibel für widerspruchsfrei und irrtumslos halten.

 - (Religion, Christentum, Christen)

Lukas238688 
Beitragsersteller
 07.05.2023, 11:15

Dürfte ich ich fragen ob Sie Christ sind? Und wenn ja wieso halten sie an das Christentum wenn es doch nicht Widerspruchsfrei ist?

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Mayahuel  07.05.2023, 11:42
@Lukas238688
 ob Sie Christ sind?

Nein, Atheist.

wenn es doch nicht Widerspruchsfrei ist?

Die Mehrheit im Christentum hält die Bibel nicht von Gott diktiert, aber von Gott inspiriert. Die Bibel wurde also von Menschen geschrieben, mit ihrem damaligen Wissen und Verständnis. Menschen machen Fehler. Menschen ändern bewusst etwas.

Bis auf wikipedia sind alle meine Quellen von Christen (von evangelischen bzw katholischen Universitätsinstituten). Die haben damit kein Problem.

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Im ersten markierten Teil wird gesagt, dass die Evangelisten die Geschichten um Jesus eher erfunden als berichtet haben.

Im zweiten heißt es, dass sich die Unterschiede zwischen den Synoptikern (Markus, Matthäus, Lukas) und dem Johannesevangelium nicht zusammenbringen lassen.

Wenn man sich näher und ehrlich mit der Bibel und ihrer Entstehungsgeschichte befasst hat, lässt sich beispielsweise das Dogma ihrer "Irrtumslosigkeit" oder alleine die buchstäbliche Wahrheit der Evangelien nicht aufrechterhalten.

Von daher würde ich jetzt den von Dir geposteten Textausschnitten erstmal tendenziell zustimmen.

Glaubst Du etwa an die "Irrtumslosigkeit" der Bibel, oder an die buchstäbliche Wahrheit der biblischen Evangelien? Dann hau mal Deine Argumente raus!

Woher ich das weiß:Hobby – Diplom-Hexe, praktiziere eine Art eklektisches Hexentum